Das war er also nun – der Auftakt ins Superwahljahr 2009. Thorsten Schäfer Gümbel hat in Hessen verloren, was niemanden wirklich überrascht hat. Roland Koch darf in sein elftes Jahr als Ministerpräsident gehen. Die FDP und die Grünen profitieren vom großen Frust, der ihnen die Wähler von den "großen" Parteien zugetrieben hat. Also alles beim Alten?
Was hat Thorsten Schäfer-Gümbel nicht alles versucht, um seinen etwas sperrigen Namen bekannt zu machen. Natürlich hat er Gemeindehallen und Schulaulen besucht, selbstverständlich sah man ihn auf Marktplätzen und "unter den Menschen" am Wahlwerbestand. Und ganz bestimmt hat er auch irgendwo in Hessen rote SPD-Rosen an glückliche Frauen verteilt, die die Blume mehr schätzen als die politische Botschaft, die in ihr steckte. Aber, TSG hat auch getwittert, er hat sein Facebook- und sein wer-kennt-wen-Profil gepflegt. Er hat seine Youtube-Botschaften mit der Bitte um Anmerkungen und Fragen durch das Netz gejagt und er hat gechattet. Er hat die gar-nicht-mehr-so-neuen Medien genutzt, wie kaum ein anderer vor ihm.
Vergeblich? Die Forschungsgruppe Wahlen hat am Wahlabend Zahlen genannt, die auf den ersten Blick ernüchternd auf den Webwahlkämpfer wirken müssten: Die SPD hat bei den unter 30 Jahre alten Wählern 19 Prozent verloren, unter den 31 bis 49jährigen 17 Prozent. Das ist genau die Zielgruppe, die als webaffin und netzpolitik-interessiert gilt. Darüber, ob es nun mit oder ohne Webwahlkampf mehr oder weniger hohe Verluste geworden wären, sollen die Statistiker und Polittheoretiker streiten. Das Entscheidende ist: Schäfer-Gümbel hat es gemacht – und viele werden sich diesen Weg genau angucken.
"Ganz sicher nicht. Die Hessen sind zwar sehr selbstbewusst, aber nicht größenwahnsinnig", sagte Schäfer-Gümbel im Interview mit politik-digital.de auf die Frage, ob er der Hessen-Obama sei und nannte es "einen lustigen Vergleich". Aber: es war noch nie so viel Obama in Deutschland wie mit Schäfer-Gümbel. Auch wenn das Ende für den Kandidaten nicht so happy ist, wie für den künftigen US-Präsidenten, der Mann aus dem Landkreis Gießen hat Zeichen gesetzt.
So kann es weiter gehen. Es war ein Auftakt nach Maß für das Super(web)wahljahr 2009.
Ein paar Videos bei YouTube, ein Blog und etwas twittern macht noch keinen Obama-Wahlkampf. All diese Tools sind lediglich die Spitze des Eisbergs, das, was wir alle sehen. Ein Matchbox-Auto hat auch Türen, Fenster und ein lenkrad, aber man kann nun mal nicht damit fahren. Warum ist poldi hier so oberflächlich? Die Obama-Kampagne geht viel tiefer und ist in Deutschland schon allein aus Gründen des Datenschutzes undenkbar.
Hallo Stefan, danke für das Feedback. Wenn ich Stefan Gehrke richtig verstanden habe, dann ist seine Aussage, dass es bislang mit TSG noch nie so viel Obama in Deutschland gab. Nicht, dass Schäfer-Gümbel einen Obama-Wahlkampf geführt hätte. Zu Übertragbarkeit von Obamas Kampagne auf Deutschland habe ich auch vor einigen Monaten hier schon etwas geschrieben:
http://www.politik-digital.de/wahl-onlinekampagne-usa-deutschland-vergleich-thesen