Moderator: | Lieber Herr Prantl, wir möchten Sie ganz herzlich im Namen von bol und politik-digital zu diesem Chat einladen. Wir freuen uns auf eine spannende Digitale Runde mit Ihnen. |
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HeribertPrantl: | Hallo liebe Chat-Gemeinde, Beste Grüße aus München, sorry für die Verspätung, dringende Redaktionssitzung 😉 |
popster: | Herr Prantl, warum ein Buch ueber Rot/Gruen. Noch einer, der sich das Maul zereisen will oder welches Thema fokussieren Sie in dem Buch? |
HeribertPrantl: | es geht darum, ob es tatsächlich eine Chance gibt fuer fuer Rot-Gruen. Ich will nicht in den Chor der Ankläger einstimmen, sondern eine Politkonzept diskuttieren |
schaueble: | Herr Prantl, wie lange macht es denn die rot-Gruene Koalition noch? Mir juckt es schon wieder im Rennreifen? |
HeribertPrantl: | lacht, lieber Herr SChäuble, Sie würden sehr erschrecken, wenn sie jetzt ad-hoc die Regierung übernehmen müßten. |
HeribertPrantl: | Sie dürften ganz froh sein darüber, daß die Grausamkeiten von Rot-Gruen erledigt werden 😉 |
Schneemann: | Herr Prantl, was ist soziale Gerechtigkeit? |
HeribertPrantl: | Schröder spielt fuer Sie die Thatcher 🙂 |
Moderator: | Herr Prantl, was ist soziale Gerechtigkeit? |
HeribertPrantl: | WEnn man beim Sparen mit denen beginnt, die genug Geld vom Sparen haben, |
HeribertPrantl: | Soziale Gerechtigkeit ist nicht, wenn die den Gürtel noch enger schnallen sollen, die ihn schon im letzten Loch haben. |
Schneemann: | Herr Prantl, herzlich willkommen, ist der Sozialstaat Ihrer Meinung nach in der heutigen Form noch tragfähig? Muß nicht vielmehr das System von unten reformiert und vollkommen überarbeitet werden, anstatt ein schelchtes gesetz mit einem schlechten Gesetz zu bekämpfen? |
HeribertPrantl: | Also, der Sozialstaat muß in der Tat renoviert werden & das heißt aber nicht, den angeblichen Palast abzureißen und ihn als Hundehütte wiederaufzubauen. |
Colik: | Wie würden Sie so die Chancen sehen, dass das Gesetz zur Besteuerung der LV durchkommt, nachdem es ja in der ersten Instanz *glaube Bundestag* bestätigt wurde. Mit Stimmen der Opposition |
HeribertPrantl: | Was ist mit LV gemeint? Lebensversicherung? |
Schneemann: | Nun Herr Prantl, das sind doch Platitüden über die soziale Gerechtigkeit. Es geht doch um ein Gesellschaftsprinzip. Um mehr Verantwortung des Einzelnen oder eben um noch mher Sozialstaat. Ist es nicht an der Zeit neue Wege zu gehen? |
HeribertPrantl: | Wie Recht Sie haben, Herr Schneemann 😉 Aber meine Plattitüden sind immer noch besser als die der Regierung. |
Colik: | Ja LV= Lebensversicherung |
HeribertPrantl: | Gesetz kommt durch |
Schneemann: | Und wie sehen diese neuen Wege aus Ihrer meinung nach aus? |
HeribertPrantl: | Die neuen Wege laufen über die Eigenverantwortung. |
tori: | Was halten Sie von Initiativen der Industrie in Verbindung mit der Bundesregierung, wie z. B. die Initiative d21 |
HeribertPrantl: | d21 kenn ich nicht, aber solche Bündnisse sind immer ein lohnender Versuch, wenn es alle Beteiligten wirklich ernsthaft betreiben |
Hannes: | apropos Besteuerung der Lebensversicherungen: Müssten denn dann nicht auch die Luus-Pensionen der Beamten (inclusive Politiker) besteuert werden ? |
HeribertPrantl: | Jaaaaa |
Prosper: | Mir kommt die politische Diskussion so vor, als befänden wir uns auf der Titanic und streiten uns, welche Musik die Kapelle zum Untergang spielen soll. Wie kann der Ehrgeiz der vielen kleinen und großen Interessengruppen wieder auf das Allgemeinwohl gerichtet werden ? |
HeribertPrantl: | INdem eine Regierung den Querschnitt dieser Einzelinteressen bildet, wobei Einzelinteressen wohl nie auf das Gemeinwohl getrimmt werden können. Leider :_-( |
jedii: | Herr Prantl, ich glaube ein Problem der Eigenverantwortung ist, daß die regelungswütigen Deutschen, die Eigenverantwortung mit noch mehr Regeln erzeugen wollen. Ein Irrweg? |
HeribertPrantl: | Bei staatlichen Regelungen muß es immer um Rahmen & Regeln gehen, also die Grundlinien. |
HeribertPrantl: | Derzeit verlieren sich die Grundlinien in der Detailversesenheit der Gesetze. |
Schneemann: | Natürlich sind Ihre Plattitüden besser, Herr Prantl ;-), doch das ist doch das Dilemma: Plattitüden der politik. Und wenn Sie sagen Eigenverantwortung, dann ist doch ebenso der Staat gefordert wie auch der Einzelne. Eigenverantwortung des Staates heißt aber auch aus der Rolle des Reagierens in eine Rolle des Agierens zu kommen. Und damit tut sich die Politik an sich schwer. Und daher kann er auch dem Einzelnen die Notwendigkeit zur Eigenverantwortung nicht übermitteln. |
HeribertPrantl: | Bravo, wollen sie bei uns anfangen? |
popster: | Gab es schon Reaktionen aus der Regierung auf ihr Buch? |
HeribertPrantl: | Aus der Regierung und der Opposition. Beide sagen, es steht Richtiges drin. |
HeribertPrantl: | Aber die meinen jeweils die Kritik am anderen. |
YO!: | kann rot/grün vom dem aktuellen spendenskandal der cdu profitieren oder haben die auch "leichen im keller"? |
HeribertPrantl: | Natürlich profitieren die, jetzt schon. Frei nach dem schönen Sprichwort: "Wenn Du denkst, es geht nichts mehr, dann kommt immer ein Lichtlein her." |
HartGr_h: | Herr Prantel vielen Dank für Ihre Positionen die Sie im Internationalen Frühschoppen vertreten. Erfrischend, wenn mal einer nicht dem goldenen Kalb des Neoliberalismus fröhnt. |
HeribertPrantl: | Danke 🙂 Treten sich doch mit an gegen die Allianz der dreisten ÖKONOMEN: |
ismene: | In der Ankündigung Ihres Chats steht, dass Sie schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet sind. Mit welchen? |
HeribertPrantl: | OCH GOTT |
HeribertPrantl: | GeschwisterScholl Preis 1994, Kurt Tucholksky-Preis 1997 und ein paar Journalistenpreise |
muffin: | Welcher Ihrer vielen Preise ehrt Sie am meisten? |
HeribertPrantl: | Der Geschwister SCholl Preis |
popster: | Haben Sie eigentlich sebst gehofft, es wuerde so viel schief gehen, sonst haetten Sie ja nichts zum schreiben gehabt? |
HeribertPrantl: | Nein, weil man als Journalist noch Erfolgen von Rot-Grün im ersten Jahr auf Projekte hätte hinweisen können, die jetzt angepackt werden müßten. |
Prosper: | Noch ein kluger Satz: "Ein Kompromiß ist dann gefunden, wenn alle Beteiligten unzufrieden sind". Spricht dieses Zitat *von wem bloß ?* nicht für die Regierungspolitk ? Immerhin gibt’s vom Ärztebund genauso Schelte wie von den Gewerkschaften. |
HeribertPrantl: | Dieser Schöne Satz macht mich sprachlos 😉 |
HeribertPrantl: | 20 % der Unzufriedenen haben Recht und deren Gründe tragen. |
Schneemann: | Auf Ihr Angebot komme ich gern zurück, Herr Prantl. Wie ist denn Eigenverantwortung Ihrer Meinung nach förderbar? Wie kann es dem Einzelnen und der Gesellschaft vermittelt werden, sich den neuen Bedingungen zu stellen, um daraus ein Konzept zu entwickeln? |
HeribertPrantl: | Indem man so anfängt wie Sie, nämlich in leidenschaftlicher Chat-Wut bei politik-digital |
HeribertPrantl: | Indem sich viele einmischen in die aktuelle Politik – mehr als die üblichen 5 % |
muffin: | Auf welches Ihrer Bücher sind Sie ganz besonders stolz, oder welches Ihrer Werke hat Sie am meisten beschäftigt? |
HeribertPrantl: | Das erste Buch "Deutschhland leicht entflammbar", weil es auf die ausländerfeindlichen Ausschreitungen reagiert hat und den Schulanteil der Bundespolitik daran untersucht hat. |
Schneemann: | Herr Prantl, Sie setzen sich immer wieder für die Prinzipien der Rechststaatlichkeit ein. Können Sie erklären, warum Beamte von Europol Immunität geniessen? Ist ein europäischer Rechtsraum Ihrer Meinung nach überhaupt absehbar? Vor allem unter solchen Bedingungen, die einen Rechtsraum schon von unten rechtsstaatlich aushöhlen? |
HeribertPrantl: | Das ist tatsächlich unerklärlich und ein schlichter Skandal! |
HeribertPrantl: | Erklären läßt sich das allenfalls so, daß Politiker auf europäischer Ebene (weil dort weniger demokratisch kontrolliert wird) das durchsetzen, was sich auf nationaler Ebene (noch) nicht durchsetzen läßt. |
muffin: | Was für ein Thema wird Ihr nächstes Buch behandeln? |
HeribertPrantl: | Zwei Ideen: 1. Über Europa & wie europäische Politik aussehen kann und muß oder 2. viel spannender & reizvoller: Ein Kinder- und Jugendbuch, daß den Jüngeren erklärt, wie Politik funktioniert. |
Prosper: | Wäre es sinnvoll, die Legislaturperioden versuchsweise auf 10 Jahre zu erhöhen ? Dann ließen sich doch richtig unbequeme Dinge durchsetzen, ohne ständiges Schielen auf den nächsten Wahltermin ? |
HeribertPrantl: | Richtig, aber 10 LP sind nun wirklich zu lang.Ich plädiere für 5, max. 6jährige Wahlperioden. |
Tintina: | Das ist ja schön und gut, aber was heisst denn einmischen? Bürgerinitiativen? Wahlbeteiligung? |
HeribertPrantl: | An erster Stelle Wahlbeteiligung. Da hapert es doch schon genug. |
HeribertPrantl: | Bürgerinitiativen, Stiftungen, auch freiwillige Projektarbeit, beginnend schon beim Leserbriefschreiben. |
muffin: | Denken Sie, dass Politiker nur beherrschen wollen und sich nicht für rechtsstaatlichen Prinzipien interessieren?? |
HeribertPrantl: | Ich denke, daß rechtsstaatliche Prinzipien immer mehr Politikern immer weniger bewußt sind. |
HeribertPrantl: | Mit dem Rechtsstatt ist das wohl so ähnlich wie mit der Gesundheit. Man merkt das erst, wenn man sie nicht mehr hat. |
Prosper: | Eine kleine Frage noch zur SZ: Stellen sie mal wieder einen Lektor ein ? Diese vielen Druckfehler sind schon erstaunlich. |
HeribertPrantl: | Die sind eine SAuerei. Und wir arbeiten dran und baue derzeit eine neue Schlußredaktion auf. |
HeribertPrantl: | Korrekturprogramme allein machen es nicht. |
st_cki: | Die Öko-Steuerreform zielt in die richtige Richtung: Energie verteuern und Arbeit billiger machen. Was meinen Sie dazu? |
HeribertPrantl: | Genauso ist es. |
Yonder: | Sind Sie der Meinung, dass durch die Entwicklung der Lobby-Systeme das Regieren tatsächlich so gut wie unmöglich geworden ist? |
HeribertPrantl: | Nein, mit Lobbys umzugehen sollte die Politik eigentlich gelernt haben. |
HeribertPrantl: | Sorgen macht mir aber, die resignative Haltung de Politik angesichts der Globalisierung. Hier schlägt die Wirtschaftslobby voll durch. |
jedii: | Das Schimpfen auf die politiker hat doch keinen Sinn. Die Gesellschaft ist das Problem-jeder schert sich nur um seinen Dreck. logisch, daß dies auch die politiker tun – sind ja auch nur Menschen. |
HeribertPrantl: | Das erinnert an den Satz, daß wer seinen eigenen Vorteil nicht mehren kann, auch den der Allgemeinheit nicht mehren kann. Aber ein bißchen Vorbild darf man doch von öffentlichen Figuren erwarten. |
Schneemann: | Stichwort Globalisierung – Was halten Sie von den Ansätzen der Global Governance Debatte? Sind solche Idee überhaupt realisierbar? |
HeribertPrantl: | Ja, sind sie. |
HeribertPrantl: | Die WTO, die ja jetzt wieder zu verhandeln beginnt, birgt ja solche Ansätze, sie geht aber in die völlig falsche Richtung: |
HeribertPrantl: | Für den Freihandel muß nicht alles plattgemacht werden, es müssen Verkehrsregeln aufgestellt werden. |
HeribertPrantl: | Ich denke z:B. an ein Weltkartellamt. |
st_cki: | Man hat den Eindruck, die fusionierenden Konzerne nehmen der Regierung mittlerweile die Arbeit ab, oder ? |
HeribertPrantl: | Nein, ich glaube im Gegenteil, daß die Arbeit der Regierung hier erst richtig beginnt. Es kann nicht sein, daß sich … |
HeribertPrantl: | die internationalen Unternehmen an den Rechtstregeln vorbeimogeln, wie ein Slalomfahrer an den Streckenstecken. |
Schneemann: | WARUM??? Es sind doch Politiker , die immer wieder das Grundgesetz verteidigen, sich für Menschenrechte einsetzen. Wenn das so ist, dann ist die Demokratie am Ende, denn die Vertreter der Demokratie glauben nicht mehr an Demokratie. |
HeribertPrantl: | Ich glaube nicht, daß die Politiker nicht mehr an die Demokratie glauben. Sie machen sich nur im Alltagsgeschäft nicht mehr … |
HeribertPrantl: | ausreichend klar, was Demokratie und Grundrechte bedeuten. |
HeribertPrantl: | Beispiel: Die Gleichgültigkeit mit der in den letzten zehn Jahren Grundrechte geändert und verkleinert wurden (z.B. Asylgesetz) |
Tintina: | Na aber wenn man sieht, dass es in erster Linie um Selbstdarstellung und Selbstberiecherung geht, vergeht einem doch die Lust am Wählen! |
HeribertPrantl: | Wie wahr. Das ist verständlich, aber genau die falsche Reaktion. Mit der Wahlentscheidung konnte man doch nie Kräfte stärken, die bei diesem Spiel nicht mitmachen. |
schaueble: | Herr Prantl, läuft Herr Fischer nicht langsam ins Leere? Seine Partei will ihn doch eh nicht zum Boss machen? |
HeribertPrantl: | Tja, de facto ist er es ja schon. |
jedii: | Das ist aber nicht nur Aufgabe der Politiker. Wenn man einen Hund immer Füttert rennt er nicht mehr los, um was zu essen zu finden. Der Deutsche fühlt sich zu abgesichert – ihm ist nicht mehr klar das Demokratie Freiheit bedeutet und nicht Sicherheit vor allem. |
HeribertPrantl: | Es ist sicher richtig, daß das Aufblühen der Demokratie etwas mit dem Wirtschaftswunder zu tun hatte. |
HeribertPrantl: | Eine stabile Demokratie muß aber kapiert haben, daß die Bewährungsprobe die Grundrechte dann kommt, wenn diese in der Kritik stehen. |
Moderator: | Lieber Herr Prantl im Namen von bol und politik-digital bedanken wir uns für den Chat und moechten Sie noch zu einem Abschlußkommentar bitten! |
HeribertPrantl: | Das war mein allererster Chat und fuer mich ist die Spontanität, die es dabei gibt etwas sehr Spannendes. |
HeribertPrantl: | Und die vielen Fragen sind natürlich viel reizvoller als ein Leserbrief, der 3-4 Tage nach dem Artikel kommt. |
Moderator: | Vielen Dank Herr Prantl und vielleicht bis zu einem naechsten Mal! |
HeribertPrantl: | Servus nach Hamburg |
Sicherlich haben Sie mehr als genug Informationen über die Gräuel im Kongo und die akademisch abgehobene Debatte heute über dieses Thema im Bundestag. Ich bin über beides entsetzt. Besonders über die Bundestagsdebatte mit .. Beschlüsse fassen… man sollte,… Maßnahmen ergreifen…. Aber welche? Die Soldateska der Regierungen vergewaltigt wie alle anderen, Wie kann man den Frauen helfen? Durch wohlgemeinte Bildungsprogramme wohl nicht. Mit Geld oder Geldentzug auch nicht. Wenn wir nicht wüssten, was in Magdeburg im 30-Jährigen Krieg oder in Ostpreußen 1945 geschah könnten wir uns zurücklehnen und sagen .. „typisch Wilde in Afrika“. Die Verbrecher sind jedoch wohl primär die rohstoffhungrigen Gesellschaften der “freien” Welt, aber leider eben auch die einheimischen Männerhorden.
Was tun? Sollte man versuchen, die Frauen intensiv zu bewaffnen (durchaus mit automatischen Waffen), damit sie sich gegen die Vergewaltiger wehren können. Kleinkredite für Frauen haben andernorts bereits Erfolge in der Transformation der Gesellschaften gebracht. Ich glaube, hier hilft (leider) nur Gewalt gegen Gewalt und keine akademische Diskussion.
Was meinen Sie?
Die Löschung unserer Kommentare besagt alles.
Veröffentlicht werden hier nur “angenehme Themen”.
Sehr geehrter Herr P. (falls Sie es tatsächlich sein sollten),
ihre sehr ausführliche Schilderung des Falls Melanie P. steht in keinem Zusammenhang mit dem angebotenen Content, den Sie kommentieren, noch mit einem thematischen Kernthema von politik-digital.de. Daher wurden Ihre Einträge unsichtbar geschaltet (nicht gelöscht). Für einen Diskurs oder eine Diskussion über diesen Fall/dieses Thema ist politik-digital.de nicht die angebrachte Plattform.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Roleff