Moderator: Hallo und herzlich willkommen zur Blogsprechstunde,
dem Chat von politik-digital.de und den Blogpiloten. Heute zu Gast
ist Jan Tißler, Macher vom Upload
Magazin, einem PDF-Magazin über Weblogs, Wikis, Podcasts
und weitere Möglichkeiten des digitalen Publizierens. So, hier
ist es jetzt 16 Uhr. Jan, können wir anfangen?
Jan Tißler: Ja, kann losgehen 🙂
Jan Tißler, UPLOAD Magazin
Moderator: Im Vorfeld hatten unsere Nutzer bereits
die Möglichkeit, Fragen zu stellen und abzustimmen, welche
heute auf jeden Fall im Chat dabei sind. Hier ist die erste:
lale: Wie bist du auf die Idee gekommen, Upload
als PDF herauszugeben?
Jan Tißler: Mh. Also, es gab einige Beispiele
gelungener PDF-Magazine wie beispielsweise das Metamac-Magazin
und der „trueffeljaeger“. Die haben mir gezeigt, was
man heute mit PDF anstellen kann und dass heute praktisch jeder
sein eigenes Magazin gründen kann. was für mich als Journalist
natürlich eine verlockende Aussicht ist. 🙂
Moderator: Ganz ähnlich:
veilchen: Warum eigentlich ein PDF-Magazin? Könnte
man die Inhalte nicht auch „nur“ im Weblog unterbringen?
Jan Tißler: Ja, das könnte man und das
machen wir teilweise ja auch. Aber das Interessante und Schöne
am PDF-Magazin ist, dass Du hier zu einem Thema ganz viele verschiedene
Inhalte hast, wie Interviews, Bilder, Illustrationen, Berichte,
usw. Und Du kannst einfach durchblättern. Das finde ich für
den Leser interessant und das ist auch „beim Machen“
interessant, weil man sich überlegt, wie man das Thema noch
darstellen kann. Blog und PDF-Magazin haben bei UPLOAD ganz unterschiedliche
Aufgaben. Das ist auch ein Grund, warum das PDF-Magazin immer nur
ein Schwerpunktthema hat.
Kalle: Warum muss man sich eigentlich registrieren,
wenn man euer Magazin runterladen will?
Jan Tißler: Ja, das ist eine Frage, die mir
häufiger gestellt wird. 🙂 Kurz gesagt ist UPLOAD noch ganz
am Anfang und es gibt noch viele Ideen, die heute noch nicht verwirklicht
sind. Ein Fernziel ist eine kleine Community von Stammlesern und
Autoren. Ich wollte aber gern gleich so anfangen, wie wir es später
(eventuell) brauchen und nicht erst das Magazin frei zum Download
anbieten, um dann später plötzlich zu sagen: „Nö,
jetzt nur noch gegen Anmeldung". Das kommt immer ganz schlecht
an. 😉 Mal schauen, was wir da in den nächsten Monaten noch
umsetzen können von den ursprünglichen Ideen.
Moderator: Wahrscheinlich willst du noch keine
der neuen Ideen verraten, oder?
Jan Tißler: Och, naja 😉 Es ist nicht so
besonders geheimnisvoll. Bei dem, was ich mal für UPLOAD aufskizziert
hatte, gab es einfach neben dem, was man heute schon sieht, einen
Bereich für angemeldete Leser. Und nun kann man sich ausdenken,
was es dort geben könnte. Beispielsweise ein eigenes Forum
u.ä. Aber ich rede alles in allem nicht gern über Projekte,
die noch nicht wirklich spruchreif sind. Weil man dann immer danach
gefragt wird, wann das denn kommt. 😉 Und da wir alle das ja nebenberuflich
und in der Freizeit tun, sind da die Zeiträume natürlich
oftmals erheblich größer, als wenn wir eine Firma, ein
Verlag o.ä. wären mit einer Mannschaft, die sich hauptberuflich
damit beschäftigt.
Darleen: Wie viel Aufwand ist die Erstellung so
eines Magazins? Wie lange sitzt ihr da dran?
Jan Tißler: Das müssten wir eigentlich
wirklich mal versuchen, auszurechnen. 🙂 So genau kann man das
jedenfalls nicht sagen, weil es ja doch viele Leute sind, die viele
Dinge an diesem Magazin tun. Viel Arbeit liegt beim Layouter Olaf
Penke, der die Inhalte „in Form bringt“ – was meistens
in den letzten zwei, drei Wochen vor dem Erscheinungstermin passiert.
Bei den ersten beiden Ausgaben hat sich die meiste Arbeit überhaupt
kurz vor dem Erscheinungstermin geballt, aber das ist irgendwie
beinahe normal. 😉
Auf jeden Fall hat es sich als gute Idee herausgestellt, das PDF-Magazin
nur alle drei Monate erscheinen zu lassen. Denn letztlich wollen
wir an der Sache noch Spaß haben und es soll nicht in Stress
ausarten.
rick: Wie finanzierst du das Magazin? Reichen die
Werbeeinnahmen dafür aus?
Jan Tißler: Nein, die Werbeeinnahmen würden
dafür noch lange nicht ausreichen. Das ist aber auch gar nicht
das Ziel. Wir wollen vor allem ausprobieren, was man alles machen
kann, wie das funktioniert und wie das bei anderen ankommt. Natürlich
experimentieren wir auch mit Werbung und schauen, was sich dort
erreichen lässt. Die vorherige Ausgabe hatte ja einen Hauptsponsor
und ich freue mich, dass es den gibt. Und sicher werden wir weiter
auch in dieser Richtung etwas ausprobieren. Aber letztlich ist es
für alle in erster Linie ein interessantes Projekt, auf das
sie Lust haben.
rrr: Kannst du dir vorstellen, Upload auch mal
gegen Geld anzubieten, oder soll das Magazin weiter gratis bleiben?
Jan Tißler: Vorstellen kann ich mir das schon,
aber ich halte das für keine gute Idee. Das schließt
nicht aus, das es künftig nicht auch einmal bezahlte Inhalte
gibt. Ich könnte mir zum Beispiel gute gemachte E-Books vorstellen,
die ihren Preis dann sicher auch wert sind. Aber das Magazin selbst
soll kostenlos bleiben. Mal schauen, wie sich das mit den Werbekunden
entwickelt. Dass das bei der zweiten Ausgabe schon gut geklappt
hat, finde ich da sehr ermutigend. 🙂
kurz: Hast du vor dem Magazin schon gebloggt?
Jan Tißler: Ja. Ich habe 2003 angefangen,
aber in einem ganz kleinen, privaten Maßstab. Ich fand interessant,
dass man nun sehr schnell und leicht eine aktuelle Website haben
konnte, auf der man Texte veröffentlichen konnte, aber auch
Fotos beispielsweise. Ich habe „damals“ drei jeweils
einjährige Weblogs geführt und dann hinterher (aus Spaß)
behauptet, dass sei eine Trilogie. Und ich habe auf der Seite mit
dem wunderbar kurzen und einprägsamen Namen: www.internet-optimal-nutzen.de
auch schon einmal mit einem Blog experimentiert, das wie eine Newsseite
funktionieren sollte. Ganz ursprünglich sollte dort übrigens
das PDF-Magazin entstehen und über Suchmaschinen et cetera
berichten.
geste: In Frankreich gibt es ein Blogger-Magazin
in Printform, soweit ich weiß. Willste das auch?
Jan Tißler: Also ich persönlich bin
ja ein bekennender Zeitschriften-Junkie. 😉 Obwohl ich so fasziniert
vom Internet und seinen Möglichkeiten bin, finde ich Zeitschriften
klasse und komme kaum an einem Zeitschriftenstand oder Kiosk vorbei.
Insofern hat die Vorstellung natürlich etwas, dort mit einem
eigenen Magazin vertreten zu sein. Aber ich kann mir derzeit nicht
recht vorstellen, was man in diesem Magazin berichten könnte,
das man nicht auch in einem PDF-Magazin berichten könnte. Das
PDF-Magazin samt Blog und Podcast sind außerdem so schön
flexibel. Also, die Vorstellung finde ich schick. Aber ich kann
mir momentan nicht vorstellen, dass sich das auch vernünftig
in die Wirklichkeit umsetzen ließe und es genügend Themen
und interessierte Leser gäbe.
Moderator: Grundsatzfrage:
Dude: Haben Print-Magazine denn noch Zukunft?
Jan Tißler: Das denke ich auf jeden Fall.
Sicher nicht jedes Magazin und auch nicht zu jedem Thema. Aber auf
Papier lassen sich momentan einfach noch Sachen machen, die Du auf
einem Computerbildschirm so nicht hinbekommst. Und (noch) fehlen
die passenden Endgeräte für die Masse an Lesern. Ich selbst
bin ja praktisch untrennbar mit meinem Laptop verbunden 😉
Aber das geht längst nicht jedem so. Tageszeitungen und Fernsehnachrichten
haben es bei mir schwer, weil ich die entsprechenden Angebote leicht
im Internet bekomme und das auch noch aktueller und ausführlicher
und zu dem Zeitpunkt, den ich selbst bestimme. So richtige Gegenstücke
zum waschechten Magazin mit spannenden Artikeln, sehenswerten Fotostrecken
usw. sind mir im Internet bislang kaum begegnet. Aber vielleicht
gibt es ja demnächst noch mehr Versuche mit PDF-Magazinen.
😉
Donetta: Warum habt ihr eigentlich dieses Mediengemisch
aus Blog, Podcasts, Magazin, dann vielleicht noch ein Forum…?
Muss man alles machen, was man kann?
Jan Tißler: Nein 🙂 Wir haben zum Beispiel
noch kein Wiki 😉 Also ich hoffe eigentlich, dass es nicht als
"Gemisch" ankommt. Wir versuchen eigentlich, jede Technik
für das einzusetzen, was sie am besten kann. Im Blog gibt es
eher aktuelle Dinge zu lesen und Artikel, die für sich allein
stehen können. Im Podcast gibt es die News zum passiven Konsum,
für zwischendurch oder wo auch immer man das hört. Und
im PDF-Magazin hast Du eben viele verschiedene Inhalte zu einem
Thema an einem Platz.
Das Forum gibt es zwar rein technisch schon, aber mehr so halboffiziell,
denn hier bräuchte man ein, zwei Leute, die Lust darauf haben,
das mit Leben zu erfüllen. Dann könnten hier die Leser
von UPLOAD unabhängig von dem, was gerade im Blog usw. berichtet
wird, eigene Themen diskutieren und Fragen stellen. Das wäre
schon eine tolle Ergänzung, kostet aber viel Zeit, um es wirklich
gut zu machen und die fehlt derzeit.Achja: Einen Video-Podcast gibt
es auch (noch) nicht. Bei dem könnte man beispielsweise Webseiten
zeigen oder Software erklären, die man fürs Bloggen oder
Podcasten braucht.
Moderator: Zu Videos gab es da auch eine Frage:
hoppel: Plant ihr auch Videos – zum Beispiel
mal ein Making of des Magazins? 🙂
Jan Tißler: Das ist eine ausgezeichnete Idee
:-)) Allerdings wird Video schon ziemlich schnell ziemlich aufwändig
und ist daher echt eine Zeitfrage. Aber mit "Screencasts"
habe ich schon experimentiert, bei denen ich mitschneide, was ich
auf dem Bildschirm tue und das dann noch kommentiere. Das geht relativ
fix und kann eine interessante Sache sein. Mal schauen, was wir
uns noch einfallen lassen und wer sich noch meldet. Das Thema der
nächsten Ausgabe ist ja „Audio und Video“ und das
würde natürlich hervorragend passen.
Moderator: Kleiner Themenwechsel: Im Upload-Blog
veröffentlichst du ab und zu auch über trigami vermittelte
Artikel. Dazu hatten auch einige Nutzer Fragen:
tigger: Was sagst du zu der Kritik, durch trigami-Einträge
gehe die Unabhängigkeit eines Blogs und dadurch seine Credibility
flöten?
Jan Tißler: Auf jeden Fall kann dieser Eindruck
entstehen. Eine der schönen Seiten an Blogs ist ihre Unabhängigkeit.
Es gibt keine Chefs, keine Businesspläne, keine Werbekunden,
keine solchen Zwänge, wie man sie aus den „alten Medien“
kennt. Man macht, wonach einem ist. Das ist eine schöne Eigenschaft
und eine Chance. Wenn ich nun anfange, auch Geld verdienen zu wollen,
gebe ich davon etwas auf. Wie stark das ist, hängt aber von
mir als Blogger ab 🙂 Beispielsweise, wie ich damit generell umgehe,
wie viel Mühe ich mir mit den Artikel gebe usw. trigami ist
nun einmal Werbung mitten im Inhalt, mitten im Herzen meines Blogs.
Ich finde nicht, dass ein Blogger nun komplett unglaubwürdig
ist, weil er sich für einen Artikel bezahlen lässt. Aber
es ist auch nicht zu verleugnen, dass die Leser das schon zur Kenntnis
nehmen und bewerten.
teichtier: Werbeblogger
Patrick Breitenbach will alle trigami-Blogger aus seiner Blogroll
schmeißen. Wie stehst du zu solchen Reaktionen?
Jan Tißler: Ich kann verstehen, was ihn dazu
gebracht hat. Aber ich würde deshalb nicht so pauschal alle
Blogger verdammen, die bezahlte Artikel schreiben. Manche haben
recht viele trigami-Artikel in ihren Blogs, die Themen sich auch
nicht immer wirklich passend und die Texte selbst sind manchmal
sehr lieblos runtergeschrieben. Aber ich persönlich klicke
dann eben weiter. Und erst wenn der Blogger mir ansonsten auch nichts
Interessantes mehr zu erzählen hat, entferne ich ihn aus meinem
RSS-Feed und gut ist.
carsten: Welchen Weg, mit seinem Blog Geld zu verdienen,
würdest du denn am ehesten empfehlen?
Jan Tißler: Mir persönlich gefallen
natürlich solche Werbeformen am besten, die mein Blog am wenigsten
beeinflussen 🙂 Links zu vermieten ist im Prinzip eine solche Möglichkeit,
die aber auch Nachteile hat, nicht zuletzt, weil Google darauf nicht
gut zu sprechen ist. Der „Schaden“, den die Werbung
anrichtet und die damit verbundene Einnahme müssen in einem
guten Verhältnis zueinander stehen. Wenn ich ein technisches
Blog habe, können Partnerprogramme eine gute Idee sein. Auf
einem allgemeinen Blog wird das hingegen kaum funktionieren.
Google AdSense ist sehr beliebt, weil es pflegeleicht ist und von
den Lesern meist akzeptiert wird (wenn man es als Blogger damit
nicht übertreibt), aber andererseits verdient man damit nicht
viel, wenn man nicht zufällig über besonders umkämpfte
Themen berichtet, die entsprechend hohe Klickpreise bringen.
Wenn, dann kann man mit einem Blog indirekt Geld verdienen, weil
man beispielweise zeigt, dass man sich auf einem bestimmten Gebiet
gut auskennt und das dann auf anderen Wegen zu Geld macht (Buch,
Journalismus, Vorträge, et cetera.) oder natürlich wenn
man selbstständig oder freischaffend ist. Dann kann ein Blog
eine tolle Eigenwerbung sein.
farewell: Bis jetzt nutzen doch nur einige wenige
Menschen Web 2.0. Was, glaubst du, wird sich an den Kommunikationsmedien
noch ändern, wenn das Web 2.,0 wirklich zum Massenmedium wird?
Jan Tißler: Wenn man das Web 2.0 als "Mitmachweb"
definiert dann glaube ich nicht, dass es jemals quer durch die Bevölkerung
zum Massenmedium wird. Nicht jeder will sich dauernd äußern,
will seine Fotos hochladen, Kontakte knüpfen usw. Ich könnte
mir hingegen vorstellen, dass solche Dinge eher durch die Hintertür
zu uns kommen, weil das Internet irgendwann selbstverständlich
und rund um die Uhr an jedem Ort verfügbar ist und es entsprechende
Geräte gibt, die das Internet auf diese Weise nutzen, ohne
dass es einem überhaupt bewusst ist. Die Kommunikation wird
es verändern, weil wir (vielleicht) nicht mehr nur jederzeit
erreichbar sind, wie jetzt schon, sondern weil wir über das
Internet auch viele andere Dinge miteinander austauschen können
– so wie es heute ja einige schon tun.
teichtier: Was reizt dich persönlich eigentlich
mehr: Bloggen, die Produktion des Magazins, podcasten, …?
Jan Tißler: Das ist tatsächlich immer
sehr unterschiedlich. Bloggen macht mir sehr viel Spaß, weil
ich sehr gern schreibe und das schon immer mein Hobby war (das nebenbei
auch noch mein Beruf geworden ist). Podcasten ist noch sehr neu
für mich, aber ich habe mir als Jugendlicher immer gewünscht,
meine eigene Radio-Sendung aufnehmen zu können. Das hab ich
jetzt und es macht mir sehr viel Spaß – auch wenn ich hier
noch viel lernen muss 😉 Und das Magazin macht viel Spaß,
weil es ganz neu ist und man richtig etwas gestalten kann. Allerdings
ist es doch eine Menge Arbeit und ich bin ganz froh (andere Beteiligte
auch, glaube ich 😉 ), dass wir immer einige Wochen totale Ruhe
haben und überhaupt nicht ans Magazin denken müssen, bevor
es dann wieder richtig losgeht.
Moderator: Und 60 Minuten Blogsprechstunde sind
schon wieder um. Danke an unsere Nutzer für die vielen Fragen
und natürlich ein großes Dankeschön an Jan Tißler
für die Antworten. Das Protokoll dieses Chats finden Sie in
Kürze bei politik-digital.de. Das letzte Wort für heute
gebührt dem Gast:
Jan Tißler: Ich wünsche Euch allen
viel Spaß mit allem, was Ihr noch im Internet vorhabt 🙂