Der Protest gegen die Parlamentswahlen in Moldawien kam auch mit Hilfe von Handy und SMS und – nach deren Abschaltung – Internetdiensten zustande. Von der gewaltsamen Erstürmung von Parlament und Präsidentenpalast berichteten Moldawier in Webvideos und dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Bei den Protesten kamen viele Menschen über Handys und SMS zusammen; nachdem die Netze abgeschaltet worden waren, wurde auf Twitter umgesattelt: Internetnutzer wurden so aktuell informiert und auf dem Laufenden gehalten, Youtube-Videos stellten zudem das Geschehen vor Ort beinahe in Echtzeit dar. Am Schauplatz der Proteste gab es damit keine staatliche Deutungshoheit mehr – die Protestierenden selbst konnten der Welt via Internet das Ausmaß der Gewalt kund tun.
So kamen auch die Nachrichtenagenturen wie Reuters und BBC letztlich auf Twitter und Youtube als aktuellste Nachrichtenmedien. Vom Handy über Twitter und Youtube, fanden damit die Berichte Eingang in die klassischen Nachrichten: Revolution 2.0.
Eine Übersicht über den Twitter-Traffic findet sich hier.
Die demokratische Opposition wirft den Wahlgewinnern Wahlfälschung vor
und versucht, sie zu Zugeständnissen zu zwingen. In Vorhersagen waren
den Kommunisten maximal 30 Prozent der Stimmen zugerechnet, bei der Abstimmung erzielten
sie deutlich über 50 Prozent und gewannen.
Ich halte die Rolle von Twitter in diesem Kontext für überbewertet. Tatsächlich wurden die Proteste wohl vor allem über Facebook gestartet und dann der Aufruf über SMS verbreitet.
Die einzige echte Rolle die Twitter gespielt hat, war am Tag der Proteste dafür zu sorgen, dass Links zu Seiten mit Fotos und Videos schneller bekannt wurden. Der Traffic von #pman steht nur dafür, dass diese Sachen weltweit reproduziert wurden, kaum aber in der Republik Moldau. Und das Abschalten der Telekommunikation betraf zwischenzeitlich sowohl Mobiltelefone als auch das Internet in Moldau, so dass hier nicht davon gesprochen werden kann, dass Twitter SMSe oder den Mobilfunk ersetzt hat.
Direkt vom Geschehen haben eigentlich nur 2-3 Menschen berichtet, der Rest war vor allem Weiterverbreitung von externen Informationen und nach kurzer Zeit auch ganz viel Rauschen.
PS.: Ich habe das Geschehen live auf Twitter, Facebook, Youtube, und anderen Seiten auf Englisch und Rumänisch verfolgt, vom Tag vor den Protesten und auch danach.