chromedemon: nabend
MDR: Herzlich willkommen zum Wahl´99-Chat bei MDR ONLINE mit Peter Porsch, Spitzenkandidat der PDS Sachsen.
PeterPorsch: Hallo, guten Abend an alle. Wer will mit mir Korrespondieren. Macht los!
paul25: hallo
hase2: hi
Fritzl: hmmm
PeterPorsch: wer mich zuerst fragt, feiert mit mir Premiere. Paul, hase, Fritzl, mop, was ist?
Fritzl: Ja da müssen wir uns erstmal Gedanken machen!
PeterPorsch: das fängt ja gut an
Fritzl: So eine Premiere darf nicht überstürzt sein! 🙂
PeterPorsch: und was sagt hase?
hase2: sorry, aber ich programmiere nebenbei noch etwas… 🙂
Fritzl: schrecklich diese internetter….
Fritzl: alles workaholics
PeterPorsch: lou klingt gut, was kommt da?
Fritzl: können Sie das nachvollziehen, professor porsch?
PeterPorsch: bitte wa`?s
Fritzl: Arbeitswut.. vernetzte
PeterPorsch: entschuldigung, ich habe den workaholik nicht gesehen. Ja das kann ich
nachvollziehen, bin selbst auch etwas süchtig, aber nur etwas
Fritzl: Statt am Freitag abend auf eine Party zu gehen unterhalten wir uns mit Politikern und programmieren nebenbei.. unfassbar
PeterPorsch: aber einmalig
PeterPorsch: hat rosa etwas mit der SPD zu tun, die PDS ist rot
Fritzl: Das unfassbar galt ja auch dem Arbeiten.. die Politiker wird man in
paar Jahren nicht mehr so locker im Internet sprechen können..
Fritzl: Dann gibt es gleich virtuelle Volksaufläufe.. wie sehen Sie die Entwicklung im Internet?
PeterPorsch: ich habe aber vor noch ein paar Jahre zu leben
PeterPorsch: die Entwicklung im Internet sehe ich meistens auf dem Bildschirm und ansonsten erwarte ich sie mit Spannung
hase2: jaja, ich geh auch nachher noch was trinken, aber so eine diplomarbeit
will auch gemacht sein. aber vielleicht wenden sich die herrschaften
dem politiker zu, schliesslich ist das kein irc hier…
PeterPorsch: an hase 2: ich bin auch noch aktiver Professor an der Uni Leipzig,
vielleicht kann ich bei der Diplomarbeit helfen, wenn es schon mit
Politik nichts wirdxc
Fritzl: Politikwissenschaften?
PeterPorsch: habe ich zwar als Nebenfach studiert, bin aber Germanist – Sprachwissenschaften/Dialektologie und Soziolinguistik
hase2: Na ja, Neurophysiologie ist wohl nicht das richtige, oder?
lou: Halten sie eine 2/3-Mehrheit der CDU in Sachsen für möglich?
PeterPorsch: möglich ist alles, selbst der Kältetod
Fritzl: Finden Sie sich in der Uni noch zurecht, jetzt wo sie aus dem Hochhaus
ausgezogen sind? Wie hiess es noch, der steile Zahn oder so 🙂
PeterPorsch: es hieß "Weisheitszahn", zurecht finde ich mich noch, jetzt am Brühl, 10. Etage
MDR: Wie schneidet die PDS Ihrer Meinung nach am 19. ab?
PeterPorsch: ich gehe davon aus, daß wir zwischen 20 und 21% einlaufen. Das wäre unser Beitrag zur Brechung der absoluten Mehrheit der CDU
Fritzl: Waren Sie da auch schon vor der Wende?
Fritzl: Ich meine in der Uni
PeterPorsch: ja, ich bin seit 26 Jahren in Sachsen
rosa: Die sächsische PDS will einen öffentlichen und öffentlich geförderten
Beschäftigungssektor. Was ist das? Wer bezahlt den Einstieg in den ÖBS,
den Ihre Partei plant?
PeterPorsch: ÖBS ist im Grunde nichts anderes als der Übergang von der
Subjektförderung xder ABM, die immer dann abbricht, wenn das Projekt zu
gedeiehen beginnt, zur Projektförderung, die aussichtsreichen Projekten
zunächst öffentliche Fördermittel zukommen läßt und darauf baut, daß
sich das Projekt zumindest mit den Lohnkosten eines Tages selbst trägt
rosa: Warum duellieren Sie und Herr Kunckel sich im Wahlkampf nicht auch direkt mit Biedenkopf? Fürchten Sie den Landesvater?
PeterPorsch: mit Herrn Kunckel habe ich das in dieser Woche dreimal getan: LVZ, mdr,
Dresden Fernsehen. Herr Biedenkopf hat sich bis dato verweigert. Ich
fürchte ihn wahrlich nicht. Wenn ich ihn aber im Parlament angreife,
verläßt er meist den Saal. Er verträgt keinen neben sich
antigone: Was wird passieren, wenn die PDS zweitstaerkste Partei wird, die SPD
PeterPorsch: Dann ict die SPD drittstärkste und die Oppostion wird konsequenter in
der Kritik der Regierung und im Darstellen von machbaren Alternativen
mit mehr sozialere Gerechtigkeit
Fritzl: Au ja, wir führen einfach mehrere Gesprächsfäden auf einmal. Wie
standen Sie vor der Wende zum System? Fanden Sie es prinzipiell
richtig? Hätten Sie sich mal einen Urlaub in Italien gewünscht?
antigone: Sie sind 1973 in die DDR "uebergesiedelt". Wie kam es zu einem solch
PeterPorsch: Den Urlaub in Italien und vielleicht auch einen Studienaufenthalt hätte
ich zuerst meinen Kindern und Gleichaltrigen gewünscht. Ich keinen
prinzipiellen Konflikt mit den System, es war z.B. auf der richtigen
Seite im Vietnamkrieg oder beim Putsch in Chile. Am schluß habe ich
aber auch gesehen, wie verschlissen es war
PeterPorsch: Übersiedelt bin ich wegen meiner ersten Frau und meines ersten KIndes,
die beide DDR-Bürger waren und die an die Sicherheit hier gewöhnt waren
antigone: Sie waren Professor für marxistisch-leninistische Sprachtheorie. was um alles in der welt ist das und merkt man das noch heute?
PeterPorsch: das ist tatsächlich schwer vorstellbar, ich habe sie als eine
soziologische Grundlegung von Sprache und Sprachfunktionen versatanden,
womit ich auch heute noch bestehen kann
rosa: Warum erscheint die sächsische Opposition aus SPD und PDS immer so blaß neben Herrn Biedenkopf? Ist er um sovieles besser?
PeterPorsch: ich glaube, ich bin besser und werde immer nur blaß dargestellt, gebe
aber zu daß Geschmäcker und Ohrfeigen verschieden sind (einer Wiener
Sprichwort)
antigone: Ich wuerde gerne mal ganz ehrlich, ohne wahltaktisches Geplaenkel, von Ihnen wissen, was Sie am meisten an Ihrer Partei nervt!
PeterPorsch: Daß so viele wirklich gescheite Leute, sehr oft zu wenig zu tun haben
und deshalb ununterbrochen alles in Frage stellen und noch diskutieren,
wenn das Problem sachon längst ad acta gelegt ist
lou: Ich suche einen Literaturtip, Ihr Lieblingsbuch und -autor?
PeterPorsch: Ödon von Horvath: Wienerwald, es ändert sich aber auchz dauernd, z.B. war es gerade noch Campus
Fritzl: Jedes mal wenn ich Wessi in Ostberlin zu Besuch war, war ich
beeindruckt von der netten Art der Menschen, aber auch schockiert von
den sehr anderen Verhältnissen. Ich war jedesmal sehr froh wieder
draussen zu sein. Sie fühlten sich im Sozialismus wohler als im Westen?
Hatten Sie stets genug Kleingeld für den Intershop, oder kamen Sie ohne
Westgüter aus?
PeterPorsch: im, Grunde kam ich ohne Westgüter aus, gebe aber zu, daß ich hin und
wieder dort Schockolade und mit dem Geld, das mir meine Mutter bei
meiner zweiten Eheswchließung gab habe ich einen Computer (commodore
plus 4) gekauft
antigone: Wie lebt es sich eigentlich so als Wiener in Sachsen? Ausgenommen von
den Dialekten, die beide etwas gewoehnungsbeduertig sind ;-), gibt es
da wenig Gemeinsamkeiten, oder?
antigone: tippen sie gerade selbst?
PeterPorsch: Den Dialekt h
PeterPorsch: ich tippe natürlich selbst
chromedemon: Peter Porsch: Nehmen sie bitte stellung zum RSACi-System
chromedemon: Was halten sie von Memorandum zur Selbstregulierung im Internet" Kampangne?
PeterPorsch: da muß ich einfach passen, wa ein Politiker so wenig gerne zugibt wie ein Professor
mmaaxx: Hallo Herr Porsch, was sagen die zu dem Anstieg der
Arbeitslosigkeitkeit insbesondere der Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen
die doch voll gegen den gesamtdeutschen Trend strebt. Welche Loesungen
koennte die PDS anbieten
PeterPorsch: die Angelegenheit ist so skandalös wie gefährlich, patentlösungen gibt
es allerdings nicht. Was die Jugendarbeitslosigkeit und die
Ausbildungsmisere angeht, denke ich aber, daß unsere Gesellschaft so
reich ist, daß sie das Menschenrecht auf Bildung jederzeit locker
bezahlen könnte, deshalb schlagen wir vor, ein Recht auf Erstausbildung
in die Sächsische Verfasung aufzunehmen und den Jugendlichen auch einen
Rechtsanspruch auf mindestens ein Jahr Weiterbeschäftigung nach der
Lehre zu garantieren. Im übrigen sollte man, anstatt für etwa 30.000 DM
pro Lehrling in Berufsschulzentren auszubilden, Betrieben, die
ausbilden die Hälfte dieser Summe (statt bisher nur 3.000 DM) zu geben.
Die könnten damit Besseres bewirken. Außerdem wollen wir von allen
Betrieben eine Ausbildungsumlage, von der dann die ausbildenden
Betriebe etwas abbekommen und die, die nicht ausbilden,nichts kriegene
rosa: Haben Sie schon einmal mit Biedenkopf allein Mittag gegessen?
PeterPorsch: nein – weder allein noch zu zweit. Ich koche übrigens lieber selbst
mmaaxx: Was sind die Fehler der Landesregierung?
PeterPorsch: verfehlte Wirtschaftsförderung (Leuchtürme anstatt des ortsansässigen
Gewerbes und des einheimischen Mittelstandes; runinöse Finanzpolitik
gegenüber den Kommunen: die müßten viel mehr Geld pauschaliert, d.h.
zur Verwendung nach eigenem Gutdünken zugewiesen bekommen; sträfliche
Vernachlässigung der strukturschwachen Regionen (Lausitz, Erzgebirge,
Torgau-Oschatz usw.; ganz schlechte Personalausstattung der
Universitäten und Hochschulen; ein sozial selektives Schulsystem — ich
könnte fast den ganzen Abend weiter machen
rosa: Scheint es so oder ist es so, daß der Rechtsextremismus unter jungen
Leuten im Osten immer stärker wird? Leider vernehme ich von der PDS oft
nur Parolen, sehe aber keine Konzepte für das Problem.
hase2: was ist, Ihrer meinung nach, die hauptursache fuer die relativ hohe zahl von rechtsextremen gerade im osten?
PeterPorsch: wer mit Wut im Bauch vor einem perspektivlosen Leben steht ist mit
Sicherheit für "einfache" Lösungen, also für Rechtsextremismus
anfällig. Die Erziehung zu sauberem Stuhlgang in früher KIndheit halte
ich da für weniger wichtig. Im Grunde ist der Osten aber nicht viel
anfälliger als der Westen. Es gab und gibt auch in westdeutschen
Landesparlamenten DVU- und NDP-Fraktionen
paul25: ihr partei kollege herr tippach hat zur letzten wahl aus einem trabbi vom wahlplakat geschaut – was fahren sie fuer ein auto ?
PeterPorsch: jetzt fange ich mich an zu schämen: einen Mercedes Typ C Diesel
antigone: Was sagen Sie zu Horst Mahler und seiner "Karriere", ein Beispiel für totale Ideologiewendung und abschreckend noch dazu!?
PeterPorsch: sieht wohl so aus, aber wer möchte über einen Menschen richten, der zunächst ja für seine Überzeugung in den Knast ging
Fritzl: Wien.. ich tu mir schon so immer schwer die Stadt zu verlassen, wie
erst wenn ich Wiener wär? Was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie mit
Frau und Kind nach Wien gezogen wären?
PeterPorsch: das weiß ich nicht genau, aber mit hoiher Wahrscheinlichkeit ein
germanist, der sich mit mehr oder weniger Geschick von Projekt zu
Projekt gehangelt hätte und ansonsten vielleicht in der KPÖ ir5gendwie
mitgemischt hätte
antigone: Ich denke schon, dasss der Rechtsextremismus in O-Deutschland stärker
um sich greift, die schrecklichen Meldungen von fast zu Tode geschlagen
ausländischen Jugendlichen kommen meist aus dem Osten.
giggel: Was verdiene Sie im Monat ? Und woher stammen die Bezüge ?
PeterPorsch: Ein Abgeordneter verdient 6.800.- DM brutto, die Bezüge kommen aus
Steuergeldern, dazu gibt es noch steuerfreie Aufwandsentschädigung, ich
glaube 1.800.- DM
hase2: na ja, danke fuer die kurze diskussion, war interressant…!
antigone: Wär schön, wenn Horst Mahler für seine jetzige Überzeugung auch in den Knast ginge und nicht in den wahlkampf!
PeterPorsch: st6immt
antigone: Seit wann sind Sie in der PDS oder waren Sie auch schon in der SED und wenn ja, warum?
PeterPorsch: ich war schon in der SED. Zum Warum vgl, bitte im Wahlmagazin mein
Lebensmotto "Ein Mensch ohne mittätige Verantwortung zählt nicht"
(Antoian de Saint Exupery), in der PDS bin ich seit 1989. Ich bin
eigentlich gewohnt, mich einzumischen, was allerdings in der SED nur
sehr bedingt möglich war, war aber auch so eine Art Marsch durch die
Institutionen, der mich nicht so sehr verbog, daß ich nicht mehr
PDS-fähig wäre oder gar einen Krieg anfangen würde
mmaaxx: Als Lokalpatriotist frage ich mich ab und zu ob nicth einmal etwas
gegen den schlechten Ruf von der Chemnitzer Region in Deutschland getan
werden kann. In den Leipziger und Dresner Wirtschftsraeumen klappt es
doch ganz gut und Chemnitz ist und bliebt das Stiefkind? In Bezug auf
Infrastruktur muss doch schon von Regierungsseite gesteuert werden?
PeterPorsch: das stimme ich vollständig zu; versprochen ist das auch schon lange,
hin und wieder gibt es auch schöne Sonntagsreden über Chemnitz,
passieren tut aber nicht viel. Dennoch ist doch Chemnitz schön als Tor
zum Erzgebirge; vielleicht ginge da auch touristisch noch mehr
rosa: Haben Sie eigentlich im alten Landtag trotz CDU-Mehrheit jemals einen
Antrag durchbekommen? Wenn ja, wozu? Wenn nein, frustriert das nicht
auf Dauer?
PeterPorsch: ja einen Antrag habe ich durchbekommen und zwar den Antrag, in das
Sächsische Hochschulgesetz die Bemerkung zu schreiben: Grammatisch
masculine Fpormen gelten gleichermaßen für Personen natürlichen
männlichen und weiblichen Geschlechts
mia: Ich fand Wiener Männer mit diesem Dialekt immer sehr charmant. Haben Sie sich den Wiener "Schmäh" erhalten?
PeterPorsch: guckt er nicht doch noch ein wenig durch?
Fritzl: Ihre Übersiedlung in den Osten fasziniert mich immernoch. Würden Sie heute sich erneut so entscheiden?
PeterPorsch: ehrlich, ich denke schon
chromedemon: Wie beurteilen sie eingriffe in das Internet nurch Filter etc.
PeterPorsch: das geht ohnehin immer am Zweck vorbei; es ist so ähnlich, wie alle
gesellschaftlichen Probleme durch scharfe Strafen und Verbote lösen zu
wollen
paul25: werden ihrer meinung nach die gruenen und die fdp den sprung ueber die 5 prozent schaffen
PeterPorsch: ich glaube nicht
mia: Wie beurteilen Sie die Websites Ihrer Partei?
PeterPorsch: die könnten wahrlich besser sein, wir haben zu viele ExpertInnen
Fritzl: Den Antrag über die masculinen Formen finde ich ja brillant.. Zu der
Zeit gab es Formulierungen wie "StudentInnen" noch nicht, oder?
mia: Zu viele, die sich nicht einig sind?!
PeterPorsch: nein, und Du wirst lachen, ich habe schon zu DDR-Zeiten zu dieser
Problematik wissenschaftlich gearbeitet, in einem Aufsatz in der
Zeitschrift für Germanistik 1987 oder 88 auch Frau Honecker
vorgeschlagen, sich doch Ministerin zu nennen, worauf sie nie reagiert
hat. Allerdings kamen noch im Herbst 1989 Leute aus irgendeinem
Maschinenbauministerium zu mir, um sie bei der Formulierung weiblicher
Berufsbezeichnungen zu beraten
PeterPorsch: ja, zu viele, die sich nicht einig sind
rosa: Wollen Sie wieder Fraktionschef werden und auch sächsischer PDS-Chef bleiben?
PeterPorsch: Als Spitzenkandidat, möchte ich auch die Fraktion in die nächste Legislatur führen, über den Landesvorsitz kann man diskuitieren
mmaaxx: Ich glaube aber den Menschen, Arbeitern und auch Ingenieuren ist der
Tourismus im Angesicht der Geschichte von Chemnitz etwas zu wenig.
PeterPorsch: das glaube ich ja auch, aber deswegen sollte man es nicht gleich ganz sein lassen
paul25: zu meiner letzten frage – wuerden sie es sich wuenschen 2 parteien mehr im landtag zu haben?
PeterPorsch: In den alten Kulturen und ihren Sprachen waren eins zwei und drei
herausgehoben, weil sie noch nicht als viel wahrgenommen wurden.
Pluralismus beginnt also jenseits der Drei
rosa: Ist die starke PDS-Abneigung von SPD-Kunckel in seiner Biographie begründet oder /und hat sie rationale Ursachen?
PeterPorsch: weder noch, er meinte wohl damit in Sachsen wenigstens für eine Koalition mit der CDU in Frage zu kommen
Fritzl: Hätten Sie eine Chance auf ein Top-Amt in der Regierung, wenn Sie nach
Kuba ziehen würden? Wäre das nicht eine Herausforderung, Kuba fit für
das nächste Jahrtausend zu machen?
PeterPorsch: Was soll ich in Kuba? Ich glaube nicht, daß man dort meine Hilfe
benötigt. Ich bin kein Export für Besserwissen und Belhrung. Ich habe
mich auch hier erst eingemischt, als klar war, daß ich hier mein Leben
leben werde. Mit Sicherheit bin ich nicht in die DDR gekommen, um sie
zu belehren. Als sie meine Heimat wurde, habe ich mich allerdings
eingemischt
rosa: paul wünscht sich nämlich mehr grün…
Fritzl: Ich empfinde "Studenten" nicht als männlichen Plural, sondern
geschlechtslos. Sind Sie als Germanist wirklich ein Anhänger der -Innen
schreibweise, oder habe ich Sie falsch verstanden?
paul25
nickt zustimmend
PeterPorsch: iCH DENKE; DIESES pROBLEM IST OHNEHIN WEITGEHEND GEGESSEN; es wurde
damit auf ein Problem aufmerksam gemacht und einem Bedürfnis
emanzipationswilliger Freauen gefolgt, viel schlimmer ist heute noch
die patriarchalische Behandlung von Frauen in Gesprächen, die kaum
jemandem auffällt
rosa: Wo haben Sie dieses Jahr Urlaub gemacht? Haben Sie die Politik dabei völlig weggeschaltet und kräftig Sport getrieben?
PeterPorsch: ich war eine ganze Woche mit Frau, Sohn, Schwiegermutter und
Schwiegervater im Mühlviertel in Oberösterreich und bin viel gewandert.
Da wir in einer Gasthausbrauerei mit einem Spitzenkoch wohnten, war
täglich gegen Mitternacht die ganze Wirkung des Wanderns wieder weg;
aber man kann ja auch nach Mitternacht sich noch körperlich betätigen,
so daß ich frühmorgens wieder fit war
Fritzl: Können sich ihrer Meinung nach Türken, "Jugoslawen" und Asiaten in
diesem Lande voll einbringen, nun da sie sich entschlossen haben hier
zu Leben? Wie offen ist die PDS diesen Bevölkerungsgruppen?
PeterPorsch: Ich glaube nicht, daß die sich "ganz einbringen" sollten; ich kann
durchaus multikulturell leben. Das geht, und wenn Du es nicht glubst,
dann besuche bitte einma den Wiener Naschmarkt (U-Bahnstation
Karlsplatz oder Kettenbrückengasse)
mia: Geben Sie bitte ein Beispiel für die patriarchalische Behandlung von Frauen, die Sie gerade ansprachen…
lou: Wie gleichberechtigt geht es bei Ihnen zu Hause zu? Wer darf den Benz fahren, wer wäscht Wäsche, wer saugt Staub etc?
PeterPorsch: Den Benz darf jede und jeder fahren, Staub saugt meist meine Frau, ich
koche, die Wäsche wäscht meine Frau, einkaufen gehen wir meist zu zweit
– meine Frau ist in einem sehr anspruchsvollen Beruf tätig, der sie
auch oft abends aus dem Haus zwingt – dann geht alles auch anders
Fritzl: Als ich mal einer italienischen Frauenrechtlerin von "-Innen" erzählt
habe, wunderte sie sich, ob deutsche Frauenrechtlerinnen nichts
besseres zu tun hätten..
PeterPorsch: kann ich gut verstehen
mmaaxx: Koennen sie mir sagen, warum in Deutschland jede Politik nur am Benzinpreis gemessen wird?
PeterPorsch: weil die Leute nicht zugeben wollen, daß sie auch selbst saufen
lou: Zählen Sie sich eher zum Reformerflügel innerhalb der PDS oder gehören
Sie zu den Parteimitgliedern, die über die DDR sagen: "Es war nicht
alles gut"
PeterPorsch: zunächst war fast alles anders und auch wenn es gut war, ist es heute
nicht einfach als Aufbewahrtes wieder zu haben. Man muß auch Gutes
unter neuen Umständen neu erkämpfen. Ansonsten bin ich mal Reformer und
mal wohl auch Orthodox, so wie ich manchmal müde und manchmal munter,
manchmal lustig und manchmal traurig bin
paul25: in den meisten umfrage diagrammen erhaelt die pds die farbe pink –
koennen sie sich mit dieser farbe anfreunden oder gar identifizieren?
PeterPorsch: das geht ganz gut
rosa: Was verstehen Sie nach neun Jahren Biedenkopf unter Demokratie?
rosa: Sie sollen im Landtag oft dazwischenrufen. Was halten Sie für Ihren besten, was für Ihren unverschämtesten Einwurf?
PeterPorsch: nach neun Jahren Biedenkopf wäre Demokratie ein farblicher Pluralismus
sattt schwarzem Filz. Mein bester Zwischenruf war vielleicht als ich
den Präsidenten um eine Zwischenfrage an Herrn Schommer
(Wirtschaftsminister) bat. Der Präsident fragte Herrn Schommer, ob er
die Zwischenfrage zuließe, worauf Herr Schommer von seinem Manuskript
aufsah,mich als Frager erblickt und "Oh Gott" sagte, mein Zuruf war:
"Sie irren Herr Minister, ich bin nur sein Prophet". Der
unverschämteste war: "Jetzt kommt das Maschinengewehr des Kapitals",
als eine CDU-Rednerin zum Pult ging
rosa: paul25 will, dass peter porsch sagt, dass er grün bevorzugen würde
Fritzl: Ich lebe multikulti jeden Tag – ich spreche über die politische
Mitsprache. Cem Özdemir ist der einzige deutsche fremdkultureller
Herkunft, der in der politischen Landschaft sichtbar in Erscheinung
tritt. Ich finde das eindeutig zu wenig.
PeterPorsch: ich bleibe bei meiner persönlichen Farbenlehre und billige jeder und jedem anderen die seine/ihre zu
MDR: Vielen Dank an unseren Gast, Peter Porsch, und allenTeilnehmern an
diesem Chat bei MDR ONLINE. Am Montag begrüßen wir an dieser Stelle
Karl-Heinz Kunckel, Spitzenkandidat der SPD Sachsen. Weitere Infos
unter www.mdr.de!
PeterPorsch: Tschüß und schönen Dank an Euch alle. Macht’s dem Karl-Heinz nicht so schwer, der ist ein halbes Jahr älter als ich
mia: ciao