Am 2. und 3. Februar 2000 werden
die Studierenden der Universität Osnabrück anlässlichder
Wahlen zum Studierendenparlament und zu den Fachschaften die Gelegenheit
haben, nebendem traditionellen Urnengang ihr Votum mit voller Rechtsgültigkeit
auch über das Internet abgeben zu können.
Erste rechtskräftige Wahl im Internet

 

Am 2.und 3. Februar 2000 hatten die Studierenden der Universität Osnabrück anlässlich der Wahlen zum
Studierendenparlament und zu den Fachschaften die Gelegenheit, neben dem traditionellen Urnengang
ihr Votum mit voller Rechtsgültigkeit auch über das Internet abgeben zu können. In zehnmonatiger
Entwicklungszeit wurde von der Forschungsgruppe Internetwahlen eine Software und ein
Hochsicherheitsverfahren entwickelt, die eine sichere und verlässliche Wahl im Internet gewährleisten sollen.

Die Forschungsgruppe, ein Zusammenschluss von Forschern und
Industriepartnern unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Otten (siehe Interview), hat sich
vor allem zum Ziel gesetzt, ein Verfahren zu entwickeln und zu testen, mit dem das Internet verantwortbar für
Wahlzwecke genutzt werden kann. Um die Sicherheit zu garantieren, benutzt das Internetwahlverfahren für
die Feststellung der Personenechtheit eine von der Hochsicherheitsvergabestelle TC Trustcenter entwickelte
digitale Signatur mit einer Verschlüsselungstiefe von 1024 bit. Ein besonderes Verfahren der Anonymisierung
sichert die strikte Geheimhaltung der Stimmabgabe im Internet.

Die Wahlsoftware sorgt dafür, dass der Wähler nichts weiter zu tun hat, als mittels des eigens entwickelten
Browsers ins virtuelle Wahllokal zu surfen. Dort weist ihn die Software mit der digitalen Unterschrift aus, nimmt
die Stimmzettel in Empfang und ermöglicht das Wählen durch einen Mausklick. Daraufhin wird der
Stimmzettel digital in einen Umschlag gelegt, versiegelt und in der virtuellen Wahlurne deponiert. Der
Wahlbrowser nimmt selbständig Kontakt zu dem Wahlamt-Rechner der Universität auf und führt die
Prozeduren automatisch durch. Viel schneller als der Gang zur Wahlurne ist die Stimme im Netz abgegeben:
Je nach Belastung dauert die Wahl auf Mausklick 30 Sekunden bis eine Minute.

Die Stimmen wurden in einem Wahl-Rechenzentrum gesammelt und bis zum Ende des Wahlzeitraums sicher
gelagert. Da Angriffe von Wahlfälschern und Hackern insbesondere auf die Wahlurne zielen, ist das System
der virtuellen Wahlurne durch eine Firewall geschützt und befindet sich zudem in einem angriffsicheren Tresorraum.
Alle Studierenden, die per Internet ihre Stimme abgeben möchten, haben eine Kryptokarte mit Signatur, ein
Lesegerät und eine CD-Rom mit der Wahlsoftware bekommen. Diese Hardware wurde zum größten Teil von
der Industrie gesponsort.

Die Wahl zum Studenten-Parlament war der erste Durchlauf für die Forschungsgruppe, denn auch die Wahl von
staatlichen Parlamenten erscheint ihr machbar. Erstes Ziel dafür ist die Wahl zum Europa-Parlament 2004,
die die Forschungsgruppe mit einer Reihe von Testläufen bei Kommunalwahlen in Deutschland, Frankreich,
Griechenland, Grossbritannien und Italien vorbereiten will.