"Höher, schneller, weiter"- die Sportarten werden
immer professioneller in ihren Techniken. Doch können die drei Maximen
der olympischen Spiele auch
auf die virtuelle Präsentation im Netz angewandt werden?
Zwar gibt es eine riesige Auswahl an Kategorien und Links, so dass ein Surfer, der ein bisschen
olympische Luft schnuppern will, fast von einer Informationswelle überrollt wird, aber so
richtig ausgeschöpft sind die technischen Möglichkeiten noch nicht.
Damit Sie zwischen virtueller Bondi-Beach und Aquacenter nicht verloren gehen, gibt es hier
einen Trainingsplan für digitale Olympioniken.
Das Beste daran; man muss sich nicht zu inhumanen Zeiten aus den Federn quälen um einen Blick
auf die athletische Welt werfen zu können, diese Informationen sind, trotz unterschiedlicher
Zeitzonen, immer verfügbar…!
Olympisches Feuer
Die Seiten wurden nicht erst mit Beginn der Wettkämpfe aktiv, seit Mai konnten
interessierte Surfer die Route der
olympischen Flamme
tagtäglich von Ort zu Ort auf einer Karte verfolgen und Hintergrundinformationen über
die Flammenträger abrufen. Leider gibt es nur wenige Bilder, die Surfer müssen
sich mit dem gescannten Landkarten- Ausschnitt zufrieden geben, denn auch die einzelnen Städte,
durch welche das Olympische Feuer getragen wurde, sind nicht verlinkt.
News
Die letzten Neuigkeiten über Siege,
Medallien und Platzierungen sind auf der Startseite angesiedelt. Dort findet man alle aktuellen Ergebnisse
der Wettkämpfe in tabellarischer Form. Ein Fenster von minimaler Größe versucht
Live-Impressionen zu vermitteln, doch diese, alle zweiminütig wechselnden, Bilder
sind so klein, dass Einzelheiten nur sehr schwer zu erkennen sind.
Ansonsten gibt es nur Informationen in Textform, die auf der Homepage groß angekündigten
Web-Cams sind "not available".
Die Stadt
Diejenigen, die auf der anderen Hälfte der Welthalbkugel geblieben sind und die
Olympischen Spiele nur mit Hilfe von modernster Satellitentechnik erleben können, haben
im Netz die Möglichkeit, den fünften Kontinent kennen zu lernen.
Der Gastgeber Australien präsentiert sich mit drei virtuellen
Rundgängen;Sydney,
Melbourne und
"Down under".
Doch enttäuscht das Angebot beim näheren Hinsehen, denn, obwohl die Spiele im
Jahre 2000 mit modernster Technik ausgetragen werden, finden sich außer den endlos ladenden
Panorama-Bildern nur ein paar Digitalfotos über den Alltag und das Nachtleben verschiedener Städte.
Eine andere Frage ist auch, ob die Wettervohersage
der Wettkampfmetropole die Zuhausegebliebenen überhaupt interessiert, denn richtig virtuell
partizipieren können sie sowieso nicht…!
Gut gelungen ist allerdings der Kultur-/ Restaurant- und Nightlife Ratgeber
ür Sydney und Umgebung. Selbst den fanatischsten Anhänger der athletischen Wettkämpfe
dürstet es irgendwann nach einer Party-Pause. Dieser Touri-Guide wird durch Insidertipps von
diversen bekannten Personen der Stadt aufgepeppt, die auf den
"my Sydney"
-Seiten ihre ganz besonderes Stadt durch allerlei Links offenbaren.
Die Sportarten
Die Sportarten haben ebenfalls ihren eigenen Bereich, von
Bogenschießen bis
Wrestling reicht die Liste.
Jede Disziplin hat ein Auswahlmenu für die Regeln, ihre Geschichte, die zu beherrschenden Techniken und
die aktuellen Termine. So können die surfenden Amateursportler sich bis ins kleinste Detail über
ihre Lieblingssportart informieren und selbst zumindest in der Theorie Profis werden.
Darüber hinaus kann eine Karte
mit allen Veranstaltungsorten eingesehen werden, die über die Distanz zwischen
olympischem Park und den Orten Auskunft
gibt und informiert, wie man von Sydney am schnellsten zu diesen Austragungsorten kommt.
Per Mausklick gelangt man in die verschiedenen Stadien und kann sich alle wichtigen
Informationen sowie einige Fotos anschauen.
Wer wissen möchte, wo die Athleten während der zweiwöchigen Wettkämpfe wohnen und was
sie in ihrer knapp bemessenen Freizeit machen können, außer trainieren, trainieren, trainieren,
erfährt es auf der Karte des
olympischen Dorfs, die allerdings leider keine Fotos für die Surfer bereithält.
Family
Einen ganz besonderen Aufruf sozialer Natur macht das "Sydney Organizing Committee for the Olympic Games"
mit ihrem "Samsung Athletes’
Family Host 2000 Program". Die Initiatoren des Programms möchten,
dass auch die finanziell schlechter gestellten Familien der Athleten die Sportler auf diesem
wichtigen Wettbewerb begleiten und unterstützen können.
Damit das realisiert werden kann, lädt das Komitee alle Einwohner, die in der Nähe des
olympischen Parks wohnen, ein, sich als Gastfamilie zu bewerben und eine Person bei sich
aufzunehmen. Sie locken mit dem Versprechen, dass diese Tage "die spannendeste Zeit des
ganzen Lebens" werden . Ob das stimmt, kann man nicht voraussagen, aber interessant wird
es bestimmt allemal.
Leider ist es nicht möglich, etwas über die Erfolge dieser Aktion zu
erfahren, da die Informationen nicht aktualisiert wurden und der Beginn der Spiele bei diesem
Link noch bevor steht…!
Fans
Natürlich darf auch die Fangemeinde bei solchen Ereignissen nicht zu kurz kommen.
Besonders gelungen ist der Mail-Service
von IBM.
Ganz bequem vom heimischen Computer aus können Grüße und virtuelle Unterstützung
über den Pazifik geschickt werden.
Entweder an einen bestimmten Athleten,
ein Team oder an eine ganze
partizipierende Nation in Australien.
Wem das nicht genug ist, der kann auf einer
Weltkarte mit Länderauswahl
alle wichtigen Fakten über die einzelnen Nationen und ihre olympische Geschichte nachlesen.
Kommunikation
Mehr Daten und Fakten gibt es im Athleten-Archiv,
auch Links zu den privaten Sportler-Seiten sind vorhanden.
Schilderungen zu persönlichen Erlebnissen und Eindrücken bei den Wettkämpfen werden die Surfer
auf den Homepages vergeblich suchen, diese hat das IOC den Sportlern strikt verboten, freie Meinungsäußerung
im 21. Jahrhundert? Bei den Olympischen Spielen ist Zensur noch lange nicht vorbei…!
Natürlich haben die Fans auch hier die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten
per Chat auszutauschen, jedes Land hat seine eigene virtuelle
Fan Community.
Allerdings muss man schon Glück haben, um auf andere Fans zu treffen, denn die Communities weisen bis jetzt
sehr magere Mitgliederzahlen auf.
Dafür sind die internationalen
"olympic chats"
ganz gut besucht – vielleicht vermitteln sie ja für Chatter die Grundidee der olympischen
Spiele; "friedliche Völkerverständigung und ein harmonisches Miteinander".
Wer der Olympia-Droge total verfallen ist, kann sich zusätzlich noch seine Tagesration per
Newsletter ins e-Mail Postfach kommen lassen.
Kids
Nach soviel ernsten Olympia-Infos braucht der erschöpfte Surfer ein wenig Erholung,
die findet er auf den Kinderseiten.
Dort einmal hingeklickt, wird man so schnell nicht mehr wegkommen, egal, ob "kid" oder nicht!
Nicht nur die knalligen Farben ziehen magisch an, auch die Aufteilung der Rubriken in vier
verschiedene Zonen machen neugierig auf das, was sich dort wohl alles verstecken mag.
Zum Beispiel in der blauen
Sportszone,
wo einige Athleten ihren langen Weg bis zur Olympiade schildern und die kleinen Surfer ihre olympischen Erlebnisse
per Mail mitteilen können.
Das Spiel sport scramblers zieht
durch seine Einfachheit magisch an; man muss versuchen, möglichst schnell die virtuellen Athleten
mit ihrem Zubehör auszurüsten.
In der Worldzone geht es
primär um die Völkerverständigung, die Kinder verschiedenster Nationen sollen sich
spielerisch näher kommen.
Jeder, der andere kennen lernen möchte oder einfach nur ein paar witzige Sachen sehen will,
kann auf Olly’s olympic Joke Jam
klicken und Fantasie-Tier Millie
allerlei Fragen über die olympischen Spiele stellen.
Auch die Greenzone ist einen Mausklick
wert, dort erfahren die Jugendlichen alles über Umweltschutz und Recycling. Damit dies nicht zu
trocken und theoretisch bleibt, kann das Erlernte gleich praktisch bei einem Spiel angewandt werden.
Die Krönung bildet die Aktion
Froschteich,
dort gibt es genaue Anleitungen, wie man die heimkehrenden Eltern mit einem selbstangelegten
Teich erfreuen kann…!
Technik, Wissenschaft und Architektur bilden den Schwerpunkt der vierten und letzten Zone.
Hier in der Technozone können sich
die Architekten von morgen kreativ austoben, denn die Macher der Seiten rufen die Kids auf, eigene
Stadien für die zukünftigen Olympischen Spiele zu entwerfen.
Den besten Projekten winkt eine Veröffentlichung auf der Kinder-Homepage sowie diverse Auszeichnungen.
Paralympics
Die im Oktober beginnden Paralympics
sind hier mit einigen Seiten vertreten. Doch ist das Angebot bis jetzt ziemlich dürftig.
Die Seiten sind zwar sehr schön in schwarz-blau gestaltet, aber außer Informationen, die den
Kauf der Tickets und die Organisation der Spiele betreffen, können die interessierten Surfer
keine konkreten Dinge erfahren.
Bis zum Beginn der Paralympics wird sich das hoffentlich ändern, denn gerade für Fans dieser
Spiele würde eine reale Reise nach Australien oftmals mit großen Problemen verbunden sein,
so dass sie auf die ohnehin schmale Berichterstattung der Medien per TV und Netz angewiesen sein werden.
Tickets
Der Ticket-Kauf per Mausklick ist
eher nicht zu empfehlen, es gibt nur sehr wenige verfügbare Tickets, so dass auf den Seiten
darauf verwiesen wird, die Eintrittskarten lieber ganz real mit einem Gang an die Ticketstände
zu erwerben.
Dafür sollen online ordentlich Souvenirs
und Geschenke geordert werden. Hier hätte man sich ein paar originellere Aktionen, zum Beispiel
eine Versteigerung von Starutensilien zugunsten eines wohltätigen Zwecks erhofft. Leider ist
auch auf der offiziellen Olympiahomepage der olympische Geist dem schnöden Mammon gewichen.
Fazit: Sydney 2000 – real schon auf der Zielgraden ins 21. Jahrhundert, virtuell noch in den
Startlöchern.
Aber es gibt einen Trost, die nächste Olympiade kommt bestimmt…!