Moderator: | Sehr geehrter Herr von Kirchbach, im Namen von politik-digital moechte ich Sie ganz herzlich zu unserer heutigen digitalen Runde begruessen. Wir sind sehr auf das heutige Thema "Brauchen wir die Wehrpflicht noch?" gespannt! |
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Generalinspekteur: | ich bin gespannt auf die Fragen und grüssse die Teilnehmer herzlich |
Moderator: | Schön, dann kann es ja losgehen! |
Moderator: | Erste Frage: |
peter: | Ist eine Verkleinerung der Bundeswehr angesichts knapper Kassen nicht unerläßlich? |
Generalinspekteur: | die grösse der Bundeswehr ist durch die Frage nach den notwendigen Fähigkeiten zu beantworten.j |
LeutnantBrinx: | Guten Tag, welche Vorteile bietet eine Wehrpflichtigen Armee? |
Generalinspekteur: | Wir brauchen die Wehrpflicht in erster Linie aus sicherheitspolitischen Gründen, sie sichert uns den erforderlichen Aufwuchs an Personal für den Fall der Landes oder Bündnissverteidigung. |
Norman: | Ist eine Verkleinerung der Bw in Bezug auf die Landesverteidigung noch tragbar? |
Generalinspekteur: | Der FAll der Landesverteidigung ist sehr unwahrscheinlich …. |
Generalinspekteur: | sollte sie notwendig werden, haben wir eine längere Warn- u. Vorbereitungszeit…. |
Generalinspekteur: | Insofern ist für diesen Fall nicht die Friedensstärke das entscheidende Kriterium, sondern die Möglichkeit personell aufzuwachsen. |
Kuddel: | Ist die Grösse der Bundeswehr nicht durch die durch die Politik definierte Notwendigkeit bestimmt? |
Generalinspekteur: | Das ist richtig. Letztenendes entscheidet die Politik über die notwendigen Fähigkeiten, Wehrsystem und Umfang. Sie wird dabei miltiärisch beraten. |
Frank: | Fühlen sie sich von den Politikern nicht manchmal in Stich gelassen, wenn über die künftige Bundeswehr nur nach Kassenlage diskutiert wird? |
Generalinspekteur: | Die augenblickliche Diskussion dreht sich im Wesentlichen um sicherheitspoltische Rahmenbedingungen und notwendige Fähigkeiten. Das angesichts knapper Kassen auch die finanzielle Seite eine Rolle spielt muss man als Staatsbürger aktzeptiert. |
ThomasWelsch: | Kann bei den gegenwaertigen finanziellen Ressourcen die Wehrpflicht ueberhaupt noch aufrechterhalten werden? |
Generalinspekteur: | Erfahrungen der Nachbarstaaten zeigen, daß eine Freiwilligenarmee wenn sie nicht sehr klein sein soll, teurer ist. |
Kuddel: | Scheint Ihnen die militärische Beratung der Poltik sich auch im Bewußtsein der Haushaltssituation stattzufinden? |
Generalinspekteur: | Die militärische Beratung vollzieht sich im Bundesministerium der Verteidigung z.B. durchden Auftrag an mich…. |
Generalinspekteur: | Vorschläge zu Eckwerten der Streitkräfte der Zukunft zu unterbreiten. |
MikeP.: | Besteht nicht die Gefahr, daß aufgrund der finanziellen Beschneidungen die Ausbildung der Soldaten zu kurz kommt, gerade im Hinblick auf die Auslandseinsätze? |
Generalinspekteur: | Die Ausbildung der soldaten für Auslandseinsätze ist nach Urteil der Soldaten im Einsatzland und auch unserer Verbündeten hervorragend. Dort werden wir auf gar keinen Fall sparen. |
Imperator: | Währe es nicht besser ein kleines Berufsherr zu unterhalten welches AUSBILDUNGsmäßig und AUSRÜSTUNGsmäßig das Nivou einer Topelite hat und sich nicht länger hinter den USA verstecken braucht. Wahre das nicht auch eine bessere unterstützung für die NATO, als ein großes Herr was kaput gespart wird? |
Generalinspekteur: | Diese Alternative gibt es nicht wirklich. Die Frage muss wirklich nach den erforderlichen Fähigkeiten gestellt werden…. |
Generalinspekteur: | Wir haben viele freiwillig länger dienende Grundwehrdienstleistende mit hervoragendem Erfolg in den Auslandseinsätzen… |
Generalinspekteur: | Die vielzahl der Aufträge und die Notwendigkeit Auslandseinsätze auch übereinen längeren Zeitraum durchzuhalten, machen von vorneherein einen bestimmten Personalumfang erforderlich…. |
Jörg: | Wie groß ist der "bestimmte" Personalumfang? |
Generalinspekteur: | Wir werden uns mit den USA nicht auf nationaler Basis messen können was die technischen Fähigkeiten angeht, hier ist Europa gefordert. |
Moderator: | kurz noch zu Jörg!… bestimmte Personalumfang? |
Generalinspekteur: | Man kann sagen, dass im Bereich der Zeit- u. Berufssoldaten gegenüber dem heutigen stand ca. 200.000 keine Einsparung denkbar sind. |
Moderator: | nochmal zu Kuddel (s.o.): |
taut: | welches sind die Eckwerte und inwieweit kann die Anzahl der Soldaten durch neueste Technologie mit gleicher Wirkung(Schlagkraft) ersetzt werden? |
Generalinspekteur: | Der Vorschlag zu eckwerten beginnt mit erforderlichen neuen Fähigkeiten…. |
Generalinspekteur: | Auf der Basis der Beschlüsse der NATO und der EU. Dahinter verbergen sich Systeme z.b. der Aufklärung, des strategischen Transports, des Führungssystems und der Einsatzwirksamkeit. |
LeutnantBrinx: | Besteht nicht auch die Gefahr, das angesichts der finanziellen Lage das Berufsziel Soldat mehr und mehr in der Gesellschaft verschwindet ? |
Generalinspekteur: | Der Auftrag der Bundeswehr ist gerade im Zusammenhang mit der Lage auf dem Balkan für viele einsichtiger geworden…. |
Generalinspekteur: | Damit sehe ich die Gefahr aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verschwinden nicht. Die tadelose Leistung unserer Soldaten im Einsatz und zuhause macht auch deutlich, wie sehr es sich auch künftig lohnt Soldat als Berufsziel anzustreben…. |
LeutnantBrinx: | Das sehe Ich genauso, es war nur eine Möglichkeit die in Betracht genommen werden sollte. |
Generalinspekteur: | An der Ausbildung wird keinesfalls gespart. Modernisierung von Material kann man nachholen. was man im personellen Bereich versäumt, daran trägt man viele Jahre. |
Kuddel: | Nach einer Studie der UniBw München ist die gleiche Leistung der Bw ohne Wehrpflicht kostengünstiger mit einer Berufsarmee zu erbringen. Bitte um Stellungnahme! |
Generalinspekteur: | Der Studie liegen verschiedene Annahmen zu grunde, die man hinterfragen muss. Z.B. sind Kosten für die Gewinnung von Personal nicht mitgerechnet. Wir stützen uns auf ganz konkrete Erfahrungen unserer nachbarländer… |
Generalinspekteur: | So geben z.B. die USA in diesem Jahr 1,8 Milliarden USDollar nur für die Gewinnung von Personal aus… |
Generalinspekteur: | In anderen Ländern ist das ähnlich. |
peter: | abgesehen von etwa finanziellen Gründen für die Aufrechterhaltung der Wehrpflicht: Sind Sie persönlich dafür? Warum (nicht)? |
Generalinspekteur: | Ausschlaggebender Grund ist sichheitspolitisch und bereits beschrieben. Darüberhinaus steht uns über die Wehrpflicht das ganze Potential an Talenten unseres Landes eine begrenzte Zeit für die Streitkräfte zu Verfügung. Ich halte die Wehrpflicht auch für die Wehrform, die für unsere Demokratie einesehr angemessene ist. |
Malte: | Herr General, gemäß DBwV ist geplant die Wehrpflicht auf 6 bzw. 8 Monate zu kürzen. Dadurch können viele Verbände Ihren Ausbildungsstand nicht halten. |
Generalinspekteur: | Wir haben heute ein sehr flexibles System der Wehrpflicht. Die mindestzeit ist 10 Monate. Jeder 6. Wehrpflichtige insgesamt 23.500 bleiben freiwillig bis zu 23 Monaten… |
Generalinspekteur: | Hier kann man überlegen, ob man je nach Verwendung und Auftrag die Flexibilität noch erweitern kann. |
Kuddel: | 1,8 Milliarden ist eine gute Zahl, wie ist aber das Verhältnis zu den Geamtkosten der US-Streitkräfte, wie liegt Deutschland da im Verhältnis? |
Generalinspekteur: | Die 1,8 Milliarden beziehen sich nur auf Personalgewinnungskosten. Insgesamt geben die Vereinigten Staaten bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt deutlich mehr Geld für die Streitkräfte aus, als die BRD. |
rotti: | Herr General, glauben sie das das Internet neue Chancen für die Nachwuchswerbung beinhaltet, und wenn ja, welche? |
Generalinspekteur: | Ich denke, dass das Internet eine gute Chance ist junge Leute,die sich für die Bw interessieren anzusprechen und zu informieren. Wir haben bereits damit angefangen. |
rotti: | In welcher Form? |
peschek: | Aber doch sicher nicht mit Bundeswehr.de, oder? |
LeutnantBrinx: | Die Hompage der Bw ist auch sehr gut gelungen! |
Generalinspekteur: | In der Tat, die Adresse ist www.bundeswehr.de…. |
Generalinspekteur: | Wir versuchen laufend unser Angebot zu verbessern. |
Norman: | Was halten Sie von Sharpings Vorschlag zum geteilten Dienst? |
Generalinspekteur: | Das ist eine Möglichkeit der Flexibilisierung, die wir untersuchen, ein Teil des Wehrdienstes in einem festem Zeitblock und den Rest in Wehrübungen abzuleisten. |
Jörg: | Welche halten Sie für die niedrigste vertetbare Ausbildungszeit Wehrpflichtiger in Kampfverbänden? |
Generalinspekteur: | Eine gute Frage.. |
Generalinspekteur: | Vorsorge für die Landesverteidigung heisst fit zu werden für eine Aufgabe und sie im Team geübt zu haben…. |
Generalinspekteur: | Eine genaue Zahl von Monaten möchte ich noch nicht nennen, weil die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind. |
LeutnantBrinx: | Was bringt den Wehrpflichtigen eigentlich die Wehrpflicht? |
Moderator: | Haben Sie die Frage erhalten? |
Generalinspekteur: | Zuerst das Erlebnis für sich und für andere konkret Verantwortung zu übernehmen, sich in der Gemeinschaft zu bewähren. Für viele Wehrpflichtige: etwas zu lernen oder zu üben, was man zivil verwenden kann, Kraftfahrer, IT-Techniker, KFZ Instandsetzer…… |
Generalinspekteur: | Daneben kommen Angebote des Berufsförderungsdienstes, die auch für Wehrpflichtige gelten. Schließlich gibt es noch die vielen Wehrpflichtigen, die sichentscheiden , bei uns zu bleiben und sich als Zeitsoldat zivilberuflich zu qualifizieren. |
peschek: | Was sagen sie zu der Behauptung, das nur die länger dienen, die keine weitere Zivilen Möglichkeiten haben? |
Generalinspekteur: | Das ist nach unseren konkreten Erfahrungen völlig falsch. Wir haben sehr viel hochqualifizierte Offiziere und Unteroffiziere, die als Wehrpflichtige angefangen haben. |
rotti: | Herr General, glauben Sie, dass eine verkürzte Wehrpflicht die Bundeswehr nicht zu einer Art "Milizarmee" machen würde? Wie stehen Sie dazu? Wie kann man Reservisten besser einbinden? |
Generalinspekteur: | Jeder Soldat wird für eine konkrete Verwendung in der Landes o. Bündnisverteidigung ausgebildet. Die Reservisten spielen heute u. zukünftig eine wichtige Rolle für alle Aufgaben der Bw einschliesslich der Auslandseinsätze oder Vertretungsaufgaben im Inland. |
Dan: | Wieso ist es mir als Wehrpflichtigem ( T7 ) nicht möglich Zeitsoldat zu werden? |
Generalinspekteur: | T7 bedeutet gewisse Einschränkungen in der Tauglichkeit. Meine Empfehlung ist eine Nachuntersuchung zu beantragen. |
peter: | Was sagen sie zu dem Urteil, dass Frauen an der Waffe dienen dürfen? |
Generalinspekteur: | Ich finde es richtig, dass Frauen den gleichen Zugang in die Streitkräfte bekommen und habe mit dem Urteil keine Probleme. |
LeutnantBrinx: | Sollen auch Frauen den Wehrdienst ausüben ? Warum (nicht)? |
Norman: | Warum können Wehrpflichtige sich nicht aussuchen, wann sie Wpfl machen wollen? Dadurch würden sich doch bestimmt mehr Menschen für die Wehrpflicht entscheiden? |
Generalinspekteur: | Das Urteil befasst sich mit dem Zugang zum Beruf, nicht mit der Wehrpflicht. Hinsichtlich der Wehrpflicht soll es so bleiben, wie es ist. |
Generalinspekteur: | Ich möchte jedem raten sich mit seinen Wünschen frühzeitig an das Kreiswehrersatzamt zu wenden… |
Generalinspekteur: | Dann bemüht man sich auch solchen Wünschen Rechnung zu tragen. |
peter: | Was halten Sie persönlich vom Zivildienst? |
Generalinspekteur: | Ein wichtiger Dienst für unsere Gesellschaft. Grundlage aber ist der Wehrdienst. Das sagt auch die Verfassung. |
Bundeswehr2000_: | Welche Erfahrungen haben Sie mit dem neuen Intranet der Bundeswehr? |
rotti: | Nutzen Sie das Bundeswehr-interne – so genannte – "Intr@net aktuell"? |
Generalinspekteur: | Ich habe noch keine Erfahrung, es läuft auch erst seit einigen Tagen. Bei einem Besuch in der letzen Woche bei einem bayrischen Truppenteil habe ich zu meiner Freude festgestell, dass es schon eifrig genutzt wird. |
LeutnantBrinx: | Herr General, haben sie eigentlich ein Buch über die Bundeswehr geschrieben? |
Generalinspekteur: | Ich habe 2 Bücher geschrieben, eines davon mit 2 anderen Offizieren zusammen. Der Titel des letzten Buchs heisst: Mit Herz und mit Hand. Es befasst sichmit den Soldaten inden neuen Bundesländern. |
Moderator: | Letzte Frage: |
Frank: | Befürchten sie nicht manchmal, dass die Zahl der Wehrdienstverweigerer soweit ansteigt, dass es nicht mehr genügend Wehrpflichtige gibt?nd |
Generalinspekteur: | Ich glaube das nicht. Für mich ist wichtig, dass jeder einen Dienst für die Gesellschaft tut. Ich denke die Bedeutung des Wehrdienstes muss im Bewusstsein gehalten werden. Umfragen zeigen, dass dies auch so ist. |
Moderator: | Herr von Kirchbach, wir moechten uns ganz herzlich fuer diesen sehr interessanten Chat bei Ihnen bedanken! Es war sehr informativ und hat viel Spass gemacht! Danke! |
MMK: | Ich sehe, die Chatzeit geht langsam zuende. Herr General, ganz persönlich, es war schön, Sie nach über 20 Jahren – wenn auch nur im Internet – mal wieder zu treffen. Matias Krempel (damals Reserveoffizier beim III. Korps in Koblenz) |
Moderator: | Sie ist leider schon zuende! ;-( |
Moderator: | Vielleicht noch ein abschliessendes Statement von Ihnen? |
Generalinspekteur: | Ein Gruss an alle Teilnehmer. Es hat Freude gemacht. |
Moderator: | Schoene Gruesse nach Berlin aus HH!!! |
Norman: | Auf Wiedersehen |
LeutnantBrinx: | Gruss zurück |
LeutnantBrinx: | Hat Spass gemacht |
Dan: | Auf Wiedersehen |
rotti: | Tschüss aus Bonn |
rotti: | Auf Wiedersehen, Herr General |
Trapp: | Tschüss aus Bonn-Hardtberg |
LeutnantBrinx: | Ich sage Tschüss aus Oberhausen |
Kuddel: | ciao |
muffin: | Vielen Dank! |
Moderator: | Das Transcript des Chats finden Sie morgen auf der Site von politik-digital!!! |