Gregor Gysi im Chat mit politik-digital und stern.de am 15. Novemer 2000

Auch wenn er selber sich die Langeweile herbeisehnt, im Chat mit dem begnadeten Rhetoriker
Gregor Gysi kam selbige nicht auf: sein Ausstieg bei der PDS, seine politischen Zukunftspläne
und natürlich die Top-Themen des Tages wie die Affäre um Noch-Minister Klimmt, lieferten den
Stoff für eine spannende Bürgerstunde online.

Gysi kommentierte die Gerüchte, er wolle für das Berliner Bürgermeisteramt kandidieren
freimütig mit: "höchst unwahrscheinlich aber nicht ausgeschlossen" und legte die Gründe für
seinen Rücktritt dar. Er blicke zurück auf 10 spannende Jahre zurück, in denen es gelungen
sei, den militanten Antikommunismus der Westdeutschen zu dämpfen und das ostdeutsche
Selbstbewusstsein zu stärken: "Bundestag bis zur Rente war mir aber eine gruselige Vorstellung"
deshalb sei jetzt Schluss mit Bundespolitik.

Kommentieren wollte er die bundespolitischen Vorgänge dennoch gerne:
Rot-grün, so Gysi im Chat "leistet zu wenig soziale und ökologische Regulierung". Schon allein
deshalb sei die PDS ein wichtiger Faktor in Deutschland.

Gysi wetterte gegen den
Neoliberalismus und die versäumten Schritte der europäischen Integration,
lieferte sich aber mit der Chatgemeinde auch einen ironischen Schlagabtausch, wenn es um die
amerikanischen Wahlen ging. Auf die Affäre Klimmt angesprochen, bemerkte er gewohnt
süffisant: "ein vorbestrafter Spitzenpolitiker ist in Deutschland keine Seltenheit…"
Gysi will sich auch weiterhin politisch einmischen. Ob als Publizist, Talkmaster oder
Bügermeister habe er für sich noch nicht geklärt. Das Chatten, so versicherte abschließend mache ihm aber auch großen Spaß.

Das ausführliche Transkript finden sie hier.