Das Internet könnte das Teehaus als traditionelles Forum türkischer Politikdiskussion in Deutschland ablösen. Wie wichtig es für junge Deutschtürken geworden ist, zeigte die Forschungsgruppe „Politisches Potential des Internets“ der Uni Münster auf ihrer Tagung am 3. und 4. Juli. Auf Seiten wie www.politikcity.de tauschen türkische Migranten sich über spezifische politische Themen aus – und das meist auf deutsch.
Kann eine Integration stattfinden, wenn sich Migranten nur in der eigenen Gruppe bewegen? Diese Frage kam schon in den 70er Jahren auf und ist angesichts der anhaltenden Diskussion über Parallelgesellschaften noch immer aktuell. Ja, und zwar über das Internet, lautet die Antwort einer Forschungsgruppe der Universität Münster.
Erste Ergebnisse der Forschungsgruppe „Politisches Potential des Internets“ zeigen, dass gerade junge Deutschtürken das Internet für politische Zwecke nutzen. Während die Auflage der Tageszeitung Hürriyet in Deutschland noch schneller einbricht als die ihrer deutschen Pendants, steigt der Wert des Internet als Informationsquelle junger Deutschtürken. In der Onlinebefragung unter 313 Migranten gab die große Mehrheit der Türken an, dass die Nutzung des Internets zu einer allgemein wachsenden Auseinandersetzung mit politischen Themen führe. So würden durch die Möglichkeiten der Online-Information auch offline verstärkt politische Diskussionen stattfinden.
Dabei fehlt den Usern oft ein spezielles, deutschtürkisches Angebot. Da sie sich von der öffentlichen Diskussion ausgeschlossen fühlen, ziehen sie sich in die eigene Gruppe zurück. Diese ist im Internet durch Foren, Blogs und Nachrichtenseiten repräsentiert. Eine Länderpräferenz lässt sich jedoch nicht feststellen, vielmehr steigt das Interesse am politischen Geschehen sowohl Deutschlands als auch der Türkei. Mit 60 Prozent überwiegt die Diskussionssprache Deutsch. Im Gegensatz zum Teehaus.