Jedem Spitzenkandidaten seine persönliche Homepage, auch die Grünen heben Joschka Fischer mit einer eigenen Website im Netzwahlkampf hervor.
Bereits am 11. Juli, deutlich vor dem
Bundeskanzler, stellte der Frontmann der Grünen seinen persönlichen Webauftritt
www.joschka.de vor. Besonders bei jüngeren Leuten spiele der Wahlkampf im Internet eine immer größere Rolle, da müsse man "eine neuartige Plattform der Präsentation, möglicherweise auch der Diskussion und Kontroverse bieten", meinte der Außenminister bei der Vorstellung der Site und fand sie „sehr gelungen".
Alles in grün
Durch das Design hebt sich joschka.de von den Seiten anderer Spitzenkandidaten deutlich ab. Ins Auge springt die konsequente und intensive Verwendung von Grüntönen, einer Farbe die sonst im Web eher spärlich verwendet wird. Das neue Grünen-Design, das von der Berliner Agentur "Zum goldenen Hirschen" entworfen wurde, prägt auch diese Website. Dadurch unterscheidet sich joschka.de von den
Schröder- und
Stoiber-Seiten, die sich deutlich vom Design ihrer Pateienseiten abheben. Außerdem überzeugt die leichte Bedienbarkeit der von KOMPAKTMEDIEN umgesetzten Seite. Sie ist klein, auf speicherintensive features wird weitgehend verzichtet.
Dr. Web merkt an: "76 KiloByte Größe inklusive Grafiken – das ist schnell geladen. Ein flotter Fischer."
Der dreifache Joschka
Die Seite ist inhaltlich dreigeteilt: Joschka wirkt, kämpft und lebt.
Im Wirken kann man noch einmal den Werdegang von der Turnschuhvereidigung im hessischen Landtag bis zum pofilierten außenpolitischen Vermittler nachverfolgen. Reden und Interviews unterstreichen die heutigen Positionen des Außenministers.
Der "Kampf" Joschkas ist natürlich vor allem der Wahlkampf 2002. Trotzdem fällt dieser Begriff im Zusammenhang mit den Grünen auf. Das Abrücken von friedenspolitischen Grundsätzen früher Zeiten erlaubt das Benutzen des nicht mehr mit Krieg assozierten Begriffes "kämpfen". Schließlich war es ja der erste grüne Außenminister, der deutsche Truppen ins Ausland schickte. Natürlich fehlt auch bei Fischer die große Wahlkamptour nicht – mit zwei bis drei Terminen täglich über einen Zeitraum von sechs Wochen ein anstrengendes Programm. Hier wären ein paar Informationen nützlich gewesen. Denn es wird nur die jeweilige Stadt genannt. Uhrzeit und ein Veranstaltungsort fehlen zumindest zur Zeit noch.
"Außen Minister – innen grün"
Wirklich vielseitig ist die Rubrik "Leben". Ein kleines "Best of" listet noch einmal die markigsten Sprüche Fischers auf, beispielsweise:„"Eher werden Sie sich halbieren als die Arbeitslosigkeit (Herr Kohl)!“" Eine persönliche Vita geht auch auf seine Zeit in der Studentenbewegung ein, die selbstkritisch beleuchtet wird. Er sei ein Außenminister mit linksradikaler Vergangenheit, für viele möge dies ein Stein des Anstoßes sein, für die Mehrheit aber stelle dies inzwischen ganz selbstverständlich ein Teil der jüngeren deutschen Geschichte dar. Auch der Wandel vom Lebemann zum Asketen wird hier nachgezeichnet. Über das Kulinarische (Seeteufel auf toskanische Art) und das Sportliche driftet es dann in den persönlichen Bereich ab. Bei den Lauftipps, wird vermerkt, dass wer mit Laufen Fettpolster abbauen will, langsam und länger laufen muss. Wussten Sie das?
ausbeutungsfrei und nachhaltig
Daneben bietet die Seite einiges an Service. Neben den obligatorischen Links zur
Partei und
Programm erinnert ein Joschka-"Rockstar-T-Shirt" mit den Daten der Wahlkampftournee daran, dass man sich immer noch bei den Grünen befindet. Es ist zu 100 Prozent aus Bio-Baumwolle und mit einem Teil des Erlöses werden Arbeiter in Kenia unterstützt. Damit dürfte es den Ansprüchen der klassischen Parteibasis voll gerecht werden.
Der grüne Star
Trotzdem ist die Joschka-Website Teil eines Gesinnungswandels der Grünen. Auch sie konzentrieren sich erstmalig im Bundestagswahlkampf derart stark auf ihre Nr. 1, Joschka Fischer, und schließen sich damit dem Trend zur Personalisierung im Wahlkampf an. Bei den konstant guten Umfragewerten des Außenministers ist es sicher konsequent und erfolgversprechend, dieses Potential voll auszunutzen.
Erschienen am 01.08.2002
|