Knapp einen Monat vor der Bürgerschaftswahl in Bremen stellte sich Henning Scherf in
seiner Chat-Premiere dem interessierten Publikum. (04. Mai 1999)

HenningScherf:
hallo ichbin jetzt da
Moderator:
Lieber Herr Scherf, im Namen von politik-digital begruesse ich Sie ganz
herzlich in unserem Chat. Wir freuen uns auf einen netten
Wahlkampf-Cyber-Plausch. Die Fragen bitte…
Philipp:
Warum sind Ihnen die Grünen nicht grün Herr Scherff?
HenningScherf:
Scherf schreibt man mit einem F
HenningScherf:
Wir in Bremen arbeiten unter Sanierungsauflagen. D.h.,wir müssen in
allen Klientelbereichen der Grünen streichen und da investieren, wo die
Grünen auf der Bremse stehen– nämlich bei neuen Arbeitsplätzen.
NKVluyn:
Ich bin Erzieher im Heimbereich, haben Sie in Ihrem Leben jemals etwas
mit Kindern zu tun gehabt die aus einem schlechten Sozialem Umfeld
kamen ?
HenningScherf:
Ja, ich war 12 Jahre Sozial- und Jugendsenator in Bremen u.a. 7 Jahre
Voorsitzender der Jugendministerkonferenz der Bundesländer…
HenningScherf:
und da war das unser Hauptthema.
NKVluyn:
Was tun Sie für die diese Kinder
HenningScherf:
Ganz wichtig ist es, die Familien zu stärken. das geht am Besten über
Arbeit für die Eltern, aber auch über direkte Hilfe in den Familien
z.B. über Familienhelfer.
HenningScherf:
Ganz wichtig ist, zuverlässige Kindertagesstätten und Horte….
HenningScherf:
…noch wichtiger sind integrative Schulen, in denen die schwächeren Kinder gehalten und nicht ausgesondert werden….
HenningScherf:
nur in Ausnahmefällen nehmen wir Kinder aus den Familien raus und vermitteln ihnen Pflegestellen in anderen Familien.
prolo:
Herr Scherf, denken Sie, daß die neue Steuergesetzgebung der Bundesreg. tatlächlich neue Arbeitsplätze schafft
HenningScherf:
Wir haben Streit darüber. Ich hoffe, daß wir mehr
sozialversicherungspfliuchtige Arbeitsplätze statt der bisherigen
Billigarbeitsplätze haben werden.
Minuet:
Habensie auch schon einmal über die Öffnungszeiten der Kinderstätten nachgedacht?
NKVluyn:
Leider viel zu selten, meiner Meinung nach, und erst zu spät,
Minuet:
Alleinerziehend-Berufstätige haben da oft Probleme.
HenningScherf:
Natürlich. Wir bieten Frühdienste ab 6.30 Uhr an.
ceerge:
ich halte die waldorfschule für eine integrative Schule, warum werden schulen wie diese nicht stärker unterstützt?
HenningScherf:
zu Minuet: Das stimmt. Entscheidend wichtig ist, daß die
Alleinerziehenden mit den KTH-Verantwortlichen verlässliche Absprachen
halten.#
HenningScherf:
zu ceerge: Ich bezweifele das die Walldorf-Schulen alle Kinder
aufnehmen. Meine persönliche Auffassung ist, daß sich dort eine
bildungsbürgerliche Elite versammelt.
Frenchi:
Wird die Bundesratsmehrheit der SPD dieses jahr erhalten bleiben,Herr Scherf??
Moderator:
Vielleicht dazu: Wie steht es um Rau, wenn die CDU jetzt in Bremen gewinnt?
HenningScherf:
Das ist spannend. Wir haben nicht nur in Bremen, sondern auch in 7
anderen Bundesländern Wahlen und es stehen unterschiedliche Koalitionen
an. Mein Tip: Wir werden wie in der Vergangenheit viele konsensbereite
Politiker im Bunde brauchen.
Philipp:
Kann man sich in Bremen denn so einfach von dem Bonner
Rot-Grün-Desaster abkoppeln? Laden Sie den Kanzler überhaupt zum
Wahlkampf ein?
HenningScherf:
Dann ist Rau längst gewählt.
Ziggi:
Wird die CDU ein bevorzugter Koalitionspartner sein?
HenningScherf:
Ja der Kanzler kommt gern nach Bremen. Manche haben ja den Eindruck,
daß er sich nach innenpolitischen Verhältnissen wie in Bremen sehnt.
HenningScherf:
zu Zippi: Ja!
Dr_PhilippWolf:
Neuses Thema: Fußball Was sind sie für ein Fußballfan ??? Hr. Scherf
HenningScherf:
Werder Bremen. Wir werden Deutscher Pokalsieger.
LAKIS:
Was halten sie über Fritz Magath den Trainer der Bremer?
HenningScherf:
Felix heißt der und muß derzeit beweisen, daß er seinen Namen zu Recht trägt. Felix heißt nämlich “Der Glückliche”.
ceerge:
bei magath wie bei perschau, beide wurden in hamburg nix
NKVluyn:
Welchen Stellenwert wird Rau als Präsident haben ? Wird er ein neuer von Weizäcker
HenningScherf:
Ich bin ein lebenslanger Freund von Johannes Rau. Er ist ein unverwechselbarer Versöhner und den braucht Deutschland.
Ziggi:
Wie stehts mit der Bremer Drogenpolitik?
Moderator:
Und Herr Scherf, wie steht es mit der Bremer-Drogenpolitik?
HenningScherf:
Wir sind nach jahrzehntelangen Grundsatzdebatten auf ein pragmatisches Leben mit den Junkies und gegen die Dealer eingerichtet.
Moderator:
Sind Sie mit der Entwciklung in Bremen zufrieden?
HenningScherf:
Sehr. Wir machen seit 4 Jahren einen turn around in Bremen. Erstes
Ergebniss: 1997 waren wir Wachstumsspitze in der BRD 1998 waren wir auf
Platz 3.
Philipp:
Viele Länder (z.B. Hamburg) haben die digitale Wirtschaft als
Wachstumsmotor entdeckt. Von Bremen hört man dazu gar nichts? Was tuen
Sie in dem Bereich, Herr Scherff?
HenningScherf:
Scherf mit einem F, Philipp! Wir haben gerade in der
Global-Bangemann-Challenge als einzige Stadt 4 Weltpreise gewonnen. Von
Hamburg haben wir nichts gesehen.
Moderator:
Haben Sie Foerderprogramme für die Mulrtimedia Industrie, kuemmern Sie sich persoenlich um diesen Bereich?
HenningScherf:
Ja ich habe mich persönlich um diesen Bereich gekümmert…
HenningScherf:
…wir haben mehrere Gründerzentren in Bremen und Bremerhaven. Wir
treten gemeinsam beoi Ausbildungsplätzen, bei Entwicklungsprojekten
z.B. bei dem landesweiten Datenautobahnprojekt auf, auf der CeBIT sind
wir gemeinsam – junge Unternehmen, Universität und Hochschule – mit mir
gewesen…
HenningScherf:
Wir haben den Preis für Mediecom in Höhe von 30 Mio. Mark gewonnen.
Vorausetzung dafür war ein Bremisches Experimentiergesetz, das noch in
diesem Monat in der Bürgerschaft verabschiedet wird.
Larsandl:
Nutzen Sie privat und beruflich das Internet?
HenningScherf:
Ja, mit meiner Tochter Caroline korrespondiere nur übers Internet nach Afrika. Und beruflich ist das Rathaus eingerichtet.
Larsandl:
Thema: Schulen ans Netz: Werden Sie Ihre Amtszeit nutzen, um hier
verstaerkt aktiv zu sein, um den zukpnftigen Bremern das Info-Zeitalter
zu zeigen?
HenningScherf:
Ja, wir haben gerade eine Riesenschenkung von der Sparkasse von über
1000 Geräten bekommen, die alle auf dem neuesten Stand sind und die uns
ermöglichen, in der Breite am Internet teilzunehmen.
Ziggi:
Vor einigen Jahren noch konnte man im Ostertor zuschauen wie
Drogengeschäfte abgewickelt wurden. Das hat sich geändert. Finde ich
gut. Die Kriminalität geht primär von den Dealern aus und skundär als
Beschaffungskriminalität von den Abhängigen. Was wird getan um die
betroffenen Abhängigen nicht in den Untergrund zu treiben und sie im
Blickfeld zu behalten?
HenningScherf:
Ich kenne keinen Königsweg. Darum bin ich für pragmatische Hilfen, z.B. Spritzenautomaten in der Öffentlichkei erreichbar…
HenningScherf:
…niederschwellige Hilfsangebote wie DROPS, Methadonvergabe über einen Bus….
HenningScherf:
….aber auch ganz wichtig Angebote drogenfreier Hilfen wie ELRON oder
Drogenhilfe, die Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten für Junkies anbieten.
NKVluyn:
Ich weiß das es nicht besonders Populär ist sich mit Politikern über
Religiosität zu unterhalten, aber wie sieht es mit ihrem Glauben aus ?
HenningScherf:
Mein Vater wollte, daß ich Theologe werde. Den Gefallen habe ich ihm
nicht getan, aber ich lebe mit Freunden in einer WG, die mit mir
gemeinsam eine Stadtgemeinde Johannes des 23. gegründet haben und ein
christlich-jüdisches Lehrhaus unterhalten….
HenningScherf:
ich bin Mitglied im Kirchentagspräsidium und bemühe mich in all diesen Feldern um Zugänge zum Glauben.
Minuet:
Der Kanzler scheint mir, seit im Amt, fülliger geworden zu sein. Setzt Ihnen die Politik auch gelegentlich zu?
HenningScherf:
Ich gelte als sportlich und schlank. Die Politik halte ich aus, weil ich vieles Privates daneben habe.
Philipp:
Schon länger existiert die Vision einer digitalen Stadt (z.B.
Amsterdam). Bremen würde sich dafür doch hervorragend eignen. Was tuen
Sie in dieser Richtung?
HenningScherf:
Mit in unserem Mediacom-Projekt streben wir genau das an.
Moderator:
Gibt es in Bremen administrative Pläne zu diuesem Thema? Virtuelles Rathaus…
Moderator:
die URL?
HenningScherf:
Alles dies. Wir haben den preis nur darum gewonnen, weil hier stärker
als in anderen Städten der BRD, die Verwaltung, die Wirtschaft und die
Uni eng verpflochten miteinander arbeiten…
HenningScherf:
Alles dies. Wir haben den preis nur darum gewonnen, weil hier stärker
als in anderen Städten der BRD, die Verwaltung, die Wirtschaft und die
Uni eng verpflochten miteinander arbeiten……Prof. Herbert Kubicek
ist der Moderator dieses Prozesses.
Moderator:
Gibt es dazu eine Internet Adresse – habe Sie sie vielleicht im Kopf? 🙂
HenningScherf:
Es gibt natürlich eine, aber ich habe sie nicht im Kopf. Am Besten
wenden Sie sich anden Fachbereich Informatik der Uni in Bremen.
hanno2:
Wie will Bremen langfristig mit dem Schuldenproblem verfahren? Sollen
Schulden immer weiter wachsen, oder soll es langdfristig einen Abbau
geben, und wenn ja, wie stellen sie sich das vor?
HenningScherf:
In den Jahren seit 1993 sind die Schulden nicht mehr gewachsen, sondern abgebaut worden….
HenningScherf:
… Wir haben bis 2004 die Chance mit weiteren 7,7 Mrd.
Sanierungsmitteln unsere Struktur so zu verbessern, so daß wir ab 2005
wieder auf eigenen Beinen stehen.
TheSaint:
Herr Scherf, was kommt für Sie nach der Bremer Bürgerschaft ?
HenningScherf:
Vielleicht jetzt die Abschlußfrage, da ich noch weitere Termine habe.
Moderator:
ok, die letzte Frage:
pab:
Was glauben Sie, wie das Endergebnis der Buergerschaftswahl in Bremen aussehen wird?
HenningScherf:
zu The Saint: ich war vor meiner hauptamtlichen Senatstätigkeit Rechtsanwalt. das traue ich mir immer noch zu.
HenningScherf:
zu pab: Ich hoffe, daß wir die gegenwärtige Koalition fortsetzen können.
Moderator:
Im Namen von politik-digital bedanken wir uns ganz herzlich für den
Chat und wünschen viel Erfolg. Gruss aus Hamburg nach Bremen.
HenningScherf:
Vielen Dank und es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich würde es gerne wiederholen.
Moderator:
cu
Ziggi:
Tschüß Henning
pab:
Vielen Dank fuer die nette, virtuelle Plauderstunde!
hanno2:
tschüß
 


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