Polit-World-of-Warcraft vom EU-Parlament, Deutsche wollen mehr offene Regierungsdaten haben (aber nicht nutzen), schwedische Piraten helfen WikiLeaks, der politische Klick soll untergehen und ein Redakteur ergoogelt sein Leben: Die interessantesten Netzwelt-Links der Woche.
Spielerischer Einblick ins EU-Parlament
Im Auftrag des EU-Parlaments wird das Online-Spiel "Citzalia" entwickelt. Im virtuellen Brüssel, Straßburg oder Luxemburg kann man über wichtige EU-Themen debattieren und beim Gesetzgebungsprozess mitspielen. Es soll sogar einen direkten Draht zu Abgeordneten geben. Die Verbindung aus Rollenspiel, sozialem Netzwerk und 3D-Welt (wie u.a. bei World of Warcraft) will den Bürgern mehr Einsicht und Verständnis für die Arbeit der EU-Parlamentarier vermitteln.
Die Mehrheit der Deutschen will mehr offene Regierungsdaten. Laut einer aktuellen forsa-Umfrage erhoffen sich die Bürger dadurch mehr Transparenz in der Politik und bessere Kontrolle der Regierung. Mehr Informationen würden mehr Vertrauen schaffen, wie zeit.de berichtet. Interessant ist, dass ein Großteil der Befragten theoretisch zwar für mehr Open Data eintritt, aber der geringste Teil diese Daten auch wirklich einsehen oder nutzen würde.
WikiLeaks bekommt Asyl von Piraten
Schwedens Piraten schützen in Zukunft die Daten der Enthüllungsplattform WikiLeaks. Die „Piratpartiet“ stellt WikiLeaks dazu kostenlosen Speicherplatz auf ihren Servern zur Verfügung. Außerdem bieten die nordischen Piraten Julian Assanges Organisation Bandbreite an, um die immer größer werdenden Datenmengen schnell transportieren zu können, wie welt.de berichtet. In Schweden genießen Quellen von Journalisten besonderen Schutz – und von den Servern einer politischen Partei erhofft sich Wikileaks offenbar noch mehr Sicherheit.
Pseudopolitisches Engagement – nur einen Klick entfernt
Was passiert, wenn man politischen Aktivismus mit Marketing kreuzt, prophezeit Micah White im Freitag. Klicktivismus nennt der Autor Aktionen, die z.B. über Massen-E-Mails an Abgeordnete oder Online-Petitionen Politik verändern wollen. Das Wetteifern um die bloße Klickrate und den besten Slogan ersetze laut White aber die reale politische Aktivität. Langzeitig entstehe dadurch Desinteresse und Passivität. Im Kampf um die besten Werbestrategien werde soziale Kritik zu einem Konsumgut degradiert. Allerdings sei der Klicktivismus dem Untergang geweiht und es gebe eine Rückkehr zur marketingfreien politischen Protesten, so White weiter.
Welche Daten über mich sind online verfügbar und wie ändert sich das mit der Einführung von Google Streetview? Diesen Fragen geht Zeit-Redakteur Thomas Fischermann auf den Grund und googelt sich selbst. Obwohl Google die Widerspruchsfrist für Streetview verlängert hat, greift Michaela von Aichberger per Cartoon zur satirischen Selbsthilfe: Je höher Zaun und Hecke, desto besser die Abschottung. Alle anderen können hier bis zum 15. Oktober 2010 Widerspruch einreichen.
Unter Mitarbeit von Dominique Roth.