Die Studie „Politische Partizipation in Deutschland“ der Bertelsmann-Stiftung untersucht die politische Partizipation der Bürgerinnen und Bürger und stützt sich dabei auf eine repräsentative Umfrage zu Themen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. politik-digital.de hat sich die Ergebnisse der Untersuchung angesehen.

„Da Globalerklärungen nicht weiterhelfen, insbesondere aber der unklare Ausgangsbegriff so wenig empirische Überprüfungsmöglichkeiten bietet, haben wir eine empirische Studie über die Art und den Umfang der Beteiligung der Bürger am politischen Prozess der Bundesrepublik erstellt. In dieser Studie soll das Wünschenswerte und das Realistische dargestellt werden – und dies bereits im theoretischen Teil. Danach werden die Ergebnisse der Partizipationsforschung kompakt beschrieben – also auch das Messbare, soweit die eingesetzten Methoden dies erlauben. Schließlich liefern die Ergebnisse der Umfrage eine reale Datengrundlage aktueller Einstellungen und Beteiligungsmentalitäten der Bürger zu den multiplen Ausprägungen der Partizipation", so heißt es am Ende des Kapitels zur Politikverdrossenheit, was den Rahmen dessen absteckt, was diese Studie und ihre Aufbereitung durch die Bertelsmann-Stiftung leistet (zu bestellen auf der Homepage der Bertelsmann-Stiftung).

Ergebnisse

Die zusammengestellten Zahlen bieten einen umfassenden Überblick, der die Tendenz in der Gesellschaft verdeutlicht. Zusammenfassend ergibt sich, dass zwar keine absolute Zufriedenheit mit der Demokratie besteht, dies aber keine Abkehr von der Politik und der eigenen Gesellschaft impliziert. Die Kritikpunkte der Bürger an Gesellschaft und Politik werden dargestellt, aber auch die positiven Einschätzungen eingefangen. Es geht um die Beantwortung von Fragen zum politischen System allgemein und explizit zu Parteien. Untersucht werden auch spezielle Themen wie die Bereitschaft zur Übernahme eines politischen Amtes und individuelle Faktoren wie Zeit, Geld und Engagement.

Demografie der Partizipation

Die Gegenüberstellung der Geschlechter macht deutlich, dass Männer mehr Interesse an Politik und eine größere Bereitschaft zu politischem Engagement haben. Grundsätzlich wird auch auf Altersstrukturen eingegangen, wonach gerade junge Menschen weniger Interesse an Politik zeigen als ältere. Weit reichende Unterschiede zwischen Ost und West werden hingegen nicht deutlich. Differenzierungen nach dem Bildungsniveau zeigen deutlich eine Korrelation: Je höher der Bildungsabschluss, desto größer ist auch das Interesse an politischen Informationen, was als Ergänzung dazu verstanden werden kann, dass das Interesse an politischen Informationen insgesamt bei den ab 60jährigen am größten ist, die 18-24 Jahre alten Bürger das geringste Bedürfnis an Informationen zu haben scheinen.

Leider reicht die Untersuchung der politischen Partizipation in Deutschland nicht weit genug. Es wird viel um den Begriff herum geforscht und Partizipation und Partizipationsverhalten auf allen genannten Ebenen abgeklärt, elektronische Partizipation bleibt dabei aber ausgeblendet. Das ist schade, da man darauf hoffen kann, das in Zukunft die Partizipation nicht auf die konventionellen Medien beschränkt bleibt. Gerade dieser Bereich ist in anderen europäischen Ländern stärker vertreten und es wäre interessant gewesen, gerade über diesen Bereich eine Einschätzung durch die Bürger zu erhalten. So bleibt an dieser Stelle Partizipation auf die üblichen Wege reduziert. Neue Wege werden weder analysiert noch angestoßen.

Im Anhang der Studie liegt dem Leser der Fragenkatalog der Umfrage vor, ebenso wie die methodische Umsetzung. Damit erreicht die Studie ein hohes Maß an Transparenz und ermöglicht so eine eigene Interpretation der Ergebnisse, parallel zum immanenten Ausblick der Studie, der auf mehr Partizipation hoffen lässt.

Mit der Studie ‚Politische Partizipation in Deutschland’ ist der Bertelsmann-Stiftung ein weitreichendes Gesamtwerk gelungen, dass die politische Kultur und Teilbereiche politischer Partizipation beleuchtet und durch methodisch sauberes Arbeiten zur weiteren Nutzung geeignet ist.

Untersuchungsmethode

In der Untersuchung hat die Bertelsmann-Stiftung 1607 Wahlberechtigten Deutsche ab 18 Jahren befragt. Untersuchungsebenen sind dabei sowohl der Bund, als auch die Länder und Gemeinden und in Abgrenzung dazu die Europäische Union, mit der der Bürger sich noch immer am wenigsten verbunden fühlt. Erhoben wurden diese Daten von der Forschungsgruppe Wahlen/Telefonfeld im November 2004, untermauert werden die Ergebnisse durch die Arbeiten der Forschungsgruppe Wahlen/Politbarometer zwischen 1991 und 2004.