Sechs Wochen vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen findet auch
im Netz auf den Homepages der Parteien eine Menge statt. Fast alle Spitzenkandidaten haben eine
eigene Homepage mit speziellen Wahlkampfevents.
Die Diskussion um Greencards für ausländische Computerspezialisten wird zurzeit kontrovers geführt,
vor allem Jürgen Rüttgers hat sich mit der
umstrittenen Parole "Kinder statt Inder" in die Debatte
eingemischt. Mit einer Bildungsoffensive im IT-Bereich möchte der frühere "Zukunftsminister"
die Fachkräfte im eigenen Land ausbilden und sie nicht aus dem Ausland holen.
Doch vielleicht fände der Spitzenkandidat der CDU in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Augenblick sogar
selbst Gefallen an externen Fachkräften – wenn sie seinem Internetauftritt unter
juergenruettgers.de ein wenig
mehr Zukunft einhauchen würden. Außer einer Webcam, die das Büro des
Spitzenkandidaten und seiner Mitarbeiter zeigt, ist das Angebot eher
gewöhnlich. Der Spitzenkandidat wird vorgestellt, die Reden und das
Wahlprogramm stehen zum Download bereit und die e-mail-Adresse von
Jürgen Rüttgers lässt sich abrufen. Einen Anfang zur Bildungsoffensive
leistet die CDU NRW jedoch schon selbst mit einem Link auf knowledge.de, das zwar von einer
Werbeagentur veranstaltet, jedoch von der CDU in NRW gesponsort wird.
Moderner und übersichtlicher gestaltet, inhaltlich jedoch auch nichts neues bietend, präsentiert sich
Wolfgang Clement im Internet. Leider gibt es kein Forum, in dem sich
die User zu verschiedenen Themen äußern können. Angeboten wird allein ein Feedback-Formular, mit dem
die Webmaster zu Kritik oder Lob zu der Website aufrufen. Positiv ist jedoch, dass die Informationen
nicht seitenlang aufgeführt sind, sondern kurz und prägnant den Nutzer informieren und zu bestimmten
Standpunkten Clements Auskunft geben. Außerdem gibt es einen Newsletter, der jedem Interessierten auf
Wunsch regelmäßig zugeschickt wird.
Viel besser als die Parteifreunde in anderen Bundesländern zeigt sich die
FDP NRW im Netz. Unter dem Motto NRWbrauchtTempo.de"
(siehe Interview mit Fritz Goergen, Wahlkampfleiter der FDP: in NRW)
sind die Liberalen mit Spitzenkandidat Jürgen W. Möllemann seit dem 1.März in den virtuellen
Wahlkampf gezogen. Nicht nur die technischen Effekte sind fortschrittlich, auch inhaltlich
bietet das Angebot einige Neuigkeiten. Zum Beispiel wird die Interaktivität dieses Jahr bei
der FDP groß geschrieben. Beim Tempotest kann man seine Standpunkte überprüfen und inwiefern
diese mit denen der FDP konform gehen. Außerdem kann jeder User einen Tipp abgeben, wie viel
Prozent der Stimmen die FDP am 14.Mai bekommen wird, und derjenige der am besten schätzt,
gewinnt einen Fallschirmsprung mit Jürgen W. Möllemann. Nach einer Koalitionsaussage sucht
man jedoch auch im Netz vergeblich, Möllemann hält sich beide Wege offen. Auf der Liste kann
man fast jeden Namen anklicken, und so werden auch die anderen Kandidaten ausführlich vorgestellt.
Die Grünen sind wie auch schon in Schleswig-Holstein im WWW gut auf den
Wahlkampf vorbereitet: Programm, Kandidatenliste und ein Newsletter-Service sind in einem übersichtlichen Layout
zusammengestellt und absolut zukunftsweisend. Auf der Seite des Spitzenkandidaten
Michael Vesper wird er in einem modernen
Layout vorgestellt und auch die direkte e-mail Adresse ist aufgeführt.
Bärbel Hoehn, die Spitzenkandidatin
neben Michael Vesper stellt sich ebenso auf einer eigenen Homepage vor.
Hier gibt es auch ein Gästebuch, in dem sich die User zu allen Themen äußern
können. Mit der Sprüchesammlung beweist die derzeitige Umweltministerin Humor im Wahlkampf.
Als Webangebot, das einen besonderen Wert auf die bevorstehende Landtagswahl legt, kann man
die Homepage der PDS-NRW nicht bezeichnen: Zwar wird auf das
Wahlprogramm, auf die Landesliste verlinkt, und auch auf die Direktkandidaten verlinkt,
jedoch müssen letztere noch vervollständigt werden.
Die Rechten scheint der digitale Wahlkampf noch nicht zu interessieren: Die NPD wünscht auf Ihrer Seite noch ein
frohes Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2000. Ähnlich sieht es bei der DVU in NRW aus, die Homepage bietet
noch keine Inhalte, sonder einzig und allein eine e-mail-Adresse. Die Repunblikaner haben sich zwar auf die Wahl im Mai
auch digital vorbereitet: sie rufen zu Unterstützungsunterschriften auf, damit sie an der Landtagswahl teilnehmen
können. Das letzte Update auf der Site fand allerdings Mitte Februar statt.
Insgesamt zeigen die etablierten Parteien jedoch, dass sie dem Internet-Wahlkampf immer mehr an Bedeutung zumessen.
Die etablierten Parteien arbeiten für ihre spezielle Wahlkampfseite mit großen Internet-Agenturen zusammen und
besonders der FDP ist es gelungen, ein umfassendes Webangebot zu schaffen, dass dem User auch noch Spaß macht.