Michael Glos, CSU, im Chat am 27. Juni 2001

"Die Entscheidung über
die Kandidatur steht erst fürs nächste Jahr an
". Mit diesem Satz versuchte
der Vorsitzende der CSU-Gruppe im Bundestag, Michael Glos, gleich zu Beginn
des Chats mit stern.de und politik-digital.de die Fragen nach den möglichen
Kanzlerkandidaten der Union zu vertagen. Dies sollte ihm so nicht gelingen,
doch die Chatter hatten auch Interesse an anderen Themen: Natürlich wurden Fragen
zum bevorstehenden Wahlkampf in Berlin gestellt, darüber hinaus wurde aber auch
über die Konjunktur, den Euro und die Zuwanderungspolitik diskutiert.

In der Ausländerfrage vertritt
Michael Glos die Position, Deutschland sei ein ausländerfreundliches Land. Dies
stehe auch nicht im Widerspruch zum Asylbewerberleistungsgesetz, denn "in
keinem Land der Welt gibt es eine so lange Aufenthaltsdauer und so hohe Leistungen
an Asylbewerber
". Es gehe bei bei einer Neuregelung der Zuwanderung im Gegensatz
zu bisherigen Vorschlägen von Rot-Grün vor allem um eine verstärkte Missbrauchsbekämpfung
bei der Ausnutzung des liberalen deutschen Asylrechts. "Wir wollen z.B.,
dass das europäische Asyl- und Flüchtlingsrecht harmonisiert wird und dass bei
Missbrauch des Gastrechtes eine sofortige Aufenthaltsbeendigung erfolgt.
"

Kritik an der Bundesregierung
übte Glos auch im Hinblick auf die Konjunkturpolitik. "Wir müssen aufpassen,
dass Europa nicht in die 2. Liga abgleitet.
" Besonders Deutschland als wirtschaftlich
stärkstes Land in Europa sei hier gefordert. Seine Vorschläge für neuen Aufschwung:
"Steuern senken, deregulieren und denen, die hart arbeiten, dadurch mehr
in die Tasche geben als denjenigen, die arbeiten können und sich vor der Arbeit
drücken.
" Die mangelnde Wirtschaftskompetenz der Bundesregierung verschaffe
der Union auch gute Chance im nächsten Wahlkampf, denn "Schröder muss seine
Bilanz unter das Motto stellen: Versprochen – gebrochen
".

Dennoch wollte Michael
Glos sich nicht näher zum Spitzenkandidaten der Union für die Bundestagswahl
2002 festlegen. Angela Merkel "ist eine großartige Frau, von der ich mir
gut vorstellen kann, dass sie Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland wird
".
Für den jetzigen Kanzler sei sie eine Herausforderung, denn "Herr Schröder
ist ein typischer Macho, dem der richtige Umgang mit einer Wettbewerberin sicher
große Probleme bereiten würde
". Dennoch sei Glos dafür, dass Edmund Stoiber
im Rennen bleibe: "Es hat an der Kompetenz von Stoiber nie Zweifel gegeben".

Auch für den Berliner Wahlkampf
ist Glos zuversichtlich, dass die CDU vorne liegen wird. Zwar hätte er eine
Kandidatur Schäubles wegen der größeren bundesweiten Ausstrahlung begrüßt, aber
"ich habe Herrn Steffel vor der Fraktion kennengelernt und traue ihm zu,
die Wahl zum Abgeordnetenhaus erfolgreich zu bestreiten
". Der PDS-Spitzenmann
Gysi hingegen sei trotz seiner Entertainerqualitäten lediglich ein "Etikett
für eine Mogelpackung
", da "unüberbrückbare Diskrepanzen" zwischen
dessen Talkshow-Aussagen, dem Parteiprogramm und der Basis bestünden. Das Coming-out
des SPD-Kandidaten Wowereit befürwortete Glos nicht. "Ich halte nichts davon,
Privatleben auszubreiten und damit zu kokettieren. Die Qualität von Politikerinnen
und Politikern hängt nicht von ihren sexuellen Neigungen ab
".



Das ausführliche Transkript finden sie hier.

 


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