"16 und 17jährige Jugendliche machen eine Ausbildung oder jobben neben der Schule, sie machen
ihren Urlaub allein und renovieren ihre Zimmer, sie genießen ihre Freiheiten und zeigen
Verantwortung für ihr Leben. Warum sollte diese Gruppe nicht auch politisch Verantwortung
tragen können?"

So oder ähnlich argumentieren die Jusos, wenn es um die Herabsetzung des Wahlberechtigtenalters
geht. Einen weiteren kleinen Schritt in diese Richtung hat nun die Landesregierung in
Nordrhein-Westfalen gemacht. Nachdem junge Wähler in Niedersachsen, Schleswig-Holstein,
Hessen, Mecklenburg-
Vorpommern und Sachsen-Anhalt es vorgemacht haben, dürfen nun auch
Jugendliche ab 16 in Nordrhein-Westfalen am politischen Geschehen in ihrer Stadt oder Gemeinde
teilnehmen. Bei der Kommunalwahl am 12. September haben sie die Möglichkeit, ihren Stimmzettel
auszufüllen und zur Wahlurne zu gehen.

Doch nicht nur für 300.000 Jugendlichen steht dieses Jahr eine Premiere an, auch öffentliche
Institutionen sind neue, digitale Wege gegangen, um die junge Zielgruppe vor ihrem
vermeintlichen "Lieblingsspielzeug" zu erreichen.
Der Landesverband der SPD in Nordrhein-Westfalen, das Ministerium für Schule, Weiterbildung,
Wissenschaft und Forschung und der
Jugendring NRW haben Web-Kampagnen ausgearbeitet, in der Hoffnung, so mehr Jungwähler zu
informieren.

Ohne oppositionelle Konkurrenz von der CDU geht der Landesverband der SPD ins Internet-Rennen und
es scheint, die SPD und ihre Jugendorganisationen hätten den Wink mit dem Mausklick verstanden:
Der Landesverband startete erfolgreich (siehe Interview) eine themenspezifische Kampagne im
Netz, die von der Multimedia-Agentur
barracuda digitale agentur aus Köln
produziert wurde.
Unter www.ab16.de präsentiert sich das Angebot in einem
ansprechenden Layout, welches zusätzlich eine ausgefallene aber perfekte Navigation bietet:
Nicht Themenleisten findet man am Bildschirmrand, sondern eine Grafik, die schon mal
witzig-ironisch daherkommt.
Inhaltlich setzt die Kampagne auf kurze Informationen und prägnante Antworten auf wichtige
Fragen, wie zum Beispiel "Wen darf ich wählen?" "Was bringt mir das?" und "Wählen – wie geht
das?"
Ganz wichtig ist den Verantwortlichen von www.ab16.de die Meinung der User, denn nicht allein
auf einer Seite rufen die Verantwortlichen zu Eigeninitiative und Verbesserungsvorschlägen auf.
Auch die Zielgruppe selbst kommt nicht zu kurz: Auf einer Seite äußern junge Wähler ihre
Meinung zu der Senkung des Wahlalters und den Wahlen. Hier loben alle ganz klar ihre neue
politische Verantwortung. Was man alles bewirken kann, wenn man die erst mal hat, können die
Web-Site-Besucher jede Woche neu unter dem Link "Projekt der Woche" begutachten. Auf Wunsch
kann der Website-Besucher einen wöchentlichen Newsletter anfordern, in dem er informiert wird,
was sich auf der Website und drumherum getan hat.

Nicht ganz so gut strukturiert und mit einem eher auf jung getrimmten Layout präsentiert das
Ministerium für Schule und Weiterbildung ihren Webauftritt zum Wahlrecht ab 16
(www.16plus.de). Dafür gibt es jedoch interaktive Möglichkeiten:
Zusammen mit der Agentur
WYSIWYG.de gibt die Redaktion dem User die Möglichkeit, bei
einem Quiz mitzumachen und dabei T-Shirts zu gewinnen, Jugendliche aus den 80iger Jahren
digital anzukleiden oder die Lebensgewohnheiten der damaligen Jugendbewegungen zu erraten.
Auch können die jungen Web-Site-Besucher schon bei den Erklärungen wählen: möchten sie kurze,
schnelle, einleuchtende Antworten auf ihre Fragen haben, oder geben sie sich erst mit
ausführlichen wissenschaftlichen Begründungen zufrieden. Für beide Bedürfnisse hat die
Web-Site etwas zu bieten.
Einen besonderen Service hält das Ministerium zusätzlich im Netz bereit: Eine Linkliste
verweist auf Web-Sites zu verschiedenen Themengebieten, wie zum Beispiel "Organisationen",
"Gesetze und mehr" und "Meinungen und Visionen". Für die Sorgfältigen unter den jungen
Wählern also genau das Richtige.

Ähnliche Informationen gibt es auch auf der Web-Site des Jugendrings NRW, der das Projekt
"Erstmal Kommunalwahl ab 16"
ins Leben gerufen hat. Allerdings sind die Seiten alles andere als professionell gestaltet und
die Rubriken in der Navigationszeile sind so ungeschickt
formuliert, dass ein schnelles Abrufen von Information nicht möglich ist.
Doch offensichtlich möchte der Kreisjugendring auch nicht in erster Linie informieren, sondern
Jugendliche ansprechen, die sich politisch engagieren wollen. Die WWW-Site ruft Jugendgruppen,
Klassen und Schülerzeitungen auf, ihre Wünsche, Ideen und Forderungen in Bezug auf die
Jugendarbeit in ihrer Stadt oder Gemeinde zu artikulieren. Diese sollen dann an Aktionstagen
auf Plakatwänden, Homepages und in Radiosendungen präsentiert werden. Somit lautet hier die
Devise: Seid aktiv!
Die drei websites sind untereinander verlinkt und bilden somit eine Plattform, die sowohl dem
User mit wenig Zeit, dem mit großem Interesse an Hintergründen als auch dem mit viel
Engagement passende Informationen liefert.

Nun, nach so viel Weboffensive, hoffen die Initiatoren natürlich auf ein entsprechendes Echo
der Jugendlichen in Form von einer hohen Wahlbeteiligung. Ob die Rechnung mit dem Netz
aufgeht, werden sie am 12.September ab 18 Uhr erfahren.