Angelika Zahrnt (BUND)
im europathemen-Chat am 24.05.2004
Moderator: Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich
willkommen im Chat von Europathemen und Arte! Unser heutiger Gast ist
eine der zentralen Personen in der deutschen Debatte um Umweltschutz
und Nachhaltigkeit. Wir freuen uns, Dr. Angelika Zahrnt, Vorsitzende
des BUND seit 1998, bei uns begrüßen zu dürfen. Der
BUND feierte im Jahr 2000 seinen 25. Geburtstag und dürfte damit
einer der ältesten Umweltschutzorganisationen in Deutschland sein.
Er hat über 365.000 Mitglieder und ist damit der größte
Umweltverband Deutschlands. Wir sind gespannt auf Ihre Fragen, liebe
Chatter und Chatterinnen. Wir freuen uns, dass Sie sich die Zeit nehmen,
Frau Zahrnt! Können wir beginnen?
Angelika
Zahrnt: Ja, gerne.
Moderator: Schön! Steigen wir gleich ein
mit einer Frage einer französischen Chatterin!
Übersetzung: Antoine: Viele Franzosen
wollen keine gentechnisch manipulierten Lebensmittel konsumieren, denn
sie denken, dass sie dadurch auf lange Sicht gesundheitliche Risiken
eingehen. Das beeinflusst die Produzenten und Händler, die mehr
und mehr die GMO aus ihrem Sortiment verbannen. Glauben Sie nicht, dass
das Gesetz von Angebot und Nachfrage reichen wird, um die GMO aus den
Regalen der Supermärkte verschwinden zu lassen?
Moderator: (GMO = Gentechnisch modifizierte
Organismen)
Angelika Zahrnt: Es ist sehr wichtig, dass
wir jetzt ein Gesetz haben zur Kennzeichnung von Produkten, die gentechnisch
modifizierte Organismen enthalten, denn nur dadurch haben die Verbraucherinnen
und Verbraucher überhaupt die Chance, zwischen Produkten ohne Gentechnik
und solchen mit Gentechnik zu entscheiden. Noch besser ist es allerdings,
wenn die Macht der Verbraucher schon im Vorfeld wirksam ist und wir
wegen der Ablehnung der Gentechnik durch die Verbraucher – wie
sie in Umfragen dokumentiert ist – dazu kommen, dass Lebensmittelunternehmen
Produkte mit Gentechnik gar nicht erst in ihr Sortiment aufnehmen.
Moderator: Wir bleiben für eine Weile
bei der Gentechnik, zu diesem Thema liegen bereits einige Fragen vor:
Jürgen: Reicht die gesetzliche Vorschrift der
Kennzeichnungspflicht für genmanipulierte Lebensmittel aus?
Angelika Zahrnt: Zum einen denken wir, dass
die Kennzeichnungspflicht nicht streng genug ist. Der Grenzwert sieht
jetzt so aus, dass ein Anteil von 0,9 Prozent einer Zutat gentechnisch
verändert sein darf. Das ist für uns zu hoch. Was auch problematisch
ist: dass tierische Produkte nicht gekennzeichnet werden, also Fleisch,
Eier, Milch, bei denen die Tiere mit gentechnisch veränderten Futtermitteln
gefüttert worden sind.
kjd: Kennzeichnung von Gentechnik-Essen: Wie läuft
das derzeit in der Praxis? Gut oder schlecht?
Angelika Zahrnt: Es läuft gut. Und zwar,
weil es bei uns derzeit noch fast keine Produkte gibt, die den Grenzwert
überschreiten. Es gibt einige Produkte, in denen gentechnisch veränderte
Organismen enthalten sind, wie zum Beispiel Cornflakes oder Sojamehl;
diese sind aber schon seit 1997 gekennzeichnet. In diesen Produkten
sind die gentechnisch veränderten Organismen direkt im Produkt
nachweisbar. Neu in der Regelung vom April ist, dass nun auch Produkte
gekennzeichnet werden müssen, die zum Beispiel aus Gen-Raps produziert
worden sind, wo aber das Produkt, zum Beispiel das Öl, durch den
Verarbeitungsprozess keine nachweisbaren gentechnisch veränderten
Organismen mehr enthält. Dass wir bisher so wenig Genprodukte auf
dem Markt haben, ist eindeutig ein Erfolg der klaren Ablehnung der Verbraucherinnen
und Verbraucher und der Politik der Umwelt- und Verbraucherverbände.
Moderator: Das Thema spielt natürlich
auch auf EU-Ebene eine Rolle:
June21: Nach EU-Regelung müssen Lebensmittel
mit genveränderten Inhaltsstoffen speziell gekennzeichnet werden.
Reicht das?
Angelika Zahrnt: Darüber haben wir eben
gesprochen. Die Regelung ist EU-weit gültig. Die Grenzwerte sind
uns wie gesagt zu hoch, und die Kennzeichnungspflicht muss auch auf
tierische Produkte ausgeweitet werden – damit die Verbraucher
die Wahl haben, sich für Milchprodukte und Fleisch zu entscheiden,
bei denen auch in den Futtermitteln keine Gentechnik ist. Und damit
für eine gentechnikfreie Landwirtschaft.
Moderator: Eine Frage eines weiteren franz.
Nutzers:
Übersetzung: Adélaide: Gibt es
eine europäische Koordinierung der Anti-GMO-Bewegungen?
Angelika Zahrnt: Ja, wir arbeiten europaweit zusammen. Der BUND
gehört zu der internationalen Umweltbewegung Friends of the Earth,
Amis de la Terre. Wir haben eine europaweite Kampagne gegen Gentechnik
und arbeiten auch mit anderen Umweltverbänden in Europa zusammen.
nicht-wisser: Guten Abend. Frau Zahrnt, lässt
sich in Sachen GVO überhaupt noch etwas wesentliches zurückdrehen
oder muss jetzt nur noch "umgegangen" und Schaden begrenzt
werden?
Angelika Zahrnt: An den derzeitigen Gesetzen kann man wohl kurzfristig
nichts Wesentliches ändern. Aber es gibt verschiedene wichtige
Möglichkeiten zu handeln. Wegen des Widerstands der Verbraucher
und Verbraucherinnen haben Gentechnikprodukte auf dem Markt keine Chance.
Das führt die Lebensmittelanbieter dazu, diese Produkte zu meiden
und es führt die Saatgut-Produzenten von gentechnisch veränderten
Saatgut in große wirtschaftliche Schwierigkeiten in Europa. Außerdem
gibt es die Möglichkeit, möglichst viele Bauern zu überzeugen,
kein gentechnisch verändertes Saatgut anzuwenden und sich in gentechnikfreien
Regionen zusammenzuschließen und mit dieser Gentechnikfreiheit
dann auch zu werben. Das Argument, man könne sowieso nichts mehr
machen, die Sache sei gelaufen, man könne der Gentechnik nicht
entgehen – ist ganz stark ein Argument der Industrie, um den Widerstand
zu brechen und eine fatalistische Stimmung zu erzeugen. Aber diese Rechnung
ist nicht aufgegangen.
Moderator: Die Macht der Verbraucher in allen Ehren, aber als
wirkliche Pressure-Group hat sich die Gruppe der Verbraucher noch nicht
hervorgetan. Welche positiven Beispiele von "Verbraucher-Macht"
durch Konsumverzicht kennen Sie bislang? Meistens verhallen diese Boykott-Aufrufe
ja ungehört. (Beispiele gerne auch jenseits der Gentechnik und
dem Fruchtboykott Südafrikas)
Angelika Zahrnt: Es gibt in der Gentechnik ein ganz gutes Beispiel
für einen Verbraucherboykott: Die Firma Nestlé hat 1998
versucht, einen Gen-Knabberriegel mit dem schönen Namen "Butterfinger"
groß herauszubringen. Gerade für Jugendliche. Das ist auf
Grund der Kampagnen und Aufklärung gründlich danebengegangen.
Die Riegel sind in den Regalen geblieben, und Nestlé hat sie
vom Markt genommen. Auch in anderen Bereichen gibt es positive Beispiele:
Die Kennzeichnung von Teppichen, die mit Kinderarbeit hergestellt wurden
oder von Fußbällen und auch die Clean-Clothes-Kampagne für
eine Kleidung, die unter fairen Bedingungen in den Dritte-Welt-Ländern
hergestellt wurden, zeigen bei den deutschen Herstellern, die ihre Produkte
von dort beziehen, durchaus Wirkung, indem sie sich für bessere
Arbeitsbedingungen bei ihren Zulieferern einsetzen.
Moderator: Eine Nachfrage zur "Macht der Regelungen",
die zu Ihrer Antwort passt:
Einemann4: Die Forderung, dass Konsumgüter, die
in die EU importiert werden, gleichen Sicherheitsstandards entsprechen,
wie jene, die in der EU produziert werden, gleicht doch einem Einfuhrstopp.
Wie soll man solche Sicherheitsstandards zum Beispiel in Dritte-Welt-Ländern
prüfen? Und die USA würden dies sicherlich nur als Vorwand
sehen, sich von der Konkurrenz abzuschotten.
Angelika Zahrnt: Das ist die Auseinandersetzung zwischen der
Forderung nach hohen Standards im Gesundheits- und Umweltbereich und
dem Argument, dass hiermit der Wettbewerb behindert würde. Mit
diesem Argument sind die USA vor die Welthandelsorganisation WTO gezogen,
um das Moratorium, das heißt das zeitweilige Verbot zur Einfuhr
gentechnisch veränderte Produkte in die EU, zu verhindern. Nach
unserer Auffassung müssen auch Produkte aus Entwicklungsländern
die gleichen Verbrauchsstandards erfüllen. Wir Industrieländer
müssen aber gleichzeitig mit finanzieller Unterstützung dazu
beitragen, dass diese Produkte in den Entwicklungsländern in dieser
Qualität auch produziert werden und die Kontrolle durchgeführt
werden können. Es gibt auch ein weiteres Beispiel, das diesen Konflikt
deutlich macht: die EU hat ein Verbot für die Einfuhr von Rindfleisch
ausgesprochen, das mit Hormonen produziert wurde, wie das in den USA
üblich ist. Weil die EU die gesundheitlichen Risiken für nicht
abgeklärt hält. Auch dies betrachten die USA als eine Wettbewerbsbeschränkung.
Wir finden es richtig, dass die EU diese Entscheidung so getroffen hat,
denn in diesem sensiblen Bereich der Gesundheit ist eine vorsorgende
Politik wichtig und die Gefahren sind nicht abschätzbar. Außerdem
brauchen wir das Hormonfleisch nicht, das herkömmlich ist von bester
Qualität.
Übersetzung: Adélaide: Kürzlich
gab es in Frankreich einen nationalen Tag der Mobilmachung gegen die
GMO. Die Militanten dagegen schienen besorgter über die Risiken
in den Nahrungsmitteln durch die GMO, als über die Risiken in der
Umwelt. Was denken Sie darüber?
Angelika Zahrnt: Es gibt beide Risiken: für die Gesundheit
der Menschen, zum Beispiel durch Allergien oder eine mögliche Schwächung
der Immunabwehr. Aber es gibt auch die Risiken für die Biodiversität,
das heißt die Artenvielfalt, wenn gentechnisch veränderte
Pflanzen sich in der Natur auskreuzen, das heißt andere Arten
damit verändert werden. Und wenn andere Tiere diejenigen Schädlinge
fressen, die durch den Verzehr von gentechnisch veränderten Pflanzen
gestorben sind.
Moderator: Eine Nachfrage:
Jürgen: Zum Thema Rindfleisch: War es nicht beim
Thema BSE so, dass die Diskussion nur eine Weile aktuell war und dann
aus den Medien verschwand? Glauben Sie nicht, dass dies beim Thema Genmanipulation
genauso sein wird?
Angelika Zahrnt: Es ist nicht so, dass das Thema BSE folgenlos
gewesen wäre. Das Futtermehl das BSE verursacht hat, ist inzwischen
aus dem Futtertrog verschwunden, und so setze ich darauf, dass die Bewegung
gegen Gentechnik dazu führt, dass Genprodukte gar nicht erst in
unseren Lebensmittelmärkten auftauchen. Genauer gesagt: bei dem
Futtermittel handelt es sich um Tiermehl, das von Tierkadavern erzeugt
wurde und das mit der Verursachung von BSE in Verbindung gebracht wurde.
So genau weiß das ja immer noch niemand.
Moderator: Nochmal zu Futtermitteln, vielleicht können
Sie die folgende Frage, die ein wenig in den Bereich geht, der bereits
beantwortet wurde, noch einmal konkretisieren. Vor allem hinsichtlich
der Strafmöglichkeiten…
ratz: Lebensmittelrecht: Deutschland will das verbessern
– ist das nötig? Ich erinnere mich an verseuchtes Futtermittel,
aber dass das geahndet wurde, habe ich nicht gehört?
Angelika Zahrnt: Im neuen Gentechnik-Gesetz steht, dass Produkte,
die Gentechnik enthalten, aber nicht gekennzeichnet sind, mit bis zu
50.000 Euro Strafe belegt werden. Bei den Futtermitteln gab es Skandale,
die aber tatsächlich rechtlich nicht zu den notwendigen rechtlichen
Konsequenzen geführt haben. Deswegen brauchen wir eine Verschärfung
der Gesetzgebung, vor allem aber intensivere Kontrollen und eine umfassende
Auskunftspflicht, vor allem der Futtermittelindustrie, gegenüber
Verbrauchern und vor allem Landwirten. Die Futtermittelindustrie möchte
sich nicht in die Karten sehen lassen und verspricht Selbstkontrolle
– wie die funktioniert, haben wir in der Vergangenheit gesehen.
Moderator: Wie wahrscheinlich ist es denn, dass die nun möglichen
Strafen wirklich angewendet werden? Und: Ist für einen Großproduzenten
von Futtermitteln die Strafe von 50.000 Euro nicht eine Größe,
die man fast schon kalkulatorisch locker in die betriebswirtschaftliche
Planung schreiben kann?
Angelika Zahrnt: Wir finden auch, dass 50.000 Euro eine zu geringe
Summe sind, und wir denken, dass der wirtschaftliche Schaden, den ein
solcher Skandal verursachen würde, größer ist und, wir
als Umweltverbände werden uns große Mühe geben, dass
solche Verstöße auch entsprechend angeprangert werden und
zu einem Imageschaden werden.
Moderator: Hier die Bitte um einen Kommentar:
ratz: Welchen Kurs schlägt die Politik gerade
ein: Pro Verbraucher oder Pro Wirtschaft? Ist das zu vereinbaren?
Moderator: Vielleicht kann man das auch getrennt beantworten
– nach nationaler und EU-Ebene?
Angelika Zahrnt: Das ist schwer zu beantworten. Pro Verbraucher
und pro Wirtschaft sind in einem engen Clinch. In der BRD kann man das
identifizieren mit Frau Künast gegen Wirtschaftsminister Clement,
in der Klimapolitik zwischen dem Umweltminister Trittin und wieder Clement.
Auch auf europäischer Ebene sieht das ähnlich aus: Die Umweltkommissarin
Frau Wallström muss sich mit der Binnenmarktkommission/Wirtschaftskommission
heftig auseinandersetzen. Im Augenblick weht der Verbraucher- und Umweltpolitik
ein heftiger Gegenwind entgegen. Aber die Wähler/innen können
bei der Europawahl sich entscheiden, ob sie für Kandidaten stimmen,
für die Gesundheit und Umwelt wichtig sind.
Moderator: Wir bleiben bei der Gentechnik, da dies die meisten
Fragen hier betrifft.
Michael: Gibt es Studien darüber, wie viele Menschen
nachweislich durch genmanipulierte Lebensmittel an Allergien oder ähnlichem
erkrankt sind?
Angelika Zahrnt: Es gibt bisher keine breit angelegten Studien
und auch keine Untersuchungen, weil die Hersteller von gentechnisch
veränderten Pflanzen kein Interesse daran haben und in den USA,
wo diese gentechnisch veränderte Produkte schon längere Zeit
auf dem Markt sind, schon längere Zeit solche Studien nicht in
Auftrag gegeben werden. Es gab aber einen Vorfall, wo gentechnisch veränderte
Pflanzen, die nur für Futtermittel in den USA zugelassen waren,
dann doch in Produkten, die von Menschen verzehrt wurden, auftauchten
und im Verdacht standen, Allergien erzeugt zu haben. Diese Pflanzen
wurden in einer aufwändigen Rückholaktion aus den Supermärkten
zurückgeholt.
Übersetzung: Sophie: Frau Zahrnt, in Frankreich
sind die Verbände der Landwirte sehr stark. Jeder kennt José
Bové. Wie sieht es in Deutschland aus. Gibt es eine Zusammenarbeit
zwischen den Landwirtschaftsverbänden und dem BUND?
Angelika Zahrnt: Auch in Deutschland ist José Bové
sehr bekannt, er war letztes Jahr in Berlin. Auch in Deutschland gibt
es bei dem Thema Gentechnik ein breites Bündnis von Umweltverbänden,
Landwirtschaftsverbänden, Kirchen und Verbraucherverbänden.
Caulfield: Die nationale Sensibilität ist beim
Thema Umwelt oder Gentechnologie ziemlich unterschiedlich stark ausgeprägt.
Kann man auf europäischer Ebene dennoch eine gemeinsame Umweltpolitik
betreiben?
Angelika Zahrnt: Beim Thema Gentechnik ist die Ablehnung in
der gesamten EU sehr groß, etwa drei Viertel der Verbraucher/innen
lehnen sie ab. Bei anderen Umweltthemen ist das sicher unterschiedlich,
und deshalb ist es manchmal auch schwierig, innerhalb der EU gemeinsame
Regelungen zu finden. Aber die Umweltverbände bemühen sich
auch in allen europäischen Ländern, das Umweltbewusstsein
weiter zu verstärken und in Brüssel Druck zugunsten fortschrittlicher
Umweltpolitik zu machen.
acker: Es gibt viele wohlklingende Konzepte: Präventiver
Verbraucherschutz, Öko-Anbau. Aber wer kann sich teure Ökoprodukte
leisten? Das ist ein Wohlstandsthema.
Angelika Zahrnt: Es stimmt, dass derzeit Produkte aus ökologischen
Anbau teurer sind, aber nur deshalb, weil bei den herkömmlichen
Produkten die Umweltkosten nicht einbezogen sind, zum Beispiel die Kosten,
die die Wasserwerke haben, wenn sie Pestizide wieder aus dem Wasser
herausholen müssen. Außerdem können Verbraucher sich
eine ökologische Ernährung durchaus leisten, auch bei geringen
Budget: wenn sie ihre Ernährung umstellen und zum Beispiel weniger
Fleisch und mehr Gemüse essen, was außerdem gesünder
ist. Weiter möchte ich daran erinnern, dass unsere Lebensmittel
in den letzten Jahrzehnten immer billiger geworden sind. So hat ein
durchschnittlicher Haushalt 1962 36 Prozent seines Einkommens für
Ernährung ausgegeben. Heute sind es nur noch 13 Prozent. Das gilt
für Deutschland. In Frankreich ist die Bereitschaft, für gute
qualitätsvolle Lebensmittel mehr auszugeben, deutlich höher
als bei uns.
Moderator: Noch einmal kurz zu Europa, danach bereits die letzte
Frage:
Jürgen: Ist Europas Verbraucherpolitik für
den Wähler transparent genug?
Angelika Zahrnt: Die Verbraucherpolitik in Europa muss transparenter
werden. Und das Europäische Parlament muss in diesem Bereich mehr
Entscheidungen haben.
Moderator: Noch mal zum Abschluss der Nutzer Jürgen:
Jürgen: Zu welcher Ernährung haben Sie Ihre
Kinder erzogen? Waren Sie erfolgreich?
Angelika Zahrnt: Ich habe mich relativ früh entschlossen,
ganz konsequent nur im Naturkostladen einzukaufen oder bei einer Demeter-Bäuerin,
die alle 14 Tage Nahrungsmittel vorbeibringt. Die Kinder haben bei einem
Einkauf öfter protestiert, weil sie fanden, dass das im Naturkostladen
doch viel zu teuer sei und man für das Geld doch besser Eis oder
Spielzeug kaufen könnte, wie mir mein Jüngster vorgerechnet
hat. Außerdem sahen sie lange Zeit nicht ein, warum es bei uns
Erdbeeren nur im Mai und Juni gibt – und nicht schon in Februar.
In der Zwischenzeit sind beide erwachsen, recht gesundheitsbewusst und
von den Vorteilen einer gesunden Ernährung überzeugt. Was
mich freut.
Moderator: Liebe Chatterinnen und Chatter! Die Stunde ist bereits
wieder um. Wir möchten uns bei allen Gästen im Namen von Europathemen
der Bundeszentrale für Politischen Bildung und dem Fernsehsender
Arte herzlich für die Teilnahme an diesem Chat bedanken. Ganz besonders
haben wir uns gefreut, dass Sie, Frau Zahrnt, sich die Zeit genommen
haben, den Nutzern Rede und Antwort zu stehen. Vielen Dank auch an die
Übersetzerinnen, die uns hier für diesen zweisprachigen Chat
zur Seite standen! Wir hoffen, es war für alle Beteiligten interessant!
Angelika Zahrnt: Auch mich hat es gefreut, bei diesem Chat dabei
zu sein, und ich möchte gerne noch eine Werbung machen für
unsere Agrarwende des BUND. Schauen Sie doch einmal auf unsere Website
vorbei: www.bund.net
Dort sehen Sie, was uns die Agrarwende bringen kann. Schöne Landschaft,
gesunde, gentechnikfreie Ernährung und artgerechte Tierhaltung.
Und nicht vergessen: Bei der Europawahl wählen gehen und vorher
die Kandidaten und Kandidatinnen nach ihrer Einstellung zur Gesundheit,
Umwelt- und Verbraucherschutz befragen!
Moderator: Zum Beispiel im wahl-o-mat der Bundeszentrale für
Politische Bildung 😉