Das Brockhaus-Lexikon soll zum letzten Mal gedruckt erscheinen. Mitte April 2008 soll eine werbefinanzierte kostenlose Version der Enzyklopädie online gehen.
Voraussichtlich 50 der etwa 450 Mitarbeiter des Verlages müssen gehen, die Redaktion wird in eine Online-Redaktion umgewandelt. Konkurrenz und Erfolg von kostenlosen Online-Mitmach-Enzyklopädien wie Wikipedia hatten dem Unternehmen sinkende Umsatzzahlen beschert.
Der Lexikonverlag Meyers hat bereits im September 2007 mit einem redaktionell geprüften Mitmachlexikon auf den sinkenden Markt bei klassischen Lexika reagiert. Bei Meyers können User Wissen beisteuern und Aktualisierungen vorschlagen.
Wie sehr die Konkurrenz von anderen Lexika-Anbietern am Sterben der Papier-Ausgabe schuld hat, kann ich nicht beurteilen. Ich kann mir aber vorstellen, dass günstigere Lexika, die im Grunde auch kein anderes Wissen anbieten, mehr Käufer finden. Ich glaube aber auch, dass da eine Generationenfrage hintersteckt. Der Brockhaus war mal ein Statussymbol. Aber wer von den jüngeren Leuten stellt sich denn heute noch schöne, ledergebundene Lexika in den Schrank? Wie oft guckt man da wirklich rein? Wie groß ist letztlich der Nutzwert? Vielleicht haben Konkurrenzanbieter ja auch ein jugendlicheres Image?
Ich persönlich finde es jedenfalls schade. Aus rein nostalgischen Gründen. Ich mag Print, auch Lexika. Sehr schön fand ich den Satz: Kauft man ein Lexikon, kauft man Wissen.
Aus sicher verständlichen Gründen kann und darf ich hier nicht zuviele Interna ausplaudern, doch ich gebe Euch schon Recht: Bei BIFAB wurde auch vieles nicht rechtzeitig erkannt. Man hatte sich auf seinem guten Ruf, dem großen Namen und seinem – zugegebenermaßen – hohen Qualitätsniveau ausgeruht. Oft wurde doch die eine oder andere innovative Idee von den BIFAB-Verantwortlichen als nicht seriös genug oder zu simpel abgetan. Wobei es auch immer wieder hieß: Das kostet zu viel. Man wollte also nicht viel investieren und auf hohem Niveau weitermachen. Tja, wenn dann Leute wie Google auftrumpfen mit Google-Earth und gleich mal für einen zweistelligen Milliardenbetrag die Ex-CIA Company namens Keyhole aufkaufen, um an die spektakulären Satellitenbilder zu kommen, dann schlägt eine Sparpolitik natürlich fehl.
Dennoch: Ich bin auch ein Fan von Büchern in gedruckter Form. Besonders, wenn sie auf hohem Niveau hergestellt wurden.
Lawblogger Udo Vetter hat seine Print-Brockhaus-Ausgabe übrigens kürzlich gespendet. An Wikimedia Deutschland: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2008/02/19/brockhaus-gedenken/
In Vetters Blog heißt es: “‘Wenn uns schon ständig vorgeworfen wird, für das Ableben des Brockhauses verantwortlich zu sein, dann wollen wir wenigstens das Andenken bewahren und eine Brockhaus-Enzyklopädie für die Nachwelt konservieren’, hatte mir Wikimedia-Geschäftsführer Arne Klempert geschrieben.” Finde ich mal eine sinnvolle Spende 🙂
die gedruckte version aufzugeben ist übertrieben. zeitungen erscheinen ja auch nicht nur noch digital.
Wie bitte? Kein Brockhaus im Buchformat mehr? Im Prinzip ist ein online-Brockhaus ja eine tolle Sache, aber ich denke, ich werde immer noch schneller und lieber zum Buch greifen als erst einmal den PC anzuschalten und nach dem Begriff zu suchen, auch wenn das selten vorkommt. Außerdem sehen in einem Regal Bücher immer noch am besten aus und sind quasi “Bildung zum Anfassen”.