Wie tolerant bist du im Netz? Zwar existiert kein „Dislike“-Button bei Facebook, aber man kann den Eindruck gewinnen, dass gerade jüngere Menschen ihre Meinungsfreiheit extrem ausreizen, oft auch auf Kosten anderer. Ob es sarkastische Sprüche oder Hasstiraden sind, Mobbing ist ein großes Problem in der Online-Welt. Eine neue partizipative Studie will jetzt mehr über Toleranz im Internet herausfinden.
Toleranz im Internet – ein Problem, das insbesondere in Zusammenhang mit dem Thema „Cybermobbing“ immer wieder diskutiert wird. Dabei geht es nicht nur um einen toleranteren Umgang miteinander im Internet, sondern auch darum, die richtige Balance zwischen Meinungsfreiheit und Toleranz zu finden. Denn: Wo fängt der Schutz vor Cybermobbing an, wo hört die Meinungsfreiheit auf?
Die Initiative „Meinungsfreiheit & Toleranz im Internet“ will jetzt Klarheit schaffen. Ausgerichtet auf junge Menschen im Alter zwischen 14 und 34 Jahren, wollen die Initiatoren der Studie zwei Kernfragen erörtern: Wie äußern junge Menschen ihre Meinungen im Netz? Und wie tolerant ist ihr Umgang dort mit anderen Meinungen? Durchgeführt wird die Studie von Datajockey, gefördert wird sie u.a. durch Google. Adressaten der Ergebnisse sind unter anderem Schulen, Vereine und Pädagogen, die zu einer besseren Medienbildung von Jugendlichen beitragen können.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Pkce719IGXI
Open Science bei der Durchführung
Die wissenschaftliche Studie ist aufgegliedert in einer groß angelegten repräsentativen Online-Befragung sowie qualitativen Interviews. Ein Novum gibt es hinsichtlich der Beteiligung der Zielgruppe an der Umfrage: Seien es Ideenfindung, Forschungsprozess oder Ergebnisse – die Studie wird nicht erst als fertiges Produkt öffentlich gemacht. In sogenannter „Open-Science-Manier“ sollen Forschungsgegenstände auch für Laien jederzeit erreichbar gemacht werden, um so eine andere Sichtweise zu ermöglichen und die Forschung dadurch zu optimieren. Vorschläge und Ideen zur Weiterentwicklung sind dabei erwünscht.
Damit ein solches Open-Science-Projekt auch funktioniert und wissenschaftlich fundierte Aussagen getroffen werden können, braucht die Studie ausreichend Teilnehmer. Auf toleranzonline.de können sich Interessierte an der Studie beteiligen und das eigene Verhalten auf den Prüfstand stellen. Die Beantwortung der Fragen dauert ca. 10 Minuten. Bereits im Anschluss erfährt jeder Teilnehmer das bisherige Ergebnis der Studie.
Aktuelles Feedback von Studienteilnehmer_innen und Kommentare dazu (Stand 2013-03-14):
“Gute Umfrage, falls Unterstützung gebraucht wird würde ich gerne weiterhelfen”
>> vielen Dank!
“Gebt doch ne homepage an, auf die ihr die Auswertungen stellt…”
>> Ab Ende April wird die Seite http://www.toleranzonline.de umgestellt und sämtliche Zwischenergebnisse aufbereitet. Dann gibt es auch die Rohdaten zum Herunterladen.
“Ich halte die Interpretierbarkeit und Aggregierbarkeit der Aussagen in dem Fragebogen ohne eine genaue Kontextbeschreibung für sehr begrenzt. Interviews mit Personen und längere Gespräche und daraus abgeleitete “Profile” halte ich für aussagekräftiger”
>> deswegen führen wir auch Interviews zu den Ergebnissen durch.
“Weg mit der hässlichen Leberwurst-/Hansaplastfarbe!”
>> die Grafikerin ist informiert
“Finde ich spitze!! hoffentlich erreicht ihr auch mehr Toleranz :)”
>> nur gemeinsam werden wir das schaffen
Hier wird das Mobbing Problem sofort wieder politisch begrifflich eingefärbt. Was ist denn Toleranz und Meinungsfreiheit ? Gilt doch nur, wenn politisch korrekt und das Internet ist der einzige Freiraum, wo Meinungsfreiheit noch geht, das macht mich ein wenig optimistisch. Man schaue sich mal die Kommentarseiten der Online medien an, in der Regel sind es kritische, wütende Kommentare zur oder gegen die veröffentlichte Meinung der 90% links – grün lackierten Journalisten.
Mobbing ist ein anderes Problem !! Da geht es um soziales Lernen, um Empathie. Das lernt man nicht durch Toleranz nach außen hin . Ich vermute, die Ergebnisse der Untersuchung stehen schon fest oder ?
Vielen Dank für diese Meinung, Uli Gilles. Ein paar Gedanken dazu:
– Die Ergebnisse stehen natürlich noch nicht fest und entstehen erst durch die Meinungen der Teilnehmenden. Und da die Studie durch einen öffentlich partizipativen Prozess entstand, wurden die Ergebnisse auch nicht einfach von wem antizipiert.
– Die Bedeutung der Beteiligung von nicht-mainstream Meinungen am öffentlichen Diskurs teile ich. In anderen Ländern, wie Mexiko z.B., wird den Medien nichts geglaubt und Social Media wird als der einzige Weg der Wahrheit zur Öffentlichkeit wahrgenommen. So schlimm ist die Situation hier nicht, aber das Netz spielt eine wichtige Rolle für Meinungsfreiheit.
– der Gedanke zu Mobbing ist wohl richtig. Hier geht es aber auch darum, dass erfasst werden soll, wie schlimm die Situation bzgl. Mobbing im Netz ist und wie man mit dieser Problematik (die sich anders darstellt als offline) gut umgehen kann.
Respektvolle Grüße