Beiträge aus Praxis und Forschung zur politischen Kommunikation im Netz versammelt das Kursbuch Internet und Politik 2003. Die Herausgeber wollen Brücken zwischen Theorie und Anwendung schlagen. Und überzeugen weitgehend

Mit dem Kursbuch „Internet und Politik“ möchten die Herausgeber „Brücken zwischen Problemen der politischen Praxis und anwendungsbezogener politischer Forschung schlagen“. Für den Schwerpunkt des dritten Jahres – Politische Kommunikation im Netz. – haben die Herausgeber Beiträge aus politischer Praxis und Wissenschaft versammelt.

Der Beitrag von Britta Schemel „Das Internet im Bundestags-wahlkampf 2002“ gehört zur zweiten Kategorie und zeigt, wie das Internet politische Prozesse innerhalb der Parteien modernisiert. Dazu widmet sich die Freie Mitarbeiterin von politik-digital.de dem Internet als Plattform für parteieninterne Kommunikation wie auch für die Außendarstellung. Mit wahlfakten.de (von der CDU) und mit gerhard-schroeder.de seien „vielfältige Informations- und Interaktions-möglichkeiten“ in der Wähler wie in der Mitgliederansprache eingesetzt worden. Dennoch liege einiges Potenzial brach.
Vito Cecere beleuchtet denselben Gegenstand aus der Warte der Praxis. Der Büroleiter des Bundesgeschäftsführers der SPD in der Berliner Parteizentrale fragt, ob der „Online-Wahlkamp 2002 neune Maßstäbe für politische Kommunikation im Internet“ gesetzt habe. Seine Kernfrage ist, ob nur die Partei, die online vorne liegt, auch offline punkten kann.
Der Bundestagswahlkampf 2002 ist für Cecere der „erste Internetwahlkampf in Deutschland“ gewesen, gerade weil Onlinekampagnen es auch in die „offline“-Medien geschafft hatten. Aber auch wenn die politische Kommunikation im Netz durch den Wahlkampf weiterentwickelt worden sei, dürfe nicht vergessen werden, dass das Internet nur ein Medium neben anderen ist. Und politische Inhalte könne es schon gar nicht ersetzen.
Politisch kommuniziert wird im Internet aber auch jenseits der Bundestagswahlkämpfe. Gabriele Winkler von der TU Hamburg-Harburg legt den Fokus auf die Bürgerin. Sie sucht nach der „Genderbewussten Gestaltung öffentlicher Räume in kommunalen E-Government-Portalen“. Und findet in den Kommunen „allzu oft am Bild des männlichen KFZ-Liebhabers oder Bauherrn orientierte“ Angebote.
Das und welche Defizite hier noch liegen, zeigt die Autorin anhand gelungener Beispiele. Das Freiburger Frauen-Internet-Café Cappuccino Digitale, das Internet Rathaus von Pforzheim oder Münsters Frauen Online zeigen das Mögliche und Wünschbare. Trotz der „Best-Practice-Beispiele stehe noch viel zwischen effizienten und transparenten Ideal einer Geschlechterdemokratie und der Realität, in der Gender Mainstreaming „Worthülse“ und „Lippenbekenntnis“ bleibe.
Soweit können die etwas über 120 Seiten überzeugen. Auch Thorsten Faas Beitrag zu virtuellen Wahlforschung, der als „außerhalb des Schwerpunktes“ aufgenommen wurde, muss dabei erwähnt werden. Warum aber die virtuelle Präsenz von Botschaften in Berlin untersucht wird? Das erschließt sich nicht. Auch schmälert die etwas stiefmütterliche Behandlung des Verlages den guten Eindruck. Das Kursbuch Internet und Politik 2003 erschien im August 2004.