Knapp zwei Wochen vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern läuft der Wahlkampf auf Hochtouren. Der Online-Wahlkampf hingegen spielt bislang kaum eine Rolle. politik-digital.de wirft einen Blick auf den Internet-Auftritt der Parteien im nordöstlichsten Bundesland.

Mecklenburg-Vorpommern gilt nicht eben als Heimat der Internet-Jünger. Trotz überdurchschnittlicher Zuwachsraten gibt es in kaum einem anderen Bundesland prozentual weniger Internet-User. Ein Grund ist die vergleichsweise schlechte Breitbandversorgung: Vor allem bei höheren Bandbreiten und damit schnellen Internetverbindungen liegt Mecklenburg-Vorpommern deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
Doch kann sich heute keine große Partei mehr erlauben, gänzlich auf den Online-Wahlkampf zu verzichten. Diese Erkenntnis ist theoretisch auch in Mecklenburg-Vorpommern angekommen. Während sich jedoch z. B. die Linke noch auf das Notwendigste beschränkt, präsentieren sich CDU und Grüne passabel und zielgruppengerecht im Netz.

Die einzelnen Auftritte im Überblick:

SPD:

Die Partei des amtierenden Ministerpräsidenten Erwin Sellering wartet mit einer relativ klassisch aufgebauten Seite auf. Neben akutellen Meldungen findet sich eine Menüleiste u.a. mit einem aktuell gepflegten Kalender, Links auf das Wahlprogramm und die Abgeordneten. Verlinkt werden auch die Facebook-Seiten von Erwin Sellering und Manuela Schwesig, der Ministerin für Gesundheit, Arbeit und Soziales, sowie der SPD Mecklenburg-Vorpommern. Positiv zu bewerten sind der prominent platzierte Kontakt-Button und das leicht auffindbare Wahlprogramm, das auch als Hörbuch vorliegt. Verbesserungsfähig aber ist der etwas versteckte Verweis auf Sellerings eigene Homepage – Internet-Novizen dürften hier mehr Schwierigkeiten haben, sich zu orientieren, als bei einigen Konkurrenten des Ministerpräsidenten.

Sellerings Online-Auftritt jedoch macht wenig Lust auf mehr. Die konventionell konzipierte Seite beinhaltet kaum originelle oder interaktive Elemente und liefert nicht viel mehr als die notwendigen Informationen.
Auch die Facebook-Seiten der SPD Mecklenburg-Vorpommern und von Erwin Sellering sind wenig ansprechend. Zwar werden viele Fotos, Videos und Mitteilungen gepostet, dabei handelt es sich aber um Einbahnstraßenkommunikation, die Fragen in den Kommentaren bleiben zumeist unbeantwortet.
Wesentlich gelungener ist der Facebook-Auftritt der auch über die Landesgrenzen hinaus bekannten Ministerin und stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden Manuela Schwesig. Neben Pressemeldungen und Interviews finden sich dort auch individuelle Beiträge, Kommentare und Antworten auf Beiträge von Gästen.

CDU:

Die Startseite des Landesverbandes und die Kampagnenseite sind sehr klar strukturiert. Parteiprogramm und Kandidatenliste sind leicht zu finden, insgesamt ist die Seite so angelegt, dass man auf einen Blick das gesamte Angebot sieht und nicht scrollen muss. Die Parteiseite verlinkt auf die Facebook-Profile des Landesverbandes und des Spitzenkandidaten Lorenz Caffier. Der Terminkalender ist detailliert und aktuell befüllt.
Die Homepage des Spitzenkandidaten und amtierenden Innenministers Lorenz Caffier ist nach demselben Prinzip aufgebaut. Mit einem Klick erhält man die relevanten Informationen. Das klare Konzept erleichtert Ungeübten die Navigation, auch bei langsameren Internet-Verbindungen dürfte die Seite trotz vieler Bilder schnell laden. Das minimalistische Design wirkt auf der Kandidatenseite jedoch unpersönlich, zudem ist das Informationsangebot sehr überschaubar.

So gelungen das Homepage-Design ist, so schwach fällt der Umgang der CDU mit sozialen Medien aus: Auf den Facebook-Seiten des Landesverbandes und des Spitzenkandidaten Caffier werden hauptsächlich Zeitungsberichte und Standard-Texte gepostet, ein Meinungsaustausch findet nicht statt. Negativ fällt auch auf, dass der Twitter-Account des CDU-Landesverbandes im April verstummte und Lorenz Caffier den Fragen auf abgeordnetenwatch.de bislang keine Beachtung schenkte.

 

FDP:

Der Online-Auftritt der Liberalen in Mecklenburg-Vorpommern richtet sich an versierte Nutzer, die Struktur ist nicht unmittelbar ersichtlich. Positiv fällt auf der Startseite der Landespartei ein Eingabefeld für Kommentare und Fragen auf. Die FDP in Mecklenburg-Vorpommern hat eine eigene Facebook-Seite, auf die man auch über die Wahlkampfseite der Partei gelangen kann.
Die Kampagnenseite ist ordentlich gestaltet. Nicht versierte Nutzer und politisch Unerfahrene werden aber ihre Schwierigkeiten haben und aktiv suchen müssen, um beispielsweise etwas über Spitzenkandidat Gino Leonhard zu erfahren.

Der Kandidat Leonhard selbst hat nur eine einzelne Unterseite, die sehr sparsam mit Informationen umgeht, dafür aber unter einem großen Bild ein Kontaktformular anbietet.
Die Facebook-Aktivitäten beschränken sich auf das Einstellen von Texten, Fotos und Wahlplakaten. Ein Meinungsaustausch findet nicht statt. Der Facebook-Account von Gino Leonhard ist nicht verlinkt.

 

Linke:

Die Google-Suche führt zur Kampagnen-Seite.
Dort finden sich neben Fotos des Spitzenkandidaten und einem Wahlspot-Video viele Artikel und Bilder sowie eine Kalender-Verlinkung. Mit einem Klick gelangt man zu den Kandidaten und dem Wahlprogramm. Der Terminkalender ist aktuell, aber unübersichtlicher als bei der Konkurrenz.

Die Homepage von Spitzenkandidat Helmut Holter ist nur über mehrere Klicks zu erreichen und ebenso informationsarm wie die seines FDP-Kollegen Leonhard.
Der Facebook-Link auf der Homepage führt ebenso wie der YouTube-Link zum Account der Bundespartei. Es also keine eigenen Auftritte der Landespartei.
Der Auftritt des Landesverbandes ist leidlich: Man findet viele Meldungen, immerhin oft einige einleitende Worte, er wird nicht nur nach dem Copy&Paste-Prinzip bespielt. Jedoch findet kaum ein Meinungsaustausch oder Dialog statt.
Weder auf der nicht verlinkten Facebook-Seite der Landespartei noch auf der des Kandidaten Holter gibt es einen Austausch mit den Wählern, es werden hauptsächlich Artikel, Videos und Fotos gepostet.

Grüne:

Die Seite des Landesverbandes wirkt zunächst unaufgeräumt, ist auf den zweiten Blick jedoch klassisch angeordnet. Die Kampagnen-Seite ist eine Unterseite mit den üblichen Inhalten (Meldungen, Programm, Landesliste, Grün-O-Mat, etc.) und klarer strukturiert. Das Wahlprogramm kann in Gänze oder kapitelweise eingesehen werden.
Vereinfacht wird die Navigation durch die unten angehängte Sitemap und einen Navigationsbalken, der dem Besucher anzeigt, auf welcher Unterseite er sich jeweils befindet.

Auf der Startseite findet sich als interaktives Element der Grün-O-Mat, welcher sich am Wahl-O-Mat orientiert. Die Homepage der Spitzenkandidatin Silke Gajek ist eine Unterseite der Kampagnenseite und hat dieselbe klare Struktur. Infos zu Person und Beruf stehen direkt auf der Seite, sind allerdings sehr kurz gehalten. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird die bereits aus anderen Landtagswahlkämpfen dieses Jahres bekannte 3-Tage-Wach-Aktion vor der Wahl stattfinden. Dafür werden die Grünen vom 1. bis zum 4. September rund um die Uhr im Livestream auf der Kampagnenseite Fragen aus dem Chat oder per Telefon beantworten.
Auf den Facebook-Seiten des Landesverbandes und von Silke Gajek sind viele Zeitungsartikel und Videos gepostet. Positiv hervorzuheben ist, dass Gajek auch individuelle Posts und Antworten auf die Kommentare Anderer formuliert.
Professionell agieren die Grünen auf Twitter: Neben eigenen Tweets gibt es auch Retweets und Reaktionen auf andere Twitterer. 

 

NPD*

*Anmerkung: politik-digital.de ist eine parteiunabhängige und
neutrale Plattform. Solange die NPD im Landtag vertreten ist, bewerten
wir der Vollständigkeit halber auch diesen Online-Auftritt. Der Autor
des Artikels betont aber, dass die Beurteilung des NPD-Online-Auftritts
keinesfalls impliziert, dass es sich bei der NPD um eine mit den anderen
hier aufgeführten Parteien vergleichbare demokratische Partei handelt.

Die Suche nach der Partei-Homepage der NPD Mecklenburg-Vorpommerns führt direkt zur Kampagnen-Seite.
Die Partei-Homepage ist leicht verständlich strukturiert, neben der Navigation findet man eine Auflistung von Meldungen und Videos, direkte Kontakt-Möglichkeiten und einen Link auf Twitter.
Auch die Kampagnen-Seite ist auf einen Blick zu erfassen.

Relevante Informationen über Spitzenkandidat Udo Pastörs, weitere Kandidaten und das Parteiprogramm sind leicht auffindbar. Die NPD hat einen eigenen Wahl-O-Mat, genannt „Wahlkompass“, auf der Startseite platziert. Zentral ist ein Fragen-Modul eingebaut, mit dessen Hilfe Antworten des Spitzenkandidaten zu finden sind und eigene Fragen gestellt werden können. Die Homepage von Pastörs ist eine Unterseite und bietet wenige Informationen und keinen Mehrwert.
Den Social-Media-Bereich deckt die Partei nicht mit einem Facebook-Account von Pastörs ab, stattdessen gibt es eine „Gemeinschaftsseite über Udo Pastörs“. Dort finden sich viele Einträge und Kommentare, eine direkte Kommunikation mit Pastörs oder Parteioffiziellen findet jedoch nicht statt, ebenso wenig über den NPD-MV-Twitter-Account, der hauptsächlich Pressemeldungen tweetet.

Fazit:

Das Fazit fällt schlicht aus wie die Auftritte selbst:
Insgesamt haben die Parteien nicht mehr als das Mindestmaß erfüllt. Bei allen Parteien sind das Wahlprogramm und die Landesliste leicht auffindbar. In den Details unterscheiden sie sich aber erheblich. Die Homepage der CDU ist schnell und gut verständlich. Der Auftritt der Grünen wirkt durchdacht: Einerseits gibt es die etwas unübersichtliche Partei-Seite für online-affine Stammwähler, andererseits eine klar strukturierte Kampagnenseite für den Erstkontakt. Der Online-Auftritt der SPD ist mittelmäßig. Die Homepages der FDP und der Linken laden nicht zum Informieren oder gar Verweilen ein. Die Homepage der NPD ist übersichtlich und leicht verständlich gestaltet.

Am auffälligsten sind die Unterschiede zwischen den Mecklenburg-vorpommerschen Parteien bei den Social Media-Aktivitäten. Die Grünen punkten bei Twitter und mit dem Facebook-Auftritt der Kandidatin Gajek, die SPD mit der prominenten Manuela Schwesig bei Facebook. Die anderen Parteien liefern nicht mehr als das Nötigste – so gewinnt man online keine neuen Wähler! Angesichts der angesprochenen geringen Internet-Nutzerzahlen in dem Bundesland war es nicht anders zu erwarten, als dass die Parteien in Mecklenburg-Vorpommern stärker als z. B. in Berlin auf den Offline-Wahlkampf setzen.

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