Die Kommunikationswissenschaftler Ansgar Zerfaß und Dietrich Boelter haben in ihrem beinahe quadratischen Buch „Die neuen Meinungsmacher“ das Format Weblog auf die Anwendung für Kampagnen, Marketing, PR und Medien auf 191 Seiten untersucht. Volker Agüeras Gäng hat es für politik-digital.de gelesen.
In ihrem neuen Buch „Weblogs als Herausforderung für Kampagnen, Marketing, PR und Medien“ gelingt den Kommunikationswissenschaft-ler Ansgar Zerfaß und Dietrich Boelter ein kompakter Einstieg in das Thema \’Weblogs im Unternehmensbereich’, in dem sie die entscheidenden Merkmale von Weblogs herausarbeiten. Hierbei unterstützen zahlreiche praktische Beispiele das Verständnis der Materie. Auf das Wesentliche beschränkt beschreiben die Autoren die technischen Hintergründe. Mit der Lektüre des ersten Teils ist der Leser gerüstet, um die Autoren bei ihrem Einblick in die Blogosphäre zu begleiten.
Blogger, Journalisten und Rezipienten
Im zweiten Teil des Buches betrachten die Autoren die sozialen Aspekte hinter der Technik. In Bezugnahme auf jüngste Umfrageergebnisse wird die Soziodemografie und Motivation von Weblogbetreibern beschrieben. Die Auswirkungen des Webloggens auf den professionellen Journalismus befindet sich ebenfalls im zweiten Teil.
Meinungsbildung in der Kommunikationstheorie
Im dritten Teil betrachtet Ansgar Zerfaß Weblogs aus kommunikationstheoretischer Sicht und erklärt, wie sich in der Blogosphäre Meinungen bilden und wie der Austausch zwischen Blogospähre und etablierten Massenmedien funktioniert. Die spezielle Art von Kommunikation, die in Weblogs stattfindet, wird ebenfalls beschrieben.
Von der “Gutenberg-Galaxis” zur “Google-Welt“
Um die Dynamik der Blogosphäre und die Gefahren und die Chancen, die darin liegen, geht es im vierten und fünften Teil. Besonders interessant ist hierbei die prognostizierte Medienentwicklung von der „Gutenberg-Galaxis“ zur „Google-Welt“. Zerfaß rät der Wirtschaft und der Politik zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Weblog-Format: „Das Management der digitalen Reputation ist das Leitprinzip der Google-Welt – dies ist der tiefere Grund, warum sich die für das Reputationsmanagement in Politik und Wirtschaft zuständigen Funktionen Public Relations und Marketing intensiv mit dem Bedeutungszuwachs von Weblogs und Social Software auseinandersetzen sollten.“ Beispiele von in der Blogosphäre verbreiteten Gerüchten über mangelhafte Produkte mit massiven Auswirkungen auf unternehmerische Schicksale verdeutlichen die Bedeutung einer solchen Auseinandersetzung ebenso wie Positivbeispiele bei der Nutzung von Weblogs im Marketingbereich.
Ein Kapitel online und gratis
Das Kapitel „Neue Kommunikationspartner: Blogger als Gatekeeper und Meinungsmacher“ stellen die Autoren gratis online als PDF-Datei zur Verfügung. Hier geht es um Formen der Zusammenarbeit zwischen Bloggern auf der einen Seite und Unternehmen und Politikern auf der anderen Seite.
Nutzen für Unternehmen, Organistation und Parteien/Politiker
Auf den letzten 90 Seiten geht es um Einsatzmöglichkeiten von Weblogs im Unternehmens- und Politikbereich mit einem deutlichen Fokus auf unternehmensbezogenen Analysen. Diese Seiten kann der nicht an ökonomischen Zusammenhängen interessierte Leser getrost überblättern und sich direkt dem letzten Teil des Buches zuwenden. Für Unternehmen/Organisationen ist dies sicherlich der interessanteste Teil des Buches. Hier werden aus organisationstheoretischer Sicht Nutzen, Funktion, Typologie und mögliche Zielgruppen von Weblogs im Organisationsbereich analysiert und Schritte zur Entwicklung einer Weblog-Strategie aufgezählt.
Bloggen und bloggen lassen
Zum Schluss gibt es dann noch eine Dienstleistung der Autoren oben drauf. Sie erklären, wie man ein Weblog erstellt und es betreibt. Sie geben Tipps, wie Weblogs abonniert und gelesen werden können, wie sich aktuelle Inhalte von Weblogs beobachten lassen und wo sich Online-Informationen rund um Weblogs in Wirtschaft und Politik befinden.
Ein Name schwirrt durch die Blogospäre
Wenig bleibt bei diesem kompakten Buch zu wünschen übrig. Einzig den Namensgeber des Begriffs „Weblog“ haben auch Zerfaß und Boelter nicht richtig recherchiert. Nicht Jon Barger, sondern Jorn Barger lautet der Name des Programmierers, der als erster im Dezember 1997 seine Website „Robot Wisdom“ mit dem Begriff „Weblog“ bezeichnete. Mit dem Recherchefehler stehen die beiden Kommunikationswissenschaftler allerdings nicht alleine da. In der „Bloggospähre taucht der Namensgeber in den verschiedenen Möglichkeiten einer Kombination der Namen John, Jorn, bzw. Jon und Barger, bzw. Borger auf.