Der Amoklauf eines 17-Jährigen im baden-württembergischen Winnenden war das Topthema der Fernsehnachrichten im März, wie der InfoMonitor des Instituts IFEM, Köln, ermittelt hat. Die vier Hauptnachrichten von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 berichteten zusammen 159 Minuten über dieses Thema.

Breiten Raum nahmen im März neben dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs (94 Minuten) erneut Finanz- und Wirtschaftsthemen ein: das Themenfeld Finanzkrise/Banken mit 95 Minuten, die Opelkrise mit 76 Minuten, die Wirtschaftskrise mit 72 Minuten und die Abwrackprämie mit 20 Minuten. Insgesamt betrug der Umfang der mit der Wirtschaftskrise zusammenhängenden Themen unter den Top-10 damit fast 4,5 Stunden (263 Minuten). Unter die Top-10 fielen außerdem folgende Themen: die Datenaffäre bei der Deutschen Bahn, die Verurteilung des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus wegen seines Skiunfalls und seine Rückkehr in die Politik, der Inzestprozess gegen Josef Fritzl in Österreich sowie die Polizeipanne bei der DNA-Spur eines vermeintlichen „Phantommörders“.

Top-10 Themen in TV-Hauptnachrichten
Untersuchungszeitraum: 1.3.-31.3.2009
Untersuchte Sendungen: Tagesschau (20 Uhr); heute (19 Uhr); RTL aktuell; Sat.1 Nachrichten.
Quelle: IFEM, Köln. Grafik: politik-digital.de 

Typische Unterschiede in der Gewichtung einzelner Themen durch die Nachrichtensendungen zeigen sich unter anderem beim Thema Finanzkrise/Banken, das in der „Tagesschau“ und in „heute“ Platz 1 bzw. 2 einnahm, bei RTL und Sat.1 hingegen auf Platz 5 rangierte. Der Fritzl-Prozess erreichte bei „RTL aktuell“ und bei den „Sat.1 Nachrichten“ Rang 6, bei ARD und ZDF keine Platzierung unter den ersten Zehn. Umgekehrt tauchten die Afrika-Reise des Papstes und seine umstrittenen Äußerungen zu Kondomen in der Aidsprophylaxe bei RTL und Sat.1 anders als bei „Tagesschau“ und „heute“ nicht unter den Top-10 auf.

Die Nachrichtenmagazine „Tagesthemen“ und „heute-journal“ berichteten über alle Topthemen aus dem Wirtschaftsbereich umfangreicher als die Hauptnachrichtensendungen. Schwerpunkte gab es außerdem u.a. bei den Themen Althaus-Verurteilung/Rückkehr in die Politik, Koalitionsstreitigkeiten sowie Daten-Affäre bei der Deutschen Bahn. Die „Tagesthemen“ berichteten intensiver als die anderen Sendungen über die Wirtschaftskrise; das „heute-journal“ intensiver u.a. über die Lage in Afghanistan und den Ärzteprotest gegen die Honorarreform.

CDU mit stärkster Nachrichtenpräsenz

Im März wurden mit 1053 Politikerauftritten in den Fernsehnachrichten deutlich mehr Auftritte registriert als im Vormonat. Davon profitierte in erster Linie die CDU (504 gegenüber 348), weniger stark die SPD (310 gegenüber 245). Die Linke erreichte mit 33 Auftritten eine etwa doppelt so hohe Präsenz wie im Februar. Fast alle anderen Parteien mussten Rückgänge hinnehmen, am stärksten die CSU (124 gegenüber 179). Die FDP hatte 47 Auftritte, B90/Grüne 23 und die NPD elf.

Parteienpräsenz in TV-Nachrichten
Untersuchungszeitraum: 1.3.-31.3.2009
Insgesamt 1053 Politikerpräsentationen (genannt, gezeigt oder O-Ton).
Untersuchte Sendungen: Tagesschau (20 Uhr); heute (19 Uhr); RTL aktuell; Sat.1 Nachrichten;Tagesthemen; heute-journal.
Quelle: IFEM, Köln. Grafik: politik-digital.de

Die Top-20-Liste der am häufigsten in den Nachrichten präsenten Politiker wird wie in den Vormonaten angeführt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (169 Auftritte). Vom dritten auf den zweiten Rang schob sich Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (62 Auftritte). Unter den Top-20 findet sich vor allem im Zusammenhang mit seiner Berliner Rede auch Bundespräsident Horst Köhler (37 Auftritte).

Top-20 Politikerpräsenz in TV-Nachrichten
Untersuchungszeitraum: 1.3.-31.3.2009
Insgesamt 1053 Politikerpräsentationen (genannt, gezeigt oder O-Ton).
Untersuchte Sendungen: Tagesschau (20 Uhr); heute (19 Uhr); RTL aktuell; Sat.1 Nachrichten;Tagesthemen; heute-journal.
Quelle: IFEM, Köln. Grafik: politik-digital.de


Weiterhin hoher Anteil an Wirtschaftsthemen

Auffallend ist im Monat März der in allen Nachrichtensendungen deutlich höhere Anteil des Themas Kriminalität, der vor allem aus der umfangreichen Berichterstattung über den Amoklauf von Winnenden resultiert. Dadurch gab es Verschiebungen bei den anderen Themenfeldern. Insgesamt spiegelt sich jedoch auch im März der große Stellenwert von Themen, die mit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise zusammenhängen, in einem hohen Wirtschaftsanteil am gesamten Nachrichtenangebot aller untersuchten Sendungen.

„Tagesthemen“ und „heute-journal“ wiesen mit jeweils 15 Prozent (entspricht jeweils 4 Minuten pro Ausgabe) die höchsten Wirtschaftsanteile auf; bei „Tagesschau“ und „heute“ entfielen auf Wirtschaft jeweils 12 Prozent. Die „Sat.1 Nachrichten“ berichteten mit einem Anteil von 10 Prozent deutlich weniger als im Februar über wirtschaftliche Belange, hatten jedoch erneut einen höheren Anteil als „RTL aktuell“ (9 Prozent).

Obwohl Kriminalität in allen Nachrichtensendungen höhere Anteile aufwies, zeigen sich an diesem Thema typische Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Angeboten: Bei „RTL aktuell“ und „Sat.1 Nachrichten“ stieg der Kriminalitätsanteil im März auf jeweils 15 Prozent, während er in den Angeboten von ARD und ZDF bei 9 bzw. 10 Prozent lag.

Themenstruktur in TV-Nachrichten (Sendezeitanteile in Prozent)
Untersuchungszeitraum: 1.3.-31.3.2009
Untersuchte Sendungen: Tagesschau (20 Uhr); heute (19 Uhr); RTL aktuell; Sat.1 Nachrichten;Tagesthemen; heute-journal.
Quelle: IFEM, Köln. Grafik: politik-digital.de

Themenstruktur in TV-Nachrichten (Sendeminuten pro Ausgabe)
Untersuchungszeitraum: 1.3.-31.3.2009
Untersuchte Sendungen: Tagesschau (20 Uhr); heute (19 Uhr); RTL aktuell; Sat.1 Nachrichten;Tagesthemen; heute-journal.
Quelle: IFEM, Köln. Grafik: politik-digital.de

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