MDRONLINE: Herzlich willkommen zum Wahl´99-Chat bei MDR ONLINE mit Anne Voss, Spitzenkandidatin der Spitzenkandidatin der Thüringer Grünen.
ralph: hallo anne, kanns losgehen?
AnneVoss: Hallo und guten Tag !
MC5437635: was ist euer nächstes ziel, falls ihr gewählt werdet
AnneVoss: Wir wollen die Hürden für Volksbegehren senken, wir wollen verhindern,
daß in Thüringen die geplanten Müllverbrennungsanlagen gebaut werden,
wir wollen mit einer "Sozialpauschale die gewachsene Trägerstruktur im
sozialen Bereich stabilisieren u.s.w.
Altlast: guten abend
krischan: Hallo Frau Voss, wie sehen Sie die derzeitige Position der Gruenen in
der Bundespolitik? Sehen eine Schwaechung der Gruenen durch die
derzeitige Situation in der SPD?
Moderator: Hoppla.. Wir haben nicht aufgepasst und Frau Voss ist leider mit einem
veralteten Explorer unterwegs, welcher zum Chatten leider ungeeignet
ist..
Moderator: Sie wechselt gerade auf Netscape. Moment noch.
AnneVoss: Hallo, bin wieder da
krischan: Herzlich willkommen zurueck, *freu freu freu*
sesam: immer diese technik ..
AnneVoss: das Problem ist m.E., daß die Grüpnen in der Bundesregierung nicht mehr
wie vorher mit ihren grünen Reformprojekten wahrgenommen werden,
sondern mit den Kompromissen die sie schließen müssen. Dass die SPD so
ein Sommertheater veranstaltet, kommt den Grünen eher zugute
Larsandl: Bei der SPD sorgt jetzt Müntefering für Ordnung, wann greift bei den
Grünen jemand endlich durch? Wird Fischer endlich Ober-Chef? Würden Sie
das unterstützen?
AnneVoss: Wir brauchen keinen "starken Mann" sondern mehr Kontinuität.
eddy: Wie wollen die GRÜNEN in den neuen Bundesländern Fuß fassen? Warum
könnt "Ihr" die "rechten Parteien,wie jetzt in Brandenburg, nicht schon
im Vorfeld (Wahlkampf) diffamieren??
AnneVoss: Fisacher hat einen verdammt wichtigen Job, den er hervorragend macht. Er kann um Gottes Willen nicht alles tun. Jetzt zu Eddy…
AnneVoss: die Grünen haben im Osten noch nicht richtig Fuß gefasst. Der Wechsel
von einer Bürgerbewegung zu einer Partei ist noch nicht richtig
vollzogen. Wir versuchen im Wahlkampf klar zu stellen, daß Thüringen
Bewegung braucht, dass wer uns wählt den Einzug der Kameraden von einst
verhindern kann.
Moderator: Einige Rückfragen zur Kontinuität statt starkem Mann:
dittfurth: Kontinutät mit wem und wie?
ralph: kontinuität – wobei?
AnneVoss: die Regierung braucht einen Plan. Auch die Bundestagsfraktion braucht
ihn. Das anfängliche Hin und Her beim Atomausstieg zum Beispiel war
nicht förderlich
Altlast: wie schaetzen sie die chancen der gruenen bei der landtagswahl in sachsen ein?
AnneVoss: Wenn die Grünen im Osten eine Chance auf den Einzug in den Landtag
haben, dann in Sachsen und in Thüringen – in dieser Reihenfolge. Jedoch
muß ich zugeben dass es nicht gerade rosig aussieht
dittfurth: Warum ist Trittin obwohl er den Grünen so massiv geschadet hat, immer noch Minister?
AnneVoss: Trittin hat den Grünen nicht geschadet, jedenfalls nicht, seit er
Minister ist. Uns war von Beginn an klar, dass der Atomausstieg kein
Spazierghang wird. Er hat die Sache sicher nicht geschickt angepackt.
Man hat es ihm auch besonders schwer gemacht.
wernerschulz: Warum sind Sie im Wahlkampf so schüchtern aufgetreten und haben den
Politopa Vogel und seinen Pannen-Minister Dewes nicht schärfer
angegriffen?
AnneVoss: wir haben die beiden Koalitionspartner sehr schaft angeghriffen.
Allerdings spielt in diesem Wahlkampf Landespolitik kaum eine Rolle,
nicht in den Medien jedenfalls
SchwarzerTom: Warum seid ihr eigentlich für den Atomausstieg, das ist doch die umweltfreundlichste Energiequelle?
AnneVoss: Der Atomausstieg ist eine der ältesten Forderungen der Grünen, weil er
mit den größten Gefahren verbunden ist. Stichwort Tschernobyl – reicht
das ?
sesam: wie stehen sie mit der aussage von damals mit den 5DM/ pro liter Sprit ??
Igi: Warum seid Ihr für die Erhöhung der Benzinpreise, ohne das der Nahverkehr ausgebaut wird? Das ist doch nur Abzocke!
AnneVoss: Die 5 DM klben an uns wie schwarzer Pech. Irgendwann in wieter Zukunft
werden wir vielleicht mal dort landen. zur Zeit ist das nicht absehbar.
Knox: Was will die CDU in der Arbeitspolitik in Thüringen anders machen?
woelli: ausserdem hat selbst die CDU von 3 dm gesprochen
AnneVoss: zu Igi: wir treten vehement für die Unterstützung des Nahverkehrs ein.
In Thüringen fordern wir jährlich eine Summe von 100 Mio DM um die
Strukturen auszubauen und die Fahrpreiserhöhungen zu vermeiden..jetzt
zu Knox
AnneVoss: lieber Knox, frag bitte bei Herrn Vogel an. Ich höre nur immer: es soll so weiter gehen wie bisher
hajona: Wie sieht die Chance für die nächste Landtagswahl aus
AnneVoss: schlecht, aber nicht völlig hoffnungslos. wenn uns all jene ihre Stimme
geben, die das zur Bundestagswahl getan haben, würde es reichen. wir
hoffen auch auf ein paar enttäuschte SPD-Wähler
Ignatz: Frau Voss, könnten sich die Grünen in Sachsen oder Thüringen auch eine Drei-Parteien-Koalition mit SPD und PDS vorstellen?
AnneVoss: Für Sachsen will ich das nicht entscheiden. In Thüringen kann ich es
mir schwer vorstellen. Die SPD hat kein Profil, in der Konstellation
mit der PDS wüßte ich kaum, welchen Part wir einnehmen könnten
ralph: könntest du dir eine zusammenarbeit mit der cdu vorstellen?
AnneVoss: für immer und ewig will ich das nicht ausschließen. Mit der derzigen CDU in Thüringen ist es undenkbar
Igi: Egal wie die Wahl ausgeht, hauptsache keine absolute Mehrheit und Hauptsache keine Nazis.
Larsandl: Was machen Sie dagegen, daß die Jungwähler zunehmend den Grünen den Rücken kehren und CDU bzw. DVU wählen?
AnneVoss: Igi, Du hast recht!
AnneVoss: Ich glaube, unsere Konzepte sind zu kompliziert in der Vermittlung.
Gerade die Judend will schnelle Lösungen und ist ungeduldig. Wir
schmieren keine Sahne ums Maul sondern sagen den Leuten die Wahrheit:
dass die großen Probleme viele kleine Lösungsansätze brauchen. Dass ist
nicht nur für die Jugend ein Problem. Sorry, ich habe die Lösung nicht
ralph: anne, haben die grünen in thüringen eine homepage?
AnneVoss: ja
odiug: Hallo Anne, wenn die Grünen nicht in den Landtag kommen wirst Du zwar
traurig sein, aber es liegt bestimmt nicht an Dir. Ein nichtgrüner
Wähler, der Dich aber ganz sympatisch findet.
AnneVoss: danke, find ich nett von Dir
wernerschulz: In Thüringen gab es jede Menge Affären, vom Hausanbau des
Ex-Innenministers Böck über die Rotlicht-Affäre von CDU-MdL Fiedler bis
zum Computerklau im Dewes-Ministerium. Warum regt sich dagegen sowenig
öffentlicher Widerstand – auch von seiten der Grünen?
AnneVoss: Die Affären sind ausgesprochen ärgerlich, schlimmer finde ich, dass die
beidenn Koalitionsparteien keinen Plan dafür haben, wie sie dieses Land
voranbringen woll..
Ignatz: Könnten Sie sich überhaupt eine Regierungsbeteiligung vorstellen (wenn die SPD kein Profil hat, wie Sie sagen)?
woelli: Gerade die Grünen dürfen sich ja nicht über die SPD beschweren.
AnneVoss: Prestigeobjekte, Spassbadpolitik statt zilführender Wirtschaftsförderiung und und und.
Larsandl: Sind Sie im Wahlkampf mit Joschka ‘ne Runde gelaufen oder hat der zur Zeit keine Zeit für Wahlkampf?
AnneVoss: waren dürfen sich Grüne nicht über die SPD beschweren ? Wir haben es
mit einer Landes-SPD zu tun, die in sich tief zerrüttet ist und im
Wahlkampf und auch sonst nicht erkennen lässt, wo die Reise hingehen
soll. wir kämmen reich rechnerisch kaum für eine Koalition in Frage.
Thüringen nbraucht eie lebendige Opposition. Ich glaube das ist unsre
Platz
Igi: Zu den Atomkraftwerken: CO2, SO2, Ruß kommt von den anderen
Kraftwerken. Das wollt Ihr auch nicht, aber Licht wollen alle
einschalten. Es ist doch unrealistisch, dass Windkraft und anderes den
Energiebedarf decken kann!
Hardie: Stichwort Atomausstieg: Es müsste verhindert werden, dass billiger
Atomstrom aus Osteuropa importiert wird. Wie wollen Sie das erreichen?
AnneVoss: Ich würde kaum 10 Minuten mithalten können. Ich will mich schließlich
nicht lächerlich machen. Gestern wollte er hier laufen, mußte das aber
aus Zeitmangel absagen – leider !
AnneVoss: jetzt zu Igi und Hardy
LynX: Übrigens, die Homepage der thüringer Grünen: http://www.gruene.de/thueringen/
AnneVoss: Langfrisrtig werden regenerative Energiequellen die Zukunft sein und
die Kraft-Wärme-Kopplung. Zu deiner Frage Hardy, ich bin froh, dass
sich darüber der Bundesumweltminister Gedanken machen muss und nicht ich
Ignatz: Warum lehnen die Grünen auch die Fusionskraft, die in einigen Jahren evtl. die Atomenergie ablösen könnte, ab?
AnneVoss: Ich bin leider keine Energieexpertin, aber ich werde mich darum kümmern
diesie: Was wollen GRÜNE gegen Arbeitslosigkeit tun???
AnneVoss: wir wollen vorrangig Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt
schaffen. Das heißt, da fördern, wo die Märkte der Zukunft sind. Wir
wollen kleine und mittlere Unternehmen und Zukunftstechnologien stärker
fördern und die wirtschaftnahe Forschung. Wir wollen in Thüringen die
Arbeitsmarktpolitik stärker mit der Wirtschaftpolitik verzahnen,
…meine Antwort wird zu lang, kurz: viele kleine Schritte, es gibt
nicht die Lösung
Wähler: Stellt ihre Partei den Umweltschutz vor die Entstehung neuer Arbeitsplätze ?
AnneVoss: Umweltschautz und die schaffung von Arbeitsplätzen gehören zusammen.
Die meisten modernen Arbeitsplätze entstehen heute im Bereich der
Umwelttechnologien
Igi: Warum wird der Verpackungswahnsinn eigentlich nicht gestoppt? Der grüne Punkt ist meiner Meinung nach nur ein Feigenblatt.
AnneVoss: wir setzen auf die Vernunft der Menschen. Aber wir müssen auch Anreize
zur Müllvermeidung schaffen. Riesige Müllverbrennungsanlage mit großen
Überkapazitäten wie in Bayern und Hessen (in Thüringen geplant) kommen
die Menschen teuer zu stehen. Sie kosten auch dann, wenn sie nur halb
gefüllt laufen
Ignatz: Sie nannten im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit die
Förderungen von Zukunftstechnologien. Der Umweltbereich alleine wird da
nicht ausreichen. Denken Sie nicht, dass Deutschland auch auf den
Sektoren Gentechnik und Chemie am Ball bleiben muss?
AnneVoss: nein, dass denke ich nicht. Unsere Kinder und Enkel werden uns daran
messen, ob wir ihnen unlösbare Problem hinterlassen, oder die
Lebensgrundlagen bewahren. Ich stehe für eine Politik, die über den Tag
hinausschaut
Boettcher: Wenn ich spazieren gehe, finde ich überall leere Bierdosen. Wäre es
nicht sinnvoll eine Bepfandung einzuführen (wie in Schweden)?
AnneVoss: auch im Osten hatten wir schon so etwas. Das hat gut funktioniert und
wäre eine Möglichkeit. Eine andere wäre, Bier überhaupt nur in
Pfanflaschen auszureichen
dittfurth: Könnten Sie sich vorstellen Ministerin zu werden? Wenn ja, für welches Ressort?
AnneVoss: Mein besonderes Interesse gilt der Bildungspolitik. Da wir hier in
Thüringen aber aller Voraussicht nach nicht mitregieren werden, brauche
ich mir darüber zunächst keine ernsthaften Gedamnken zu machen. Ich
würde ausserdem gern erst ein paar Erfahrungen in einer
Landtagsfraktion sammeln bevor ich eine derartige Verantwortung trage.
woelli: Wollen die Grünen die Schulen etwa nicht verstärkt fördern? Der neue
Haushaltsplan in Rheinland-Pfalz zeigt da schon gute Ansätze.
woelli: Wie geht man bei den Grünen gegen überlastete Schulen und Uni’s sowie sinkendes Bildungsniveau vor??
AnneVoss: wir wollen die Schulen auch hier stärker fördern. Vor allem wollen wir
ihnen die Möglichkeit geben, eigenständiger ihr Profil zu gestalten und
auch über den Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel. Ausserdem
wollen wir die Grundschulzeit auf sechs Jahre verlängern um längeres
gemeinsames Lernen zu ermöglichen
Ignatz: Sind Privatuniversitäten ein möglicher Ausweg aus dem Dilemma an deutschen Hochschulen?
AnneVoss: ich lehne Privatunis nicht generell ab. Ein Ausweg sind sie nicht.
Privatschulen werden besonders im Osten nur für weniige in Frage
kommen.
Ignatz: Frau Voss, denken Sie, dass den Grünen nach ihrer Regierungsbeteiligung
ein ähnliches Schicksal widerfahren könnte, wie der F.D.P., und sie,
aufgrund eines uneinheitlicheren Profils, schrittweise in der
Versenkung verschwinden? Sind die vergangenen Landtagswahlergebnisse
bereits ein erster Schritt in diese Richtung?
Moderator: Frau Voß?
AnneVoss: Die Grüpnen sind bei den letzen Landtagswahlen in erster Linie für die
Bundespolitik abgestraft worden. Im Osten ist in der Tat ihre Existens
bedroht. Ich hoffe, dass grünes Profil uns auch in den Jahren der
Regirungsverantwortung nicht verloren geht. Aber: wir müssen, wenn wir
uns den schweren Zukunftsaufgaben stellen wollen – Reform der sozialen
Sicherungssystem u.s.w. auch bereit zu Veränderung sein. Das muss jede
Parte. Ich hoffe, dass man uns auch in 10 Jahren noch deutlich von den
anderen Parteien unterscheiden kann
MDRONLINE: Gruß und Dank an alle Teilnehmer. Für Interessenten: In unserem Landtagswahlmagazin unter http://www.mdr.de
findet Ihr ein ausführliches Porträt von Anne Voß nebst einem von ihr
ausgefüllten Fragebogen. Morgen ab 21 Uhr streamt MDR ONLINE das
Thüringer Spitzenduell Vogel gegen Dewes live ins Netz. Tschüss!
AnneVoss: Tschüss und danke. Übrigends: es war der erste Chat in meinem Lebn. Hat Spaß gemacht !
sesam: irgenwann ist immer das erste mal :_)
sesam: na gut wuensch euch ach noch was .. tschuessyx