„Wie schön, dass du geboren bist“´, so beginnt ein bekanntes Geburtstagslied. Tatsächlich müssen wir Edward Snowden dankbar sein, dass wir erfahren durften, wie wir systematisch ausspioniert werden. Doch ein Jahr danach will keine richtige Feierstimmung aufkommen. Die Regierungen haben versagt, die Menschen scheinen gleichgültig zu sein, und unser Rechtssystem hinkt hinterher. Ein Jahr nach den Prism-Enthüllungen ist politisch zwar viel zu wenig passiert, trotzdem haben aber alle was dazu zu sagen. Neu ist, dass die europäischen Geheimdienste von nun an auch fleißig mithören werden.

Video der Woche


Die Presseschau beginnt in dieser Woche mit der Lösung und nicht dem Problem. Nach der Devise „Das Internet ist, was wir daraus machen“ rief das Aktionsbündnis „Reset The Net“ zum Jahrestag der Snowden-Enthüllungen Menschen rund um den Globus dazu auf, sich in digitaler Selbstverteidigung zu üben. Wider die Resignation kann jeder von uns seinen Teil dazu beitragen. Im Video der Woche erfahren Sie, wie wir mit vielen kleinen Schritten unser Netz zurückerobern können, und wo die Allmacht von NSA und Konsorten an ihre Grenzen stößt.

Ein Jahr Snowden – mit einem tränenden und einem lachenden Auge

5. Juni ist Snowden-Tag – das zumindest könnte meinen, wer dieser Tage einen Blick ins Netz wirft. Inspiriert von dem eher fragwürdigen „Jubiläum“, haben Medien zurückgeblickt, resümiert, bedauert und appelliert. So legt zum Beispiel Daniel Leisegang in seinem Beitrag „Sabotierte Aufklärung“ Ausmaß und Folgen des politischen Versagens in der globalen Überwachungsaffäre dar. Seine These: Die Politik spielt mit ihrer eigenen Legitimität. Es ist Zeit, dass wir selbst aktiv werden.
Wer es ein bisschen konkreter will, der kann sich das politische Hin und Her auf „Süddeutsche.de“ auch an Hand von Politikerzitaten aus einem Jahr NSA-Skandal zu Gemüte führen! Aber Vorsicht – es könnte Sie an Satire erinnern!
www.blaetter.de | www.sueddeutsche.de

Das Privacy-Paradox: Datenschutz was?

Weniger lustig als vielmehr ernüchternd hingegen ist das, was die Spähaffäre mit den Nutzern von PC und Smartphone gemacht hat: nämlich so gut wie nichts. Während sich die Netzmenschen fragen, warum sie mit ihren Themen so allein auf weiter Flur operieren, zeigen sich die Endverbraucher im Umgang mit Onlinediensten gänzlich unbeeindruckt von den Debatten um ihre Daten. Zu Recht fragt Boris Hänßler: Skandal egal?
www.heise.de

Zeit für einen Überblick

Wer glaubt, das wäre schon alles gewesen in Sachen Jahrestag, der hat sich zu früh gefreut. Gut aber, dass es zwei interessante Dossiers gibt, die uns die verschiedenen Aspekte, Perspektiven und Teilbereiche der Affäre ein wenig vorsortieren.
Spiegel Online beispielsweise geht mit gutem Beispiel voran und hält neben einer Bilanz der netzpolitischen Verhaltensstarre und dem obligatorischen Sascha Lobo-Kommentar auch weitere spannende Einblicke bereit.
Unter dem Schlagwort POST-SNOWDEN wartet außerdem die Berliner Gazette mit einem Dossier auf, das wie gewohnt hintergründig von Drohnen bis zum Recht auf Vergessen viele aufschlussreiche Blickpunkte der Debatte aufgreift.
www.spiegel.de | www.berlinergazette.de

Alt und unwirksam: Das internationale Recht und die Massenausspähung

Doch was ist, wenn der weltweite Spionageskandal gar kein Spionageskandal ist? Völkerrechtlich lässt sich durchaus darüber streiten, ob und inwiefern die Five-Eyes mit ihrem globalen Spähprogramm in diesem Sinne tätig sind. Doch ist ein solches Völkerrecht dann noch zeitgemäß und sind unsere internationalen Gesetzeswerke noch anwendbar auf unsere digitale Lebenswirklichkeit? Nur wenig deutet darauf hin.
www.zeit.de

Auf den Spuren des großen Bruders USA

Die NSA ist mit Sicherheit Klassenbeste im Bereich der Massenüberwachung. Aber, und auch das ist klar, sie ist nicht alleine. Wer glaubt, die europäischen Geheimdienste hätten den Run auf unsere Daten gänzlich verschlafen, der irrt. Nach dem Motto „Was die können, das können wir schon lange“ erforscht auch der vermeintliche Datenhafen Europa Möglichkeiten der Totalüberwachung seiner Bürger. Im Namen der Sicherheit versteht sich.
www.zeit.de
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