Universitäten und Forschungsinstitute haben in den USA einen deutlichen Einfluss auf die öffentliche Meinung. In Deutschland sind vieler dieser Think Tanks noch weitgehend unbekannt. Wir stellen die wichtigsten Webseiten vor.

Viele der Argumente, Ideen und Strategien werden in US-amerikanischen Universitäten und Forschungsinstituten ausgebrütet, bevor sie in der oeffentlichen Diskussion wahrgenommen werden. Die Meinung dieser Think Tanks sind auch im Irak-Konflikt gefragt. Sie liefern Analysen, die den Anspruch haben über die tägliche Berichterstattung hinaus Gültigkeit zu bewahren, indem sie sich vor allem auf die grundsätzlichen Probleme konzentrieren. Die Wissenschaftler werden aber auch gerne von den Massenmedien als „Experten“ herangezogen. Nicht zuletzt das Denken der US-Administration selbst ist von den Think Tanks beeinflusst. Viele der strategischen und ideologischen Konzepte wurden von den Vordenkern in den Forschungsinstituten diskutiert, lange bevor sie in offiziellen Regierungsverlautbarungen auftauchten. Da solche Institute es als Teil ihrer Aufgabe betrachten, aktiv in den öffentlichen Meinungsbildungsprozess einzugreifen, sind die meisten ihrer Publikationen online verfügbar. Hier die wichtigsten Think Tanks im Überblick.

Das ausführlichste Angebot hält das
Center for Strategic and International Studies (CSIS) bereit. Es ist nach verschiedenen Unterthemen gegliedert; von den Verbindungen des Irak zum Terrorismus über die Kosten des Krieges, die Folgen für die Region, Auswirkungen auf die Energieversorgung bis hin zu Strategien für die Zeit nach einem Krieg.

Die
Brookings Institution, einer der größten und einflussreichsten Think Tanks in Washington, kommentiert alle wichtigen Entwicklungen zum Thema Irak. Neben diesen aktuellen Einschätzungen sind auch Kommentare und Meinungsaufsätzte der Wissenschaftler in den Printmedien dokumentiert. Bereits vom Januar 2002 aber in seiner Argumentation immer noch aktuell ist der
Brookings Policy Brief #93. Diese Publikation setzt sich ausführlich mit dem Für und Wider einer Invasion zum Sturz Saddam Husseins auseinander. Außerdem von Interesse ist das Protokoll eines
Chats, den Irak-Experte Kenneth Pollack und Befürworter eines Sturzes von Saddam Hussein mit den Lesern der Washington Post durchgeführt hat.

Aus theoretischer politikwissenschaftlicher Perspektive wird das Thema Irak in einem Dossier auf der Seite der Online-Zeitschrift
Columbia International Affairs Online beleuchtet. Das Dossier enthält eine Serie von längeren Artikeln, in denen sich namhafte Wissenschaftler der Internationalen Beziehungen zu verschiedenen Aspekten des Irak-Themas Gedanken machen. o beschäftigen sich John Mearsheimer (University of Chicago) und Stephen Walt (Harvard) in ihrem Beitrag mit der Frage, ob Saddam Hussein durch eine konsequente Politik der Abschreckung und Eindämmung daran gehindert werden kann, Massenvernichtungswaffen einzusetzen. Steven Miller (Harvard) stellt verschiedene mögliche Szenarien des Kriegsverlaufs vor und Jack Snyder (Columbia University) beleuchtet die langfristigen Risiken, die mit einer US-amerikanischen Außenpolitik einhergehen.

Noch umfassender ist eine Analyse mit dem Titel „Confronting Iraq: US Policy and the Use of Force Since the Gulf War“, die sich auf der Seite der
RAND Cooperation findet. In dem als PDF-Volltext zur Verfügung stehenden Buch, nehmen die Autoren Daniel Byman und Matthew Waxman die amerikanische Strategie der 90er Jahre gegenüber dem Irak genauer unter die Lupe. Besonders beschäftigt sie die Frage, unter welchen Bedingungen das Regime von Saddam Hussein mit Androhung von Gewalt unter Kontrolle gehalten werden kann.

Das
Carnegie Endowment for International Peace widmet sich neben zahlreichen Kommentaren besonders einem speziellen Aspekt der Kontrolle des Iraks, nämlich den Waffeninspektionen. In einem Report vom August 2002 diskutiert eine Vielzahl von Wissenschaftlern, was nötig ist, damit Inspektionen funktionieren. Im dem aktuelleren Report vom Januar 2003 wird argumentiert, dass die derzeitigen Inspektionen noch am Anfang stehen und mindestens ein weiteres Jahr benötigen um ihre Arbeit fortzusetzen.

Nicht mehr ganz neu, aber durch seinen speziellen Fokus auf die neue Qualität von Krieg im Informationszeitalter durchaus von aktuellem Wert, ist das
Information Technology, War and Peace Project am Watson Institute for International Studies der Brown University. Ursprünglich wurde das Projekt nach dem 11. September ins Leben gerufen, doch die Analysen von Konzepten wie
Information Warfare (mit Literaturliste) und Präventivkrieg sind auch für die Irak-Debatte zentral. Die ansprechend gestaltete Website hält einen bis Mitte letzten Jahres erschienenen wöchentlichen Leitartikel bereit, dazu gibt es jeweils Links zu interessanten Medienberichten sowie ein Forum, in dem der Leser mitdiskutieren kann.

Dass Think Tanks ein wichtiger Bestandteil der politischen Landschaft der USA sind, ist unbestritten. Wie sehr, wird daran deutlich, dass nicht nur Think Tanks die Politik der Regierung evaluieren, sondern auch umgekehrt: Das US-Außenministerium hat kürzlich ein
Papier über Rolle und Einfluss der Think Tanks veröffentlicht. Darin wird in mehreren Aufsätzen auf die unverzichtbare Arbeit der Forschungseinrichtungen bei der Gestaltung der US-Außenpolitik hingewiesen.

Weitere Think Tanks im Netz:

American Enterprise Institute

Aspen Institute

Cato Institute

Center of Strategic and International Studies

Heritage Foundation.

Council on Foreign Relations

Erschienen am 27.2.2003