Am Mittwoch, 19.3.08, war Peter Rehbein vom Musik-Blog Schallgrenzen.de in der Blogsprechstunde, dem Chat von politik-digital und den Blogpiloten. Der Blogger sprach über
Hippiephasen, Musiktrends und seine "Vorliebe" für dreckige Rockclubs.


Moderator:
Hallo und herzlich willkommen in der Blogsprechstunde, dem Chat von
politik-digital.de und den Blogpiloten. Heute geht es um das Thema
Musik und alles, was dazu gehört. Unser Gast heute ist Peter
Rehbein, Blogger beim Musik-Blog Schallgrenzen.de. Ab
Punkt 16 Uhr geht es los, Ihre Fragen können Sie gerne auch
jetzt schon stellen.

So,
bei uns ist es jetzt 16 Uhr. Kurze Frage an unseren Gast: Können
wir starten?

Peter Rehbein:
Jau.

Peter Rehbein
Peter Rehbein vom Musik-Blog Schallgrenzen.de

 

Moderator: Hier die
erste Frage:

Schuuuulz: Hörst du gerade
Musik – wenn ja, welche?

Peter
Rehbein
: A Whisper In The Noise – The Tale of Two doves.

Krabbe:
Wie bist Du zur Musik gekommen?

Peter
Rehbein
: Uff, wahrscheinlich wie jeder von uns, übers Radio.
Zum Bsp. "Musik für junge Leute" auf NDR.

Moderator:
Und wie alt warst du, als du zum ersten Mal so "richtig"
Interesse für Musik entwickeltest?

Peter
Rehbein
: Mit 15-16 habe ich mich ernsthaft mit Musik
beschäftigt. Hippiephase mit Genesis, Yes und Konsorten.

Karlaaa:
Wie musikalisch bist du selber? Spielst du Instrumente und/oder
singst du?

Peter Rehbein: Null.

Samurai:
Was ist dein Lieblings-Genre?

Peter
Rehbein
: Zur Zeit Postrock, Progressive, Indie und wieder die
alten New Wave-Sachen (die Düsteren).

Moderator:
Unsere Nutzer konnten schon im Vorfeld Fragen stellen und bewerten.
Diese Frage wurde am besten bewertet:

Nomotok: Wird
Musik zukünftig nur noch im Internet gehört?

Peter
Rehbein
: Das glaube ich nicht. Es sei denn, man kann irgendwann
das Internet überall mit hinnehmen. Aber das Internet (und
natürlich auch die MusikBlogs oder auch MySpace) sind DIE
Informationsquelle überhaupt.

rollbrett:
Kann man überhaupt noch gute Musik im Radio finden (Stichwort
Privat-Chart-Funk) und wenn ja wo?

Peter
Rehbein
: Muss ich wohl verneinen. Es gab mal gute Radiosendungen.
Ich arbeite ja nebenher bei einem lokalen Radiosender. Den kann man
hören. Vielleicht noch live und einige Sendungen bei den
Öffentlichen.

Moderator: Eine Nachfrage zu MySpace
als Musikquelle:

Artas: Musiker bei MySpace – da gibts
doch inzwischen eine viel zu große Beliebigkeit, findest du
nicht?

Peter
Rehbein
: Ich habe seit ca 1 1/2 Jahren ein Profil bei MySpace und
habe in dieser Zeit fantastische Musik und grossartige Künstler
kennengelernt. MySpace ist längst nicht so schlecht wie der Ruf.
Die unmittelbare Möglichkeit mit Künstlern in Kontakt zu
treten ist nahezu fantastisch 🙂

Luke: Ich höre
Musik eigentlich nur noch im Internet, über Custom Radios usw…
wozu braucht man heutzutage noch Alben und Singles?

Peter
Rehbein
: Um sie sich ins Regal zu stellen, zum
Beispiel.

Moderator: Das Thema "Musik im Internet"
beschäftigt die User:

Lupo: Stichwort Radio:
Kannst Du Internet-Musik-Sender empfehlen?

Peter Rehbein:
Radio Tonkuhle, ist per Stream zu empfangen. Heute abend zum Beispiel
Schallgrenzen ab 22.00 Uhr. Ernsthaft, ich höre eigentlich eher
kein Radio übers Internet.

Moderator: Und wieso
nicht? 🙂

Peter
Rehbein
: Ich lege lieber eine CD ein oder höre Musik über
MP3-Player. Gute Sachen wie der „Nachtclub" mit Paul Baskerville
sind terrestrisch zu empfangen.

Moderator: Eine Frage
zum Blog unseres Gasts:

tini: Inwiefern können Sie
neue Bands wirklich "fördern "? Die Rezipienten eines
Blogs sind ja im Vergleich zu Radio und viel beworbenen TV-Shows doch
eher wenig. Irgendeine Erfolgsstory?

Peter
Rehbein
: Ja, ich konnte aufgrund meiner Blogarbeit zum Beispiel
ein Festival mit 4 dänischen Indie-Rock Bands veranstalten. Und
plane für den Mai wieder ein Konzert. Ich verstehe meine
Bloggerei auch nicht als Steigbügelhalterei für die grossen
TV-Shows und Mainstreamsender. Nur ein Wort: Indie! Und damit
gewollte Nische.

Moderator: Kommen wir vom Thema
Internet-Musik wieder zu Musik allgemein. Dazu das Statement und die
Frage eines Users:

Rockin: Die Musik hat ihre beste
Zeit hinter sich – heut wird doch fast nur noch Müll produziert,
oder?

Peter Rehbein: Kann ich sich so nicht behaupten.
Ich entdecke täglich interessante Musik und schaffe es, alle zwei
Wochen eine Radiosendung mit zwei Stunden Musik zu
befüllen.

Moderator: Passend dazu folgende
Frage:

Terban: Gibt´s irgendwann eine neue
Renaissance?

Moderator:
Gemeint ist hier sicher die musikalische Rennaissance. 🙂

Peter
Rehbein
: Das grosse Thema Retro. Jetzt kommt ja gerade so ein
wenig Noise-Pop hoch. Man weiss es nicht. Vielleicht wieder die neue
deutsche Welle. 🙂 Aber ehrlich gesagt, sehe ich da nichts am
Horizont.

Rambazamba: Wäre Woodstock heutzutage
noch möglich?

Peter Rehbein: Nöö,
Kommerz, soweit das Auge reicht.

Larala: Was hältst
du von Casting-Shows wie DSDS?

Peter
Rehbein
: Nichts. Die armen Schweine, die da mitmachen, tun mir
nur unsäglich leid.

Nemesis: Ich hab das Gefühl,
dass Bands heutzutage eine extrem kurze Halbwertzeit haben – wie
siehst du das?

Peter
Rehbein
: Aus musikalischen Gründen gibt es dafür
eigentlich keinen Anlass. Das dürfte wohl eher ein finanzielles
Problem sein. Es sind ja immer weniger Leute bereit (ich spreche
besonders von der Indieszene) für CD`s und auch MP`3 Geld
auszugeben oder für Konzerte "noch" unbekannter Bands
einen adäquaten Eintrittspreis zu entrichten. Wie lange wird der
Atem für die Musiker dann reichen?

Timothy:
Wieso gibt es so wenig international erfolgreiche deutsche
Bands?

Peter Rehbein: Weil sie entweder deutsch singen,
nicht gut genug sind oder keinen fetten Major hinter sich haben .

Moderator:
Wie erklärst du dir den Erfolg z.B. von Rammstein im
Ausland?

Peter Rehbein: Exotik und das rollende
Rrrrrrrrrrrrrrrrr.

Woman in Red: Ist der Boom von
Brit-Pop/Rock in Deutschland nur ein Hype?

Peter
Rehbein
: Definitiv ja. Ich hasse diesen ganzen Hype (von der
britischen Presse initiiert) wie die Pest.

Moderator:
Eine Nachfrage zu deutschen Bands:

gloeckchen: Was ist
denn so schlimm daran, dass eine Band deutsch singt? Muss sie sich
halt ein bisschen mehr Gedanken über Texte machen.

Peter
Rehbein
: Ich finde es gut, wenn deutsch gesungen wird und die
Musik gut ist. Gibt ja auch einige Beispiele, z. B. Kante. Aber im
Ausland? No Chance.

LoudeR: In Deutschland wird Metal
aus den skandinavischen Ländern immer populärer, wieso
eigentlich?

Peter Rehbein: Keine Ahnung. Höre ich
nicht in dem Maße.

holladiewaldfee: Wie innovativ
ist die Musikszene in und um Hildesheim?

Peter
Rehbein
: Ehrlich gesagt nicht innovativer als in anderen Städten
auch. Es gibt ein paar sehr gute Bands und halt viele die sehr
beliebig sind.

Moderator: …und nochmal zu deutschen
Bands:

holladiewaldfee: Ist Tokio Hotel da nicht ein
Gegenbeispiel, dass Musik mit deutschen Texten auch im Ausland
erfolgreich sein kann und Menschen (naja, kleine Mädchen)
deswegen sogar Deutsch lernen? Vielleicht nur schade, dass es gerade
diese "Band" ist.

Peter
Rehbein
: Was Tokio Hotel da machen, finde ich gar nicht so übel.
Ich bin zwar beileibe kein Fan, aber sie spielen ihre Instrumente
selbst, schreiben ihre Songs und tun was für die
Völkerverständigung. Ich find`s gut.

Moderator:
Eine spezielle Frage eines Users:

Shaun: Wie findest du
Neil Young und seine Musik?

Peter Rehbein: Cool.

Moderator:
Was gefällt dir an ihm? Er als Typ oder seine Musik?

Peter
Rehbein
: Das er seit Jahrzehnten ein unwahrscheinliches Level
hält, Gitarre spielen kann wie Sau und ein paar wirklich
großartige Songs geschrieben hat.

Xerxes: Wieso
müssen große Konzerte eigentlich so teuer sein? Viele
Schüler und Studenten werden damit ausgegrenzt.

Peter
Rehbein
: Wahrscheinlich wegen der extremen Gagen und dem
Gigantismus, der betrieben wird. Ist sowieso nicht mein Ding, lieber
ein kleines feines Clubkonzert.

Moderator: Eine
persönliche Frage:

lama: Wäre es dein Traum,
ein erfolgreicher Musiker zu sein? Oder bleibst du lieber hinter den
Kulissen?

Peter
Rehbein
: Ich wäre total gerne ein erfolgreich Musiker.
Grosse Bühne, breitbeinig mit der Gitarre und so. Aber ich
kann`s nicht und trau mich nicht.

Moderator: Hast du
denn schon einmal selbst Gitarre gespielt bzw. es versucht
:-)?

Peter Rehbein: Nö.

Heinerbach:
Magst du Clubs? Was hältst du von diesen ganzen
Party-Club-Gängern?

Peter
Rehbein
: Menst du die Dinger, wo man Tanzen kann? Ich hasse das.
Ich kriege davon Pickel. Okay, so`n leicht verdreckter Rockclub ist
okay, aber sonst – nein danke!

Murmel: Glaubst du, ab
einem bestimmten Alter interessiert einen nur noch die gleiche Musik?
Oder bist du neuen Strömungen gegenüber offen?

Peter
Rehbein
: Glaube ich nicht. Wenn man neugierig ist, gibt es immer
Neues zu entdecken.
Ich habe schon so oft mein Genre geändert.
Hauptsache Gitarre und kein HipHop.

Moderator: Kommen wir
wieder zu den "fundamentalen" Fragen:

narf:
Wie bist du eigentlich zum Radio gekommen?

Peter Rehbein:
Vor über drei Jahren wurde ein Lokalsender in Hildesheim
gegründet und es wurden Mitarbeiter gesucht. Ich habe mich dann
mit einer Sendung (ursprünglich New Wave der Achtziger) beworben
und bin bis heute dabei.

SammelK: Welche "normalen"
Radio-Sender hörst du gerne?

Peter
Rehbein
: Deutschland Radio Kultur, Deutschlandfunk und NDR
Info.

tini: Wie stehen Sie zum Thema "illegaler
Musikdownload"? Halten sie verschärfte Ermittlungen für
gerechtfertigt?

Peter Rehbein: Eigentlich ja. Ein paar Teenies zu belangen ist nicht
okay, aber im Grunde gibt es kein Unrechtsbewussein mehr. Ich kenne
ja kaum noch jemanden, der sich eine CD kauft! Das ist unglaublich.
Vor kurzem erwähnte ich in einem Gespräch, dass ich mir
jetzt Musik als mp3 KAUFE. Das gab echt ungläubige
Gesichter.

fehler: Wie sehr interessiert dich
eigentlich die Blogosphäre außerhalb von Musikblogs?

Peter Rehbein: Eher am Rande. Mir ist vieles nicht so
ganz geheuer und suspekt. Da geht es um Alpha- und Beta-Blogger und
so´n Kram. Finde ich eher komisch. Einige Blogs schaue ich mir
aber regelmäßig an.

Moderator: Und welche
interessieren dich besonders?

Peter Rehbein: Zum
Beispiel Blogpiloten 🙂 oder Spiegel online… Shit, das ist ja kein
Blog.

Klaas: Auf welchem Konzert warst du zuletzt?

Peter
Rehbein
: Ein kleines Konzert der AC Vibes in der Löseke in
Hildesheim. Samstag gehts nach Braunschweig. A Whisper in The
Noise!

Moderator: Die Bitte an unseren Gast, in die
Musik-Kristallkugel zu schauen:

Future: Welche Musik
werden wir in 20 Jahren hören?

Peter
Rehbein
: Eine Mischung aus Hardcore, Heavy-Metal, Noise-Pop,
Progressive und Punk, dazu noch ein wenig Drum’n’Bass und Jazz.
Schätze ich mal.

Moderator:
Und jetzt die Gretchenfrage:

Hail2theKing: Was ist dein
Lieblingslied und warum?

Peter Rehbein: Ich hab’s
geahnt. "Our Secret" von The Comsat Angels, einer Band
aus Sheffield, die es schon lange nicht mehr gibt. Aber der Song
begleitet mich seit mehr als zwanzig Jahren und soll auf meiner
(hoffentlich noch fernen) Beerdigung gespielt werden.

Hollibaer:
Wie willst du deinen Blog vielleicht noch weiter entwickeln? Welche
Pläne hast du?

Peter Rehbein:
Es wird endlich ein neues Layout geben. Ich möchte weiter ein
Sprachrohr für gute (und vielleicht noch unbekannte Musiker
sein) und vielleicht auch ein wenig andere gesellschaftliche
Themen aufgreifen. Mich ein wenig öffnen. Sozusagen.

Trainer:
Und welche "kommerzielle" Band ist dir am Liebsten?

Peter
Rehbein
: Tool.

Moderator:
So, das waren fast 60 Minuten Blogsprechstunde. Vielen Dank an unsere
Nutzer für die vielen Fragen. Und natürlich vielen Dank an
Peter Rehbein für die Antworten. Das Protokoll dieses Chats
können Sie in Kürze auf den Seiten von politik-digital.de
und bei den Blogpiloten nachlesen. Das letzte Wort für heute hat
unser Gast:

Peter Rehbein:
Vielen Dank, dass ich eingeladen wurde. Es hat riesigen Spass
gemacht. Vielleicht könnte der Herr Moderator meine
Schreibfehler ausbessern. Tschüss.

Moderator:
Die nächste Blogsprechstunde gibt’s am Mittwoch, den 26. März
mit einem Chat zum Fussball-Länderspiel Deutschland-Schweiz;
unser Gast ist dann Tom Lehnert vom Blog Doktor Fussball, der das
Spiel live im Chat begleiten wird.
Das
Chat-Team wünscht allen noch einen schönen Abend!