Der US-Wahlkampf 2008 hat eine neue Debatte hervorgebracht. Fernab von Irak, Afghanistan und Energiepolitik geht es schlichtweg um die Frage: Darf im 21. Jahrhundert jemand Präsident werden, der kaum Kenntnisse der digitalen Welt hat? Der 71-jährige republikanische Präsidenschaftsbewerber John  McCain muss sich in dieser Frage harsche Kritik gefallen lassen.




Digitale Steinzeit

Anlass zur Kritik gab ein Artikel in der New York Times namens „Der analoge Kandidat“, der sich auf einen Text im Magazin Fortune aus dem Jahr 2006 bezog. Im Fortune-Artikel mussten verschiedenste Persönlichkeiten ihren Arbeitstag beschreiben. Darunter war auch John McCain, der sich selbstkritisch als „Neandertaler“ bezeichnete. Der San Francisco Chronicle veröffentlichte McCains Verteidigung. Er verstünde die Wichtigkeit von Internet, E-Mail und Blos sehr wohl, so der republikanische Präsidentschaftsbewerber: „I am forcing myself … let me put it this way, I am using the computer more and more every day.“ („Ich zwinge mich selbst…lassen sie es mich so sagen, ich nutze den Computer mehr und mehr jeden Tag.“). So weit, dass er schon Emails versende, sei er aber noch nicht. Vielmehr lasse er sich empfangene Mails von Mitarbeitern zeigen.


Technologiepolitik der Bewerber

Unter anderem aus diesen Zitaten und dem Kontrast zum Barack Obama, der auf häufig mit seinem internetfähigen BlackBerry-Mobiltelefon zu sehen ist, entwuchs eine Diskussion. Kann ein Kandidat ohne Interkenntnisse das Land von Silicon Valley, Microsoft, Google und Apple verstehen? Die amerikanischen Medien (MotherJones, Huffington Post und Cnet) machten sich eifrig daran, die technologischen Standpunkte der beiden Kandidaten zu vergleichen. Während Barack Obama durch seine gesamte Wahlkampfstrategie dazu verpflichtet ist, sehr konkrete Ziele zu nennen, hält sich John McCain im Unklaren. So dreht sich McCains Technologieprogramm vornehmlich um allgemeine Wirtschafts- denn um Technologiepolitik, indem er Steuersenkungen und Marktliberalisierung verspricht.


König von YouTube

Einen kleinen Sieg hat John McCain im Kampf um das Internet jedoch erringen können: Seine YouTube-Videos haben im Schnitt doppelt so viele Zuschauer wie die von Obama. Allerdings hat Obamas Kanal mehr als fünf mal so viel Videos wie der seines Konkurrenten – und in der Regel werden die Videos des demokratischen Präsidentschaftsbewerbers von den Zuschauern auch wesentlich besser bewertet.

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