Nicht nur die deutschen Politiker nutzen im gerade begonnen Superwahljahr mehr und mehr Blogs, um mit ihren Wählern in Kontakt zu treten. Auch der Premierminister von Kasachstan, Karim Masimov, ist seit kurzem online. Unter primeminister.government.kz haben die rund 15 Millionen Bewohner des zentralasiatischen Landes die Möglichkeit, dem Regierungschef Fragen zu stellen.
In Kürze werden auf besonderen Wunsch des Premiers auch seine Minister ein Blog starten (müssen).

Blogging in Kasachstan

In seinem Begrüßungstext, den immerhin schon 270 Leser kommentiert haben (Stand: 13.1.2009), betont Masimov, dass es sich um ein privates Blog handelt, mit dem er die Qualität der Berichterstattung über sein Land verbessern möchte. So sollen die Arbeit der Regierung und die wirtschaftliche Situation des Landes zwischen Russland und China erklärt werden. Die Postings des Regierungschefs sind in Kasachisch und Russisch verfasst.

Das Blog weist neben der Kommentarfunktion durchaus weitere Elemente des Web 2.0 aus. So können Artikel bewertet werden, eine Tagcloud zeigt die beliebtesten Begriffe an (Kasachstan/Weltbank/Präsident Nasarbajew), es gibt einen RSS-Feed und auch Videos werden verwendet. In einem Kontaktfeld können die Bürger ihre Anliegen an den 43 Jahre alten Premier schicken und dabei auch Dateien hochladen. Damit ist der kasachische Regierungsblog dem der deutschen Kanzlerin Angela Merkel um einiges voraus. Denn auf www.bundeskanzlerin.de kann der interessierte Bürger bis heute nicht kommentieren, sondern lediglich konsumieren. Masimov, dessen Partei Nur Otan bei den von der OSZE als unfair bezeichneten Wahlen im Jahr 2007 alle Sitze im Parlament errang, verspricht zudem, dass sich Mitarbeiter seines Büros um jede Anfrage kümmern werden.

Videoblogging

Wie ernst dieser Versuch ist, einen Dialog mit den Bürgern zu beginnen, ist allerdings zweifelhaft. Zwar lässt die Bewertung des Begrüßungsartikels mit durchschnittlich 2.7 von maximal fünf Punkten darauf schließen, dass es nicht in jedem Fall auf 99,9 Prozent Zustimmung ankommt. Ein schneller Überblick über die Kommentare lässt jedoch den Verdacht aufkommen, dass die Mitarbeiter des Premierministers ganze Arbeit leisten. So sind die überwiegend sehr positiven Reaktionen der kasachischen User ("tolle Seite", "ich möchte auch so etwas haben") unüblich für die in Deutschland zumeist eher kritischen Webuser.

Zumindest Masimov selbst glaubt aber den Erfolg des offiziellen Regierungsblogs. So hat er nun sämtliche Minister seiner Regierung aufgefordert, auch ihre Arbeit in Blogs zu erläutern. Bis Ende Januar haben sie Zeit, der Anordnung ihres Regierungschefs Folge zu leisten. Masimov kündigte bereits an, höchstpersönlich ein Auge auf die Bloggingversuche seiner Minister zu werfen.

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