31017258340_a641c9bacc_z-2Tablets im Klassenzimmer, Hochschulkurse online und künstliche Intelligenz als Lehrer –  im Bildungssektor sind die Auswirkungen der Digitalisierung schon konkret zu spüren. Inwiefern digitale Neuerungen in Schulen und Universitäten schon genutzt werden und was das für die Zukunft der traditionellen Bildung bedeutet, wurde zwischen dem 30. November und dem 2. Dezember auf der 22. OEB Konferenz in Berlin diskutiert.

Die OEB ist eine globale, branchenübergreifende Konferenz über elektronisch unterstütztes Lernen. Mehr als 2.000 Teilnehmer aus 93 Ländern haben sich auch dieses Jahr wieder im Hotel Intercontinental versammelt, um sich in rund 100 Vorträgen und Seminaren von 270 Referenten über die Neuigkeiten in der digitalen Bildung zu informieren.

Wem gehört die Bildung?

Im Eröffnungsplenum der Konferenz diskutierten drei führende Köpfe aus dem Bildungssektor über die Zukunft der Bildung unter dem Thema “Owning Learning”. Andreas Schleicher, Leiter des Direktorats für Bildung der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, hält ein vermehrtes Vermitteln von Kompetenzen für elementar. Er argumentiert, dass Fähigkeiten wie Kreativität und kritischem Denken, aber auch Charaktereigenschaften wie Neugierde, Resilienz und Courage immer wichtiger werden, um in der sich stetig wandelnden Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Tricia Wang, eine global agierende Technologie-Ethnographin ist überzeugt, dass künstliche Intelligenz in der Bildung eine führende Rolle spielen wird. Jedoch müssten die Entwickler der Maschinen noch lernen, ihre Weltanschauung zu erweitern, damit die programmierten Algorithmen keine rassistischen oder sexistischen Weltanschauungen weitertransportieren, wie das heutzutage oft der Fall ist. Der dritte Teilnehmer der Diskussion war Roger Schenk, ein amerikanischer Visionär im Bereich virtueller Lernwelten und Kognitionswissenschaftler. Er plädiert für das Abschaffen von Prüfungen, da seiner Meinung nach die Universitäten, Politiker und Prüfungsunternehmen (Anm. d. Red: In den USA müssen für die Bewerbung an Universitäten standardisierte Tests wie die SATs abgelegt werden) zu viel Einfluss auf den Bildungssektor haben. Zur PISA Studie, deren neuesten Ergebnisse heute vorgestellt werden und die unter anderem von Andreas Schleicher koordiniert wurde, äußerten sich die beiden anderen Teilnehmer kritisch.

Vorträge, Workshops, und hitzige Diskussionen

Der Hauptteil der Konferenz bestand aus Workshops, Keynotes und Vorführungen zu verschiedenen Bereichen der digitalen Bildung. Die meisten Vorträge handelten von der Veränderung der Universitäten und wie diese die Digitalisierung besser nutzen könnten. Hierbei wurde jedoch oft theoretisch diskutiert und wenig konkrete Vorschläge gebracht (Anm. d. Red.: Ein Überblick über praktische Beispiele im tertiären Bildungssektor, die auf der Konferenz vorgestellt wurden, finden Sie hier). Verschiedene Workshops behandelten auch das Thema digitaler Kompetenzen: So haben zwei finnische Frauen ein Projekt auf die Beine gestellt, in dem sie der älteren Gesellschaft durch ein Online-Magazin und Peer-to-Peer-Trainings die Nutzung sozialer Netzwerke beibringen. Ähnliche Projekte griffen die gleiche Problematik mit anderen Zielgruppen wie jungen Arbeitslosen oder Flüchtlingen auf. Auch die Diskussion um falsche News im Netz sowie die Zukunft der Bildung nach dem Brexit wurden in politischen Debatten aufgegriffen und heiß diskutiert. Interessierte des Business-Sektors konnten Vorträge über Consulting besuchen, darunter ein Workshop zweier britischer Entrepreneurs, die das Konzept Service Design für bessere Kundenbetreuung entwickelten.

Virtuelle Klassenzimmer und Lern-Apps

Zwischen den Vorträgen und in den Kaffeepausen präsentierten 73 Aussteller ihre Produkte zu unterschiedlichen Themenbereichen. So z. B. Urkund, die führende Plagiatskontrolle weltweit, oder Catchbox, ein Schaumstoffwürfel mit eingebautem Mikrofon, der in großen Räumen zum Fragesteller geworfen werden kann. Außerdem wurden zahlreiche Apps vorgestellt, die das Lernen erleichtern sollen. SuperEddy, eine App die von einem deutschen Team entwickelt wurde, und vor kurzem in mehreren Sprachen erschienen ist, hilft Kindern mit Legasthenie oder Dyslexia, in verschiedenen Spielen die Rechtschreibung zu lernen. Ein anderes Projekt aus Schweden, SciPro, assistiert wiederum Studenten im Verfassen einer qualitativ hochwertigen Thesis auf Bachelor-, Master- oder PhD-Niveau. Über ein Online-Matching System werden Supervisor und Student verbunden und können digital durch kontinuierliche Feedbackmethoden zusammenarbeiten.

Auf der OEB wurde also viel geboten; vielleicht sogar ein wenig zu viel für zweieinhalb Tage. Nichtsdestotrotz gab die Konferenz einen guten Einblick in die Zukunft der Bildung im digitalen Zeitalter. Dies gilt auch im Bezug auf die Teilnehmer: Obwohl die Konferenz jährlich in Berlin stattfindet, stammt die große Mehrheit entweder aus Großbritannien, Skandinavien oder den USA. Diese Quote wiederum spiegelt wider, dass gerade in Deutschland im digitalen Bildungssektor noch viel getan werden muss.

Titelbild: Online Educa Berlin by Wilfried Rubens via flickr, CC BY-NC 2.0

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