Galaktischer Senat und Rat der Jedi-Ritter
Endlich hat das Warten ein Ende. Nachdem die Originalversion ja schon seit einiger Zeit im Internet
kursierte, kommt nun die dunkle Bedrohung auch im Kino über Deutschland.
"Episode 1", zugleich Fortsetzung und Beginn der
"Star Wars"-Saga, erreicht die Kinosäle. Zahlreich waren die Kommentare zum Film, doch
dabei selten wohlwollend: Langweilig, hausbacken, einfallslos, enttäuschend – und, na gut,
erfolgreich. Unter den wenig schmeichelhaften Attributen für das vermeintliche Kino-Highlight
des Jahres fiel vor allem eines aus der Reihe: undemokratisch.
Bislang rief der millionenschwere Blockbuster nicht nur Fans und
Filmkritiker auf den Plan, auch
Kuratoren und Parodisten
hatten bereits ihren Spaß. Angesichts der opulenten
Bilderwelten von Regisseur George Lucas kommen Architekten, Stadtplaner und
Kostümkundler auf ihre Kosten. Und wer hätte es gedacht: selbst für die Politikwissenschaft ist
etwas dabei.
Allerdings haut das handlungstreibende Szenario des Handelskrieges schon im ausgehenden 20.
Jahrhundert unserer Galaxie kaum noch internationale Beziehungsforscher oder politische
Ökonomen vom Hocker. Die im Vorspann als Grund für den schwelenden Konflikt
beschriebenen Probleme der Besteuerung von Handelswegen ist schon jetzt ein Auslaufmodell.
Sogar auf unserem Planeten zerbricht man sich die Köpfe über kniffligeren Problemen beim
immateriellen Güterverkehr oder rufen die Tücken der Copyright-Gesetzgebung tiefe
Denkfalten auf die Stirn.
Und überhaupt: anderswo im Universum sind längst die praktischen Replikatoren en Vogue,
das Reisen erfolgt im Transporterstrahl und Wurmlöcher erlauben quadrantenweite Sprünge
über Milchstraßengrenzen hinweg. Die Vorstellung von besteuerbaren Handelswegen mit
Anfang und Ende erscheinen im Zeitalter von Hyperdrives, Pod Racern und Kampfrobotern
einigermaßen anachronistisch.
Und auch die Konstruktion des politischen Systems der "Republik" ist offenbar älteren Datums,
Auskunft gibt das offizielle StarWars-Manual.
Die beiden wesentlichen Säulen der galaktischen Sternenpolitik – der Galaktische Senat und
der Rat der Jedi-Ritter – residieren auf dem Verwaltungsplaneten "Coruscant". Der Planet gilt
als "Juwel der Kernwelten und als Zentrum des bekannten Universums. Beinahe die gesamte
Fläche des Planeten ist bedeckt von einer unendlichen Megalopolis, deren Fundamente schon
mit dem Beginn der Alten Republik gelegt wurden, vor mehr als tausend Generationen."
Der "Galaktische Senat" übernimmt die Rolle eines interplanetarischen Parlaments, in den jede
Mitgliedswelt der Republik Mitglieder entsenden kann. "Mehr als tausend Senatoren
versammeln sich regelmäßig im Kuppelsaal der Obersten Senatskammer, teilen ihre Einsichten,
diskutieren Probleme und bringen Lösungen auf den Weg." Dabei herrscht strikte
Gleichberechtigung: "Jede Welt ist im Senat repräsentiert und auch der kleinste Planet kann
eine Petition einreichen, um seine Stimme zu Gehör zu bringen."
Dem Senat zur Seite steht der Rat der Jedi-Ritter, deren zwölf Mitglieder sich im
Balkonzimmer hoch über dem Stadtplaneten versammeln: "Der Tempel steht innerhalb einer
Ansammlung niedriger Gebäude, die sich ehrfurchtsvoll um den majestätischen Bau der
Jedi-Kaste gruppieren. Sowohl die Jedi Meister, Ritter und Schüler (Padawans) haben ihre
Quartiere innerhalb des Tempels, nahe bei den Trainingshallen." Die Rolle der Jedis hat Jürgen
Kaube in der FAZ recht treffend als Synthese aus Cowboy, Mönch und Unternehmensberater
charakterisiert. In der Tat ist es eine Hauptaufgabe des Jedi Rates, "die Aktivitäten ihrer
weitreisenden Abgesandten zu planen und zu beurteilen. Über Tausende von Jahren waren die
Jedi-Ritter Hüter von Frieden und Gerechtigkeit in der ganzen Galaxie."
In diese Symbiose aus leicht schwerfälliger galaktischer Planetenvertretung und "think tank" mit
direktem Draht zur "Macht" tritt in Gestalt des stets als Hologramm auftretenden Bösewichtes
"Darth Sidious" der Störfaktor, der das über Generationen gewachsene Gefüge aus dem
Gleichgewicht bringen will. Zunutze macht er sich dabei die stets mächtiger werdende
Bürokratie, die die weiterhin eifrig diskutierende Abgeordnetenversammlung lähmt.
gleich weiter mit: Episode 2 – Der politische Prozeß