Seit dem 15. Mai können User unter
stoiber.de den Spitzenkandidaten der Union näher kennenlernen. Auf der Seite präsentiert sich Stoiber als Kanzlerkandidat, Staats- und Privatmann.

Am 15. Mai präsentierte Edmund Stoiber auf einer Pressekonferenz seine persönliche Website. Ort der Präsentation war eine "Surf-and-Sushi"-Bar in Berlin – Mitte. Zusammen mit seiner Frau Karin schaute sich der Kanzlerkandidat unter Anleitung des Online-Teams von M.E.C.H, das für Konzeption, Design und Umsetzung des Auftritts verantwortlich ist, seine eigene Seite an. M.E.C.H. ist eine Agentur der deutschen McCann-Erickson-Gruppe, die im Sommer 2001 mit der Wahlkampfkampagne der CDU beauftragt wurde.

"Die Seite stellt keine Konkurrenz zum Wahlkampf der CDU dar, denn es werden keine politischen Inhalte wiedergegeben", erklärte eine Sprecherin von M.E.C.H.. Stoiber ergänzte: "Die politischen Aussagen sind ja bekannt."

Abgesehen vom Grußwort des Kanzlerkandidaten, indem er der Regierung vorwirft, sie habe Deutschland auf den letzten Tabellenplatz in Europa geführt, ist die Seite weitgehend entpolitisiert. Ausnahmen sind lediglich subtile Seitenhiebe gegen Rot-Grün, wenn z.B. unter der Rubrik "Ein Tag im Leben von Edmund Stoiber" der Oberbürgermeister von Landshut,, Josef Deimer, mit den Worten zitiert wird: "Der Ministerpräsident zeigte sich sehr offen gegenüber der Probleme der Städte, die ja im Augenblick durch das Wegbrechen der Gewerbesteuer und durch die zusätzlichen Ausgaben arg gebeutelt sind."

M.E.C.H. beschreibt die Seite als sehr personenzentriert., "der Mensch Stoiber steht im Vordergrund, wobei viele Facetten seiner Persönlichkeit dargestellt werden." Durch die starke Visualisierung wird eine außerordentliche Nähe zum Objekt hergestellt, was für M.C.C.H. der entscheidende Faktor des Web-Auftritts ist.

Mit der Dreiteilung in "Privatmann", "Staatsmann" und "Kanzlerkandidat" erhält die Seite eine klare Strukturierung und ermöglicht eine übersichtliche Navigation.

Unter der Sparte "Staatsmann" sieht man Stoiber im Dialog mit anderen Staatsmännern, angefangen bei Bush über Arafat bis hin zu dem früheren US-Außenminister Kissinger. Fotos dokumentieren Begegnungen mit Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, z.B. mit Hubert Burda oder Günther Jauch. Die politischen Stationen Stoibers werden nachgezeichnet, wobei die starke Prägung durch Franz-Josef Strauss hervorgehoben wird. Schließlich gibt Stoiber kurze Statements zu Themen wie "Familie und Gesundheit" oder "Globalisierung und Fortschritt". Für Interessierte stehen seine Reden als Download bereit.

Klickt der User zu "Kanzlerkandidat", erscheint der Countdown zur Bundestagswahl in Monaten, Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden. Der Kanzlerkandidat kann auf seiner Wahlkampftour durch Deutschland und ins Ausland begleitet werden. Unter "Ihre Meinung zählt!" wirbt Stoiber für Unterstützung. Unionswähler sagen, warum sie sich für Stoiber entschieden haben und werden dann mit ihrem Kommentar und einem Foto ins Netz gestellt.

Der Aspekt "Privatmann" stand bei der Pressekonferenz deutlich im Mittelpunkt. "Der Mensch ist kein Neutrum. Über die Persönlichkeit wird immer mehr nachgefragt. Wer sind seine Freunde, seine Familie, was waren seine Niederlagen. Die Menschen wollen in dem Politiker ihren eigenen Weg wiederfinden", erklärte Stoiber.

Tatsächlich wird dem Nutzer eine außergewöhnliche Nähe zu Stoiber suggeriert, was u.a. durch eine Vielzahl von Fotos aus dem Familienalbum geschieht. Unter "Familie und Freizeit" lernt man Kinder und Enkelkinder des Politikers kennen, sieht seine Heimat, sein Haus und seinen Garten. Er präsentiert sich als Sportler in den unterschiedlichsten Disziplinen wie Radfahren, Skifahrer oder Fußball. Seiner Frau Karin wird ein eigenes Kapitel gewidmet. In seinem persönlichen Lebenslauf werden dann auch einige Schwächen aufgezeigt, die Stoiber bei der Präsentation des Auftritts als Niederlagen deklariert. Er war wohl kein fleißiger Schüler, denn so Stoiber, "in der siebten Klasse habe ich meinen Lateinsechser nicht wegbringen können, was bedeutetet, dass ich die Klasse wiederholen musste. Das gab Ärger zu Hause, damals war die Gesellschaft noch intoleranter gegenüber solchen Dingen." Bei der Promotion sei er fast versackt. "Als ich die Arbeit abgegeben habe, meinte mein Professor, sie sei fast nicht zu gebrauchen."

Unter der "Privatmann" können Interessierte an einem "Stoiber-Quiz" teilnehmen. Insgesamt müssen 30 Fragen, über Leibgericht, Lieblingsfarbe, geschätzte Tugenden oder politisches Profil, im Multiplechoiceverfahren beantwortet werden.

Die Seite stoiber.de bietet noch andere interaktive Felder: Eine regelmäßige Wochenrückblick-Kolumne kann als Newsletter abonniert werden. User können ihre persönliche Ansichten zu Themen wie "Wirtschaft und Arbeit" oder "Aufbau Ost und Solidarität" direkt an den Kanzlerkandidaten mailen. Außerdem stehen E-Cards, Banner und Bildschirmschoner zum Download bereit.

Stoiber.de – ein interaktives Hochglanzformat. Juri Maier, der Geschäftsführer von wegewerk, gehörte als "SPD-Betriebsspion"zu den Premierengästen und äußerte gegenüber spiegel.online.de, dass das Angebot "zwar technisch gut läuft", aber "nur mit wenig marginalen Feed-back-Elementen kaum politischen Dialog herstellt". Am 6. Juni wird die Wahlkampfseite der CDU gelauncht. Bei politik-digital werden sie dann Kommentare und Analysen zu dem Auftritt finden. Das Regierungsprogramm der CDU "Zeit für Taten" steht bereits online zur Verfügung und ist mit stoiber.de verlinkt.

 

Erschienen am 16.05.2002

 

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