Zwei Blackberries und viel zu sagen: Wer sich mit Ammar Bakkar, dem Chefredakteur von Alarabiya.net trifft, der spürt, dass hier ein echter Macher vor einem steht. Noch bis vor kurzem organisierte der Journalist, der lange für viele arabische Medien gearbeitet hat, nebenbei ein Wissenschaftsprogramm – der Titel: Der 11. September aus arabischer Perspektive. Jetzt widmet sich der Mittvierziger mit der grau-schwarzen Stoppelfrisur voll seinem Job als Chefredakteur.
Doch über Terrorismus muss er auch heute noch nachdenken – jetzt vor allem online.

 

Beinahe täglich wird seine
Nachrichten-Plattform Alarabiya.net von Hakern angegriffen. Doch ist
ein ordinärer Hacker auch schon ein Online-Terrorist?

Mit
der Definition fängt es an

Antworten
auf diese Frage suchte Bakkar, Chefredakteur
eines der größten Nachrichtenportale im
arabisch-sprachigen Raum, bei seinem Deutschland-Besuch. Doch
wer schnelle Antworten wollte, wurde enttäuscht. Drei Tage
wälzten die Teilnehmer des Global Media Forums Begriffe
hin und her. Ammar Bakkar erklärt warum: „Ist ein
Online-Terrorist nur derjenige, der sich in mein Netzwerk einhackt
und zum Zweck einer Anschlagsplanung sensible Daten klaut? Oder
zählen dazu auch jene, die über dunkle Online-Kanäle
Geldtransfers an Terror-Gruppen abwickeln?"

Für
Bakkar müssen viele Dinge zusammenkommen, um jemanden
Online-Terrorist zu nennen: Wer gezielt im Netz um Anhänger
wirbt, wer Angst verbreitet und Hasspredigten streut, der sei
potentiell gefährlich. Doch nur wer dann auch noch über die
technischen Fertigkeiten verfüge, um seinen Worten Taten folgen
zu lassen, den würde Bakkar wirklich dazuzählen. „Wir
sollten uns auch davor hüten, jene, die Menschen in die Luft
sprengen, gleichzusetzen mit jenen, die Computer weltweit lahmlegen.
Terrorist ist nicht gleich Terrorist, schon gar nicht online."

Aber:
„Der Angriff auf sensible Webseiten und die Verbreitung von
Terrorismus-Propaganda ist ein reales Problem", sagt Bakkar. Doch
gerade in den vergangen zwei Jahren seien die Terroristen-Jäger
im Netz deutlich besser geworden. Bakkar zählt Großinvestitionen
in lernfähige Firewalls, neuartige Verfolgungs-Methoden von
Computer-Adressen auch über viele Zwischen-Server und nicht
zuletzt auch die höhere Sensibilität der Nutzer als Gründe
auf.

Das
freie Wort und der Kampf gegen Al-Kaida

Besonders
am Herzen liegt Bakkar aber, dass der Kampf gegen „den Feind im
Netz" nicht auf Kosten des freien Wortes geht. „Eines Tages
werden wir vor der Entscheidung stehen: Machen wir Online-Terroristen
durch immer mehr Beschränkungen im Netz mundtot, verlieren
dadurch aber ein großes Stück unserer eigenen Freiheit.
Oder finden wir einen Weg, wie wir beides in Einklang bringen." Die
aktuellen Trends im Netz machen Bakkar nachdenklich, denn der Kampf
gegen den Online-Terrorismus weltweit wird immer besser und
professioneller: „Aber bekommen wir dadurch auch eine freiere
Welt?"

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