Wolfgang Schäuble im Chat mit politik-digital und stern.de am 4. Dezember 2000
… wünschte sich Wolfgang Schäuble für die Politik im Chat von stern.de und politik-digital
am 4. Dezember. Der Rüffel ging an Gerhard Schröder, dem Schäuble auch in der Reformpolitik
schlechte Noten erteilte: "Die Regierung nutzt eine gute konjunkturelle Entwicklung leider
nicht zu den notwendigen Reformen insbesondere am Arbeitsmarkt" erklärte der ehemalige
CDU-Vorsitzende seine Kritik an der Bundespolitik und auch die Rentenreform komme nicht
voran: seine Halbzeitbilanz: "Viel Show und wenig Substanz".
Neben der Manöverkritik an Schröder und Co. war die EU-Politik das zweite große Thema im Chat.
Schäuble, der es nach eigenem Bekunden genießt "etwas weniger im Brennpunkt des Geschehens zu
stehen" arbeitet momentan an der Vorbereitung einer europäischen Verfassung. Die CDU,
beruhigte Schäuble die Chatter, bleibt die Europapartei und "die europäische Einigung ist
zu wichtig, als das man sie aufgeben könnte." Deswegen hoffe er auch, dass man sich in Nizza
noch einigen werde.
Von Südfrankreich ging es thematisch weiter in die USA, wo Schäuble trotz des unrühmlichen
Wahlverlaufs "nicht an die amerikanische Krise" glaubt. Und Europa ist nach seiner Auffassung
"durch die Wirtschafts- und Währungsunion etwas weniger anfällig für den Fall, dass es in USA
schlecht laufen sollte." Im eCommerce, so Schäuble, werden sich die Erwartungen allerdings im
nächsten Jahr nicht erfüllen. Hier hätten "die verrückten Entwicklungen am neuen Markt doch
eine reale Anpassung der Erwartungen als Grundlage".
Schäuble, der auf sein Verhältnis zum Internet angesprochen, antwortete: "ich bin noch dabei
mich an den Umgang zu gewöhnen. Immerhin bearbeite ich meine email-Post inzwischen
selbstständig" gab sich im Chat ganz locker. Sogar eine Meinung zum Tagebuch des
früheren Partei-Intimus Helmut Kohl war ihm zu entlocken: "Da ich ihn lange kenne, hat
mich überrascht, dass er Tagebuch geführt haben soll."
Das ausführliche Transkript finden sie hier.