Thomas Roth, der Leiter des ARD-Studios in Moskau, war am 04. September 2008 zu Gast im tagesschau-Chat in Zusammenarbeit mit politik-digital.de. Dort nahm er Stellung zu den kritischen Stimmen aus der Netzwelt nach dem gekürzten Interview mit Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin.

Thomas Roth: Liebe Kollegen, viele grüße aus Moskau, wir sind bereit!

Moderatorin: Herzlich willkommen, liebe Leser, im tagesschau-Chat. Heute zu Gast: Thomas Roth. Der Leiter des ARD-Studios in Russland ist uns von dort aus verbunden und stellt sich in den kommenden 60 Minuten Ihren Fragen. Sie werden sich voraussichtlich um das Interview Roths mit dem russischen Ministerpräsidenten Putin vor einer Woche drehen. Der Ansturm Ihrer Fragen im Vorfeld lässt vermuten, dass dieser Chat sehr gut besucht sein wird. Deswegen werden wir wohl leider nicht alle Fragen aufrufen können. Dafür stellen wir im Anschluss noch schneller als gewohnt das vollständige Transkript des Chats online.
Bevor es nun losgeht, sei noch der Hinweis erlaubt: Wie immer im Tagesschau-Chat, gilt auch für diesen das Gebot der Fairness. Wir bitten um sachlich richtige und im Ton höfliche Fragen und behalten uns vor, nur solche zu posten.

blabla: Halten Sie angesichts der Reaktion Ihrer Zuschauer die Art und Weise, in der das Interview gekürzt wurde, weiterhin für gerechtfertigt und objektiv? Würden Sie es heute anders machen?

Thomas Roth: Ja, ich halte es nach wie vor für richtig, dass wir an einem herausgehobenen Programmplatz im ARD-Hauptprogramm das Interview in einer Länge von 10 Minuten ausstrahlen durften. Das ist für uns eine sehr gute Gelegenheit gewesen, den Standpunkt des russischen Ministerpräsidenten einem möglichst großen Publikum präsentieren zu können. Der Vorgang selbst, ein Interview auch in gekürzter Form zur Verfügung zu stellen, ist auch international nichts Ungewöhnliches. Wir haben, da wir kein staatlicher Rundfunk sind, nicht die Verpflichtung, das Interview eines Ministerpräsidenten unmittelbar in gesamter Länge auszustrahlen. Ich habe mich aber gefreut, dass wir im ARD-Hauptprogramm davon zehn Minuten zeigen durften. Die Kürzung selbst habe ich nach aus meiner Sicht streng nachrichtlichen Kriterien vorgenommen.

Thomas: Halten Sie das gekürzte Interview inhaltlich für gleichwertig?

Thomas Roth: Am besten ist ein Interview natürlich immer, wenn man es sofort und unmittelbar in voller Länge zeigen kann. Natürlich auch deshalb, weil in voller Länge jede Nuance viel deutlicher wahrgenommen werden kann – insofern ist eine gekürzte Version natürlich immer eine gekürzte Version.

Thomas: Wer entschied, diesem Interview nur neun Minuten Sendezeit einzuräumen?

Thomas Roth: Das war eine Entscheidung der ARD-Programmplanung, über die ich mich aber sehr gefreut habe. Es ist nämlich keine Selbstverständlichkeit, politischen Inhalt an einem Freitag Abend im Hauptprogramm der ARD soviel Zeit einzuräumen. Obwohl nach meiner Information das Publikum an einem solchen Abend eher unterhaltungsorientiert zu sein scheint.

Steffino: Meines Erachtens wurde die Frage von ‘blabla’ nicht beantwortet. Es ging in der Frage darum, ob Herr Roth die Art und Weise der Kürzung als objektiv empfindet, nicht um die Kürzung an sich.

Thomas Roth: Ich habe diese Kürzung nach journalistischen Kriterien vorgenommen und versucht, dabei möglichst viele interessante Gesichtspunkte an diesem Abend zu berücksichtigen. Im Zentrum stand die Frage nach der Isolation Russlands, die Erwartungen vor dem Brüsseler Gipfel und ob die Krim der nächste drohende Konfliktpunkt ist. Außerdem war da noch die Frage, welche Rolle die deutsche Politik spielen kann. Ich habe den Eindruck, auch in der Folge der Berichterstattung durch andere Medien (wie Zeitungen in Deutschland), dass sich auch dort das Interesse besonders auf diese Punkte konzentriert hat.

Freddie Mac: Wie erklären Sie sich die große Empörung über die Kürzungen?

Thomas Roth: Offen gestanden tue ich mich damit sehr schwer. Vielleicht ist es nicht jedem Zuschauer bekannt, dass dies eine übliche journalistische Praxis ist, die z. B. auch in Berlin journalistischer Alltag ist. Dort werden auch lange politische Debatten (aber durchaus auch Interviews) sehr selten im Hauptprogramm in voller Länge ausgestrahlt.Was mich an der Reaktion durchaus stört ist, dass von nicht wenigen wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, ich hätte dabei ein manipulatives Interesse gehabt. Dem war natürlich nicht so.

Joe: Warum haben Sie, abgesehen von größeren Passagen, auch einzelne Worte gestrichen, die ja kaum eine große Zeitersparnis mit sich bringen?

Thomas Roth: Wir haben versucht, den inneren Sinn des Interviews zu erhalten, damit der Zuschauer dem Interview auch inhaltlich folgen kann, ohne Bezug auf Teile zu nehmen, die der Zuschauer nicht zur Kenntnis nehmen konnte. Das war dann erst in der langen Fassung möglich und auch gut so.

Thomas: Warum wurde nicht im Vorhinein auf die Kürzung des Interviews hingewiesen?

Thomas Roth: Diesen Hinweis nehme ich gerne auf. Und wir machen das das nächste mal sehr gerne so.

Peter: Bei Ihrer gekürzten Version sahen die Zuschauer eine lange Eingangssequenz mit der Begrüßung Putins. Sie sahen, wie ihm das Mikrofon angeklemmt wird. In der vollständigen Fassung im WDR wurde auf diese Eingangssequenz verzichtet. Der Sendeökonomie zufolge wäre genau der umgekehrte Fall logisch gewesen. Gerade durch den Schnitt in der gekürzten Fassung entsteht der Eindruck, es handele sich um das vollständige Interview, da die Kamera scheinbar nonstop läuft. Darüber hinaus gibt es Schnitttechniken, z.B. Jumpcuts, die dem Zuschauer eindeutige Hinweise geben, dass es sich um eine gekürzte Fassung handelt. Warum wurden diese Techniken nicht verwendet, stattdessen aber ein, sagen wir, glatter Schnitt, der kaum dazu Anlass gibt, die erste Ausstrahlung als unvollständig zu betrachten? Trotz Zeitdrucks und angesichts der Wichtigkeit dieses Interviews.

Thomas Roth: Die Eingangssequenz mit der Begrüßung diente dazu, den Zuschauer an das Ereignis heranzuführen. Ich finde, dass diese Sequenz auch die Grundathmosphäre des Interviews durchaus wiedergibt. Die eines interessanten und spannenden Gesprächs, das aber durchaus von gegenseitigem (!) Interesse und Respekt geprägt war. Insofern war alleine das schon eine wichtige Information. Richtig ist, dass wir dem Zuschauer, auch wenn er nicht in der Problematik bewandert ist, das Interview in einer möglichst leicht verständlichen (auch bildlichen) Form zu präsentieren, um Hindernisse im Verständnis so weit wie möglich abzubauen. Man hätte, wollte man der ganz puren Form folgen, darauf verzichten können. Ich habe es aber im Interesse der Wahrnehmung der Zuschauer nicht getan.

blabla: Halten Sie Ihre Berichterstattung im Speziellen und die Berichterstattung in den deutschen Medien im Allgemeinen in Bezug auf die Georgien-Krise für objektiv? Haben Sie das Gefühl, dass die Meinung und Sorgen aller Seiten hinreichend berücksichtigt wurden?

Thomas Roth: Ich kann in dieser Sache nur für uns, die ARD, sprechen. Wir haben uns die allergrößte Mühe gegeben, beide Konfliktparteien zu berücksichtigen und darüber möglichst objektiv zu berichten. Mein Kollege Stephan Stuchlik ist sofort nach Ausbruch des Konflikts schnellstmöglich nach Nord-Ossetien und schliesslich bis nach Zchinvali vorgedrungen. Er konnte dort auch authentisch über die Folgen des georgischen Angriffs berichten. Übrigens unter sehr hohem persönlichem Risiko.

Jens: Lieber Herr Roth, bitte beschreiben Sie uns doch, mit welcher Personalstärke und welchen Bedingungen die ARD in der "heißen Phase" über den Kaukasus-Konflikt berichtet hat.

Thomas Roth: An dem Konfliktort Nord-Südossetien hatten wir ein Team von sechs Personen unter der Führung von Stephan Stuchlik, an der georgischen Seite ebenfalls sechs Personen. Die politische Beobachtung an der diplomatischen Front übernahmen zwei Korrespondenten im Studio Moskau, die sich dort ebenfalls bemühten, beide Seiten angemessen zu beleuchten. Es war der höchste Personalaufwand bei einem bewaffneten Konflikt seit langem.

Moderatorin: Zurück zum Interview:

Medienwirt: Warum haben Sie die Langfassung um 6.20 Uhr morgens ausgestrahlt? So hat sie doch kaum jemand sehen können.

Thomas Roth: Das war eine Entscheidung der Programmplanung des WDR. Ich war froh, dass wir die Langfassung im WDR-Fernsehen zeigen konnten. Zudem haben wir ja den Text im Internet auf dem sehr gut besuchten Portal "tagesschau.de" ebenfalls zur Verfügung gestellt. Mehr kann man kaum tun, wie mir scheint.

Linse: Finden Sie nicht, dass für ein so wichtiges Interview das Hauptprogramm unterbrochen werden soll, um das Interview ganz zu zeigen?

Thomas Roth: Jeder Korrespondent freut sich, wenn ein solches, tatsächlich ja sehr spannendes, Interview eine möglichst große Chance im Hauptprogramm bekommt. Aber ein Hauptprogramm setzt sich ja nicht nur aus solchen Aktivitäten zusammen. Es muss auch immer die Interessen aller Zuschauer berücksichtigen und das ist auch gut so.

schmidt: Lieber Herr Roth! Warum wurde die Passage ausgeschnitten, wo es sich darum handelte, wer den Krieg angefangen hat? Das ist meiner Meinung nach, eine der wichtigsten Fragen. Alle, die ich kenne, glaubten bis vor kurzem, Russland war der Aggressor.

Thomas Roth: Putin hat doch deutlich gesagt, wie seine Sicht der Dinge ist. In der Langfassung kam ja dann auch ich zu Wort, indem ich bestätigt habe, dass auch aus meiner Sicht der "letzte Auslöser" für den Konflikt der georgische Angriff auf Zchinvali war. Mir scheint, das ist inzwischen überall unbestritten.

Das Mensch: Wie wird das nächste Interview mit den russischen Politikern? Wieder gekürzt oder in voller Länge?

Thomas Roth: Meine liebste Version wäre, den russischen Ministerpräsidenten und/oder Präsidenten live in voller Länge präsentieren zu dürfen. Das würde uns allen sicher viele Diskussionen ersparen. Vielleicht haben wir ja bald eine Chance dazu, hoffe ich!

Jewgenij: Lieber Herr Roth, warum haben Sie gesagt dass Georgien "der letzte" Auslöser war? Warum der letzte?

Thomas Roth: Ich sage das deshalb, lieber Jewgenij, weil dieser Konflikt eine lange und sehr komplizierte Vorgeschichte hat, die bis in den anfang der 90iger jahre zurückreicht. Ich habe nicht immer den Eindruck gehabt, dass beide Seiten (!) jederzeit konstruktiv an der Beilegung dieser komplizierten Konfliktlage energisch gearbeitet haben. Ich bedauere das sehr, da ich die Gegend kenne und weiß, wie viele Menschen auf beiden Seiten unter diesem Konflikt gelitten haben und leiden.

tovarysh: Hat Sie irgendetwas an den Aussagen Putins wirklich überrascht?

Thomas Roth: Ja, tovarysh. Was mich überrascht hat, war, dass aus Putins Sicht der Krieg, wie er sagte, direkt im weissen Haus in den USA geplant worden sei und er dazu diene, die Popularität von John McCain, des konservativen Kandidaten, voranzutreiben. Das hatte ich in dieser Entschlossenheit von ihm selbst bislang persönlich nicht gehört.

Jens: Welche Reaktionen hat es in Russland auf Ihr Interview gegeben?

Thomas Roth: Das Interview wurde auf verschiedenen Fernsehkanälen gezeigt, allerdings in zum Teil sehr verschiedenen Fassungen. Die beiden großen Kanäle haben zum Teil sehr stark gekürzte Fassungen veröffentlicht. Manche, soweit ich weiß, in der Länge oder Kürze von drei bis fünf Minuten. Der einzige Kanal, der meines Wissens die ganze Länge ausgestrahlt hat, war der Spartenkanal vesti24. Ich selbst wurde durchaus von ganz normalen Menschen auf der Straße angesprochen und zwar durchweg mit Anerkennung. Das hat mich natürlich gefreut.

Lissi: Ich frage mich (und vielleicht können Sie darauf eine Antwort finden): Was vermuten Sie, haben die Zuschauer von diesem Interview erwartet? Gab es Informationen, die Sie herausgeschnitten haben, die trotzdem wichtig zu erwähnen gewesen wären? Haben Sie selbst an einigen Stellen gezuckt und sich gefragt, ob man diese Stelle vielleicht lieber drinnen lassen solle?

Thomas Roth: Gezuckt habe ich nie. Aber natürlich war es ein ständiges Abwägen zwischen nachrichtlichem Inhalt und dem Bemühen, den Standpunkt des russischen Ministerpräsidenten auch in einer gekürzten Version möglichst adäquat wiederzugeben. Ich hoffe, dass die Zuschauer neugierig darauf waren, den russischen Ministerpräsidenten, angesichts des schweren Konflikts, selbst zu hören.

william wolfo: Würden Sie dieselben Maßstäbe auch auf ein Interview mit dem amerikanischen Präsidenten anwenden? Würde es dann Protest aus der Politik und den Aufsichtsgremien geben?

Thomas Roth: Ich würde, lieber william wolfo, an jeden die gleichen Maßstäbe anwenden, wie ich das auch bisher z.B. in Berlin als Chefredakteur getan habe. Das es Protest geben könnte, darf nicht Teil unserer Überlegungen sein. Auch wenn ich mich natürlich über Zustimmung sehr viel mehr freue!

korrespondent: Deutschland hat traditionell gute Beziehungen zu Russland. Sehen Sie hier eine besondere journalistische Verantwortung?

Thomas Roth: Bei der Berichterstattung über Russland haben wir allen gegenüber die Verpflichtung, so nah wie möglich an der Realität zu berichten. Wie mir auch von europäischer Seite im Vergleich immer wieder gesagt wird, ist das Interesse in Deutschland besonders hoch. Das verwundert auch nicht, bei der langen und zum Teil sehr traurigen Geschichte (Überfall auf die Sowjetunion), die wir miteinander teilen. Ich hoffe allerdings, dass unsere Berichterstattung am Ende dazu beitragen kann, dass wir uns nicht entfernen, sondern einander weiter annähern.

olf: Hallo Herr Roth. Wie war die Stimmung in der Redaktion, als sich abzeichnete, wie viel negatives Feedback das Interview erzeugte? War man geschockt oder ist man in der Redaktion auf solche Situationen vorbereitet?

Thomas Roth: Ich selbst war überrascht, weil ich ja noch stolz darauf war, dass wir einen Teil des Interviews im ARD-Programm zeigen durften. Geschockt war ich allerdings, da doch ziemlich Viele mir mehr oder weniger deutlich zu unterstellen haben, dass ich ferngesteuert sei. Oder, dass ich mich zu einer offenen Zensur hergeben würde. Ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, zumindest diesen Verdacht auszuräumen.

Michael: Und noch eine Frage: Inwieweit beeinflusst die Zuschauerrückmeldung in Blogs und Foren, die für jedermann sicht- und lesbar ist, Ihre Arbeit als Journalist?

Thomas Roth: Sie erinnert uns ständig daran, dass wir unseren Job möglichst gut und möglichst gewissenhaft erledigen müssen. Im übrigen: auch wir sind nur Menschen und auch uns können durchaus einmal Fehler passieren. Ich hoffe, dass unsere Zuschauer auch dafür dann Verständnis auf bringen. Das mit dem Interview war aber natürlich kein Fehler.

Steffino: Was halten Sie von Menschen, die der Ansicht sind, dass die Darstellung politischer Sachverhalte in den Medien einseitig, um nicht zu sagen, kontrolliert ist?

Thomas Roth: Ich kann nur sagen, dass das für uns in gar keinem Fall gilt. Außerdem habe ich, was den allergrößten Teil der Presselandschaft in Deutschland angeht auch dort den Eindruck, dass sich die Kollegen nach bestem Wissen und Gewissen bemühen. Da ich viele andere Länder kenne, weiß ich, dass das keine Selbstverständlichkeit ist.

Ihr Benutzername: william wolfo: Haben Sie überwiegend Zustimmung von den Kollegen erhalten? Gab es auch Kritik?

Thomas Roth: Lieber wolfo, es gab überwiegend Zustimmung, ja sogar Lob!

Kai: Hallo, ich fand es bemerkenswert, dass Putin in dieser Situation einem ausländischen Korrespondenten überhaupt ein Interview gegeben hat. War das Ihre Initiative und hat er auch Fernsehsendern anderer Länder Interviews gegeben? Und wenn nicht, warum denken Sie, dass er die ARD ausgewählt hat?

Thomas Roth: Ich hoffe, er hat uns ausgewählt, weil er glaubt, dass die ARD eine seriöse Fernsehanstalt ist, die die Grundsätze von Fairness beachtet. Ein weiterer Grund war sicher, dass er der europäischen Öffentlichkeit durch ein solches Interview, seine Sicht der Dinge darlegen wollte und auch konnte. Fairer weise will ich sagen, dass er am Abend vor uns, dem amerikanischen Nachrichtensender CNN ebenfalls ein Interview gegeben hat.

MIch1968: Hallo Herr Roth … ich habe nur eine einzige Frage … ist Herr Putin glaubwürdig?

Thomas Roth: Ich glaube, er vertritt seine Interessen und Überzeugungen klar und auch für mich nachvollziehbar. Dass ich sie an bestimmten Punkten nicht teile, war der Grund meiner kritischen Fragen in diesem Interview. Ich bin aber ganz sicher, dass Putin meint, was er sagt.

integrity: Finden Sie nicht, dass dieses Interview eigentlich mit dem russischen Präsidenten hätte geführt werden müssen? Finden Sie nicht, dass verfolgt man Putin und seine Interviews über Jahre, dieses Interview eigentlich inhaltlich vorher bekannt war?

Thomas Roth: Nein. Ich finde, dass er in diesem Interview sehr viel zugespitzter als früher war. Er hat beispielsweise unterstellt, dass die europäische Politik direkt von den USA gesteuert wird. Das habe ich vorher so direkt noch nie gehört. Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich auch den russischen Präsidenten Medwedew interviewen dürfte und zwar möglichst live.

assdafdfsdgd: Wäre das vollständige Interview auch ohne allgemeine Empörung ausgestrahlt worden oder war dies bereits eingeplant?

Thomas Roth: Ja, ich hatte schon damit gerechnet, dass wir auch die lange Fassung zeigen dürfen.

Schekker: Ist es aus Ihrer Sicht nicht ein Gewinn für einen Journalisten, wenn er die Diskussion über ein Beitrag im Internet fortführen kann? Zuschauerbindung pur!

Thomas Roth: Ja, ich finde das ganz toll und freue mich darüber. Manchmal allerdings, wenn es eine so intensive Reaktion ist, muss ich darauf achten, dass ich auch meiner anderen Arbeit noch nachkommen kann. Aber es ist großartig, dass wir inzwischen via Internet solche Möglichkeiten haben!

gregor_keuschnig: Sie schreiben im tagesschau-Blog, dass das Gespräch rund eine Stunde gedauert hat. Jetzt sagen Sie, die Langversion sei gesendet worden. Das waren aber nur 27 Minuten. was war denn Rest?

Thomas Roth: Der Rest war die zeit, die der Konsekutiv-Dolmetscher gebraucht hat, der Putin immer stückweise übersetzt hat. Übrigens war der nicht zu beneiden, da Putin glänzend deutsch spricht und ihn immer wieder (zurecht) korrigiert hat. Der Dolmetscher wurde von der russischen Seite gestellt.

Schekker: Hallo Herr Roth, bei aller Aufregung um dieses Interview möchte ich auch mal sagen, dass ich es toll finde, dass Sie sich hier den Kritikern stellen. So wird das Medium Internet als Ergänzung zum TV sehr gut genutzt. Zumindest dafür meinen Dank!!!

Moderatorin: Diesem Dank schließen wir uns an – auch an Sie, liebe User von tagesschau.de und politik-digital.de, für die zahlreichen, interessanten und interessierten Fragen. 60 Minuten sind um, der Chat mit Thomas Roth zu Ende. In Kürze können Sie das Transkript bei tagesschau.de und politik-digital.de nachlesen. Herr Roth, haben Sie herzlichen Dank. Sie haben das letzte Wort:

Thomas Roth: Ich bedanke mich ebenfalls für das große Interesse und hoffe, dass ich Urteile und Vorurteile vielleicht sogar ein wenig verändern konnte. Alles Gute aus Moskau!