Gegenwärtig wird viel über „Big Data“ geredet, sei es im Zusammenhang mit personalisierter Werbung oder der Optimierung von Verfahren. Welche Rolle spielt die groß angelegte Datensammlung für das Industrieland Deutschland? Dieser Frage haben sich Experten bei der Veranstaltung „Big Data – Chance für Deutschland“ gewidmet. Was dabei auffiel: Chancen scheinen vorhanden, doch dürfen die negative Effekte nicht außer Acht gelassen werden.
„Big Data“ ist eine gute Sache. Aber es ist noch viel mehr: die Chance für das Industrie- und Entwicklerland Deutschland, um nach den Sternen zu greifen. Diese These wurde von den meisten Podiumsgästen bei der Veranstaltung „Big Data – Chance für Deutschland“ vertreten, die von der Initiative D21 e.V. und dem Fraunhofer-Verbund IUK-Technologie organisiert wurde. Nicht jedoch vom schleswig-holsteinischen Datenschutzbeauftragten Thilo Weichert, der – wen wundert es? – vor Risiken von “Big Data“-Sammlungen warnte. Das größte Problem liegt laut Weichert in der fehlenden Transparenz von Unternehmen wie Google, Facebook oder Amazon, denn: “Ökonomische Überlegungen befassen sich kaum mit Sicherheit“. Man wisse nicht, welche Daten anonymisiert würden und was mit den Daten schlussendlich passiere. Die Politik müsse sich deshalb ausgiebig mit dem Thema befassen und sinnvolle Rahmenbedingungen schaffen. Innovationen und Transparenz müssen sich dabei nicht ausschließen, so Weichert weiter.
Doch was sind sinnvolle Rahmenbedingungen? Diese Frage konnten die Podiumsgäste nicht zufriedenstellend beantworten. Stefan Wrobel vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) stellte klar, dass Regulierungen die Chancen für Deutschland behindern könnten. Er bekräftigte: “Es müssen die Bürger geschützt werden, nicht die Daten“. Dieser Meinung schloss sich der FDP-Netzpolitiker Manuel Höferlin an, der ebenfalls Bedenken bei einer Behinderung neuer Entwicklungen durch straffere Richtlinien der Politik hegt. Auch wisse man ja noch gar nicht, was man wirklich mit dem “Haufen Daten“ anfangen solle, führte Höferlin weiter aus.
Firmen wie Google oder Facebook machen vor das Datenanalysen die Zukunft bedeuten. Millionen (anonymisierter) Daten werden gespeichert und warten auf Verwertung. Der “Big Data“-Zug ist längst ins Rollen gebracht worden, ohne zu wissen, wohin die Reise geht. Und was beim Thema “Big Data“ noch akzeptiert werden könne und was nicht, ist laut Höferlin “Gegenstand der gesellschaftlichen Diskussion“.
Klingt einfach, ist es aber nicht. “Big Data“ wird deshalb in den kommenden Wochen und Monaten noch des Öfteren thematisiert werden müssen. Nicht nur Wirtschaft und Wissenschaft sind dabei gefragt, sondern auch Politik und Gesellschaft. Sicherlich wäre die von Weichert geforderte Auflegung von Quellcodes bzw. Algorithmen von Firmen wie Google, Facebook etc. aufschlussreich, doch haben die besagten Unternehmen keinerlei Interesse daran, die Mechanismen offen zu legen, auf denen ihre Geschäfte beruhen. Deswegen ist die Politik gefordert, zu handeln und die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um zum einen seine Bürger vor Datenmissbrauch zu schützen und zum anderen weiterhin ein Entwicklerland von IT-Lösungen zu sein. Diskurse in der Öffentlichkeit wie der gestrige dürften dabei helfen, gute Datenschutzbestimmungen zu finden und Akzeptanz für die Sammlung von Daten zu gewinnen.
Bilder: Infocux Technologies (cc by-sa 3.0); © Initiative D21 e.V.