BitcoinBitcoin und andere digitale Währungen sind nicht aufzuhalten. Auf der zweiten internationalen Konferenz „Bitcoin 2014“ in Amsterdam setzten sich Vertreter der Finanzaufsicht sowie Experten der Finanz – und Rechtsbranche intensiv mit den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für virtuelle Währungen auseinander. In all den Diskussionen über den aktuellen Stand und die Zukunft von Bitcoin wird eines immer wieder deutlich: Noch ist nicht abzusehen, wie sich die Besonderheiten von Kryptowährungen auf unsere Gesellschaft auswirken werden. Dies verwundert jedoch insofern nicht allzu sehr, als die Mehrzahl öffentlicher und privater Institutionen immer noch nicht vollständig im Informationszeitalter angekommen und Kryptowährungen noch sehr jung sind. Angesichts der wachsenden Bedeutung dieser Zahlungssysteme und des immer größeren Investitionsvolumens, das mit digitalen Währungen getätigt wird, ist es allerdings höchste Zeit, sich Gedanken über den Umgang der globalen Gesellschaft mit Kryptowährungen zu machen. Auf der internationalen Konferenz „Bitcoin 2014“ in Amsterdam wurden Vorteile von Kryptowährungen präsentiert, aber es wurden auch die Untiefen des neuen Systems deutlich gemacht und Lösungsmöglichkeiten diskutiert.

Die Vorteile überwiegen

Sogar kritische Stimmen wie die von Finanzexperten oder von Vertretern der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) räumen Vorteile digitaler Währungen ein: beispielsweise die erhöhte finanzielle Inklusion, d.h. den Zugang zu Konten oder Finanzdienstleistungen unabhängig von Wohnverhältnis oder Beschäftigungsstatus, oder auch den erhöhten Wettbewerb im Finanzsektor. Bitcoin-Experten sehen jedoch noch sehr viel mehr Vorteile: Bitcoin ist  das erste Zahlungsnetzwerk, das auf offenem Quellcode basiert, was die Funktionsweisen detailliert nachvollziehbar macht und vor der Einflussnahme durch Politik oder Zentralbanken schützt. In der Annahme, dass die Entwicklung von Bitcoin dadurch auch berechenbarer ist, halten Befürworter die Währung auf lange Sicht für viel stabiler als traditionelle Währungen.Die kryptographische Implementierung durch das Bitcoin-Protokoll baut eine gewisse Sicherheit schon per se mit ein, ermöglicht aber trotzdem blitzschnelle Transaktionen zu minimalen Kosten. Ein weiterer Vorteil wird in den kryptographischen Funktionen des Bitcoin-Netzwerks gesehen: Jeder User hat die Möglichkeit, mit Hilfe von Software die eigenen Transaktionen überprüfen, während das Netzwerk die Integrität aller Transaktionen sicherstellen kann, wodurch Diebstahl und Betrug verhindert werden sollen.

Analogien zwischen Kryptowährungen und Bargeld

Immer wieder wurden auf der Bitcoin-Konferenz Analogien zwischen Bargeld und Bitcoin gezogen. Auch der Einkauf ohne Kreditkarte oder Bankverbindung unterliegt Regelungen, nach denen der Kunde gewisse Rechte hat, und auch ein analoger Einkauf basiert auf Vertrauen in den Verkäufer. Mit dem Unterschied, dass Bitcoin mehr der Funktionsweise von Bargeld entspricht als der bisheriger elektronischer Bezahlverfahren, da es dezentral ist und zumindest bisher schwerer überwachbar ist. Ein weiteres Thema war das Problem der Geldwäsche in Kryptowährungssystemen. Da ein Bitcoin-Wallet (vergleichbar mit einer Geldbörse, die eine oder mehrere Kontonummern enthält) per se nur aus einer oder mehreren Nummern besteht, die keiner Person zugeordnet sind, und weil man beliebig viele dieser Geldbörsen erstellen und besitzen kann, wird Bitcoin und ähnlichen Systemen oft vorgeworfen, sie würden Geldwäsche und Steuerhinterziehung erleichtern. Dem muss man entgegen halten, dass alle Transaktionen sich öffentlich nachvollziehen lassen, weshalb Bitcoin auch nur pseudonym und nicht anonym ist. Es gibt jedoch alternative Entwicklungen für mehr Anonymität wie Zerocoin und Darkcoin.

Verbraucherschutz bleibt noch auf der Strecke

Bei der Weiterentwicklung des Bitcoin-Systems spielt der Verbraucherschutz bislang noch eine untergeordnete Rolle. Anders als im Bankensystem gibt es keine Programmfunktion, um missbräuchliche oder sonstige unliebsame Transaktionen wieder rückgängig zu machen. Dies ist durchaus beabsichtigt und wird von Entwicklern und Befürwortern generell positiv bewertet, da Benutzer beispielsweise nicht auf Kreditkartenfirmen angewiesen sind und deren Gewinn zwangsläufig mitfinanzieren. Dies verlangt jedoch eine gesteigerte Eigenverantwortung vom Nutzer über die eigenen Bitcoin-Finanzen. Auf der Bitcoin waren sich Rechtsanwälte und technische Experten von Bitcoin Startups weitgehend darin einig, dass die Bitcoin-Welt neuen Nutzern sehr viel mehr abverlangt als ein klassisches Konto. Hervorgehoben wurde insbesondere die Gefahr für Nutzer, sich unabsichtlich selbst zu schaden, indem sie die einzige Kopie ihrer digitalen Geldbörse löschen oder jemand unbeabsichtigt Zugang erhält. Außerdem muss sich jeder Bitcoin-Nutzer, der  seinen privaten Bitcoin-Schlüssel zur Verwaltung an einen Onlinedienst übergibt und dort große Beträge hortet, darüber im Klaren sein, dass er vollständig davon abhängig ist, wie gut der Dienst verwaltet wird, wie sicher er ist und wie viele Finanzreserven für eventuelle Schäden er vorrätig hat. Wer die Daten hingegen nur auf den eigenen Geräten verwaltet und sie vielleicht sogar auf mehrere „Konten“ aufteilt,  ist selbst für die Sicherheit verantwortlich. Sind keine zusätzlichen Schutzmechanismen zwischengeschaltet, kann im Prinzip jeder mit privatem Schlüssel und Bitcoin-Wallet über die damit verbundenen „Bitcoins“ verfügen. Deshalb ist es dann besonders wichtig, für Schutzmaßnahmen zu sorgen oder zum Beispiel den privaten Schlüssel „offline“ zu halten.

Vorteile und Bedürfnisse in Einklang bringen

Die Vertreter von Bitcoin-Startups kündigten an, dass sie in der Lage seien, Prozesse und ein technisches System zu entwickeln, um eine Brücke zwischen den Vorteilen der Kryptowährungen (z.B. Anonymität) einerseits und dem Bedürfnis der Kunden nach Sicherheit und Kontrolle sowie Möglichkeiten für Aufsichtsbehörden nach Sanktionierung zu schaffen. Wie das genau das im Ergebnis aussehen wird, ist aber noch unklar. Es bleibt also spannend, ob es möglich sein wird, die Vorteile von Bitcoin mit den Anforderungen von Regierungen und Verbrauchern in einem realisierbaren Kompromiss zu vereinigen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit und Vorteile von Bitcoin aufzugeben. Bild: flickr/BTC Keychain (CC BY 2.0) CC-Lizenz-630x1101