50 Millionen Dollar will es sich die Air Force der USA in den kommenden Jahren kosten lassen, ihre elektronischen Informationssysteme sicherer zu machen. Nach zahlreichen Attacken vor allem aus China sollen Angriffe zukünftig mit einem Großaufgebot von neuartigen Sicherungsmaßnahmen zurückgeschlagen werden. Die Ausschreibung der US-Luftwaffe  benennt die Probleme offen.

Dieser Tage berichten Newsweek und Financial Times über Hacker-Attacken auf die Netzwerke des Weißen Hauses sowie der Obama- und McCain-Kampagne. Bereits im September 2007 musste das Pentagon einräumen, dass chinesische Hacker, die angeblich dem chinesischen Militär zugerechnet werden, in das Informationssystem des Verteidigungsministeriums eindrangen. Es sollen sogar E-Mails des Ministers entwendet worden sein.

Offiziell freilich dementiert die chinesische Regierung die Beteiligung an jeder Form krimineller Angriffe auf Computersysteme. Nun reagiert das Department of the Air Force mit einer Ausschreibung. Insgesamt 50 Mio. Dollar sollen in den kommenden Jahren ausgegeben werden, um im Cyberspace die Lufthoheit zurück zu erobern.

Katz und Maus

Mit erstaunlicher Offenheit beschreibt die offizielle Ausschreibung mit dem Titel „Integrated Cyber Defense & Support Technologies“ die desaströse Unterlegenheit der angegriffenen Netzwerke. Sie reagierten lediglich auf Angriffe, die Hacker seien immer einen Schritt voraus. "Für kurze Zeit durchbrechen sie erfolgreich eine Wand, dann baut man die Wand wieder auf", so wurde von der Financial Times jüngst ein hoher US-Beamter zitiert, der ungenannt bleiben will. So ist die Entwicklung einer „proaktiven“ und „antizipierenden“ Verteidigungsstrategie auch als übergeordnetes Ziel einer neuen „Strategic Cyber Defense“ formuliert. Es klingt ein wenig nach Zweckoptimismus, wenn trotzig gefordert wird die Gesetze des Cyperspace neu zu schreiben – schließlich sei das Internet ja auch nur „menschengemacht“.


Konkrete Maßnahmen

Auf 13 Seiten werden in der Ausschreibung die Ziele und technische Spezifikationen formuliert. Dazu gehört die Rückverfolgung der Hacker, ihre geografische Ortung, Entwicklung von Indikatoren zur frühzeitigen Warnung vor einem Angriff, ein „Everything hopping“ (sich schnell rekonfigurierende Systeme und Parameter) oder auch „polymorphe“ Kommunikationswege. Erwartet wird nicht weniger, als die Entwicklung eines intelligenten Systems, das in der Lage ist, aus Fehlern zu lernen und sich selbst bei Fehlern oder Angriffen zu regenerieren. Zudem soll es in der Lage sein, nicht nur automatisch auf Angriffe zu reagieren, sondern dabei auch noch den inhaltlichen Vorgaben der Air Force zu folgen.

Schlagabtausch im Cyberspace

Der Cyberspace ist längst zum modernen Schlachtfeld geworden ist. Es geht um den Zugang zu militärischen Geheimnissen, genauso wie um das Penetrieren von Kommunikations- und damit auch Kommando-Kanälen während eines kriegerischen Ernstfalls. Manch einer mag es als ein Treppenwitz der Geschichte empfinden, dass ausgerechnet die Air Force nun um das Schließen von Sicherheitslücken in seinen Netzwerken ringt; schließlich war es das US-Militär, dass ganz maßgeblich an der frühen Entwicklung des Internets beteiligt war.
Noch bis zum 1. Dezember können vorläufige Angebote für die ersten Maßnahmen-Block eingereicht werden.

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