Am Mittwoch, 9.4.08, waren Matthias Schlecker und Sebastian Basedow vom Hauptstadtblog zu Gast in der Blogsprechstunde von politik-digital.de und den Blogpiloten. Warum Berlin so charmant ist, was die BVG so spannend macht und wie sie mit ihrem Blog Stadtteile vernetzen – die Hauptstadtblogger geben Antworten.

 

Moderator: So, bei uns ist es jetzt 16:00 Uhr. Kurze Frage an unsere beiden Gäste: Können wir starten?

Matthias (HSB): Na klar! Hallo zusammen!

Sebastian (HSB): Gerne, kann losgehen!

 

Screenshot vom Hauptstadtblog

Lemo:
Was ist euer Lieblingsbezirk und warum?

Sebastian
(HSB)
: Ich wohne gerne in Pankow (ruhige Wohngegend mit Nähe
zur City), aber es gibt überall schöne Ecken.

Matthias
(HSB)
: Oh! Das ist natürlich eine schwierige Frage. Ich muss
salomonisch antworten, dass ich eigentlich keinen Lieblingsbezirk
habe, denn jeder Teil der Stadt hat sehr schöne
Ecken.

Schrippenkäufer: Warum
wollen so viele Menschen in Berlin wohnen?

Matthias
(HSB)
: Weil es hier das Hauptstadtblog gibt? 🙂

Sebastian
(HSB)
: Die einzige echte Großstadt in Deutschland?

Moderator:
Was gefällt euch denn am besten an Berlin? Matthias vielleicht
wieder zuerst?

Matthias
(HSB)
: Ach, Berlin, als ich damals zum Bewerbungsgespräch
nach Berlin kam, fühlte ich mich willkommen. Heute würde
ich sagen, dass es die Atmosphäre der Stadt ist. Und natürlcih
meine Freunde. Ich fühl
mich hier wohl.

Sebastian (HSB): Meine Freundin 😉

Barrr:
Wo geht ihr abends am liebsten in Berlin hin?

Matthias
(HSB)
: Das kommt ganz auf den Anlass an.

Moderator:
Und in welcher Gegend bist du da am Liebsten unterwegs?

Sebastian
(HSB)
: Prenzlauer Berg, Friedrichshain.

Matthias (HSB):
Aber für mich ist auch relevant, wie gut ich von Gesundbrunnen
aus hinkomme. Und das kann der Nollendorfplatz sein, das kann
Kreuzberg sein, Mitte, Friedrichshain oder auch Prenzlauer
Berg.

Jungleboogy: Was stört
euch denn am meisten an Berlin?

Sebastian
(HSB)
: Hundescheisse und die Menschen, die sich über
Hundescheisse aufregen.

Matthias
(HSB)
: 🙂 Dabei ist das Problem gar nicht so schlimm!

Moderator:
Und was stört dich dann am meisten, Matthias?

Matthias
(HSB)
: Das Nölen und Nörgeln ist manchmal etwas
schwermütig.

Sappa:
Gibt’s eine Chance, dass Neukölln und andere "Problembezirke
" sich mal bessern?

Sebastian (HSB): Meistens sind
ja nicht ganze Bezirke "problematisch", sondern bestimmte
Straßen und Plätze, ausserdem gibt es auch dort
Menschen, die sich wohlfühlen. Ich denke, dass die
Quartiersmanager schon gute Arbeit leisten.

Moderator:
Kommen wir zur politischen Ebene der Stadt:

Wowi:
Wie macht unser Bürgermeister seinen Job, was meint ihr? Gut
oder schlecht?

Matthias
(HSB)
: Sagen wir mal so: Wir haben ihn schon mal gesucht, weil
wir ihn vermisst
haben.

Sebastian
(HSB)
: Man hat das Gefühl, er ist mal zu präsent und
mal abgetaucht. Aber er wird häufig auch als Party-Bürgermeister
unterschätzt.

Matthias
(HSB)
: Er hat derzeit zumindest nicht diesen Populismus nötig,
den Herr Pflüger an den Tag legt.

Master22:
Soll der Flughafen in Tempelhof ausgebaut werden?

Matthias
(HSB)
: Nein!

Sebastian
(HSB)
: Wieso ausgebaut? Der wird doch geschlossen.

Kunde:
Habt ihr abends in Berlin Angst allein auf dem Nachhauseweg?

Sebastian
(HSB)
: Selten. Es gibt auch in Pankow einige Glatzköppe.

Matthias
(HSB)
: Ich fühle mich eigentlich nie unwohl, obwohl ich
oftmals mit Deutschlands gefährlichster U-Bahn in den Wedding
fahren muss.

WG-Seppl:
Werden die Mieten in Berlin auch mal wieder niedriger?

Matthias
(HSB)
: Darf ich in diesem Zusammenhang auf unsere heutige
Presseschau verweisen?

Sebastian
(HSB)
: Es ist ja ein niedriges Niveau im deutschlandweiten
Vergleich, aber dennoch sollte "sozialer Wohnungsbau" nicht
ausser Acht gelassen werden.

Matthias
(HSB)
: Zumal die Sozialwohnungen besonders teuer sind.

Moderator:
Kommen wir zum Hauptstadtblog:

Ferres:
Wie seid ihr zum Bloggen gekommen?

Matthias
(HSB)
: Ich kam zum Bloggen als ich in Frankreich im
Austauschsemester war. Ich wollte meinen Freunden von meinen
Erlebnissen berichten, aber explizit nicht lange E-Mails verfassen.
Da bot sich das Bloggen an. Später merkte ich, dass viel mehr
Leser mein Blog verfolgten, als ich Freunde habe.

Sebastian
(HSB)
: In meinem privaten Blog schreibe ich seit 2004 (ein
ehemaliger Kollege hat mich auf den Geschmack gebracht), beim
Hauptstadtblog seit Anfang 2006 – dank Matthias!

Matthias
(HSB)
: Als ich wieder zurück in Ingolstadt war, bloggte ich
einfach weiter.
Ja, Sebastian war
eine wirkliche Bereicherung fürs Hauptstadtblog.
Wir
sind ja viele Autoren und so können wir verschiedene Meinungen
abbilden. In
besondere Erinnerung ist mir noch Sebastians Artikel über das
Grüne Gold der
BVG
.

J-Cat:
Es gibt ja ganz schöne Altersunterschiede bei euch Bloggern,
wirkt sich das irgendwie aufs Blog aus?

Sebastian
(HSB)
: Ich glaube nicht, dass das Alter eine wichtige Rolle
spielt.

Matthias (HSB):
Eigentlich decken wir noch gar nicht das ganze Altersspektrum ab. Da
ist noch Luft nach oben und unten.

Moderator:
Wollt ihr euch junge Blogger im Team haben?

Sebastian
(HSB)
: Gerne! Und auch Ältere!

Matthias
(HSB)
: Jeder ist beim Hauptstadtblog willkommen. Wichtig ist uns,
dass jemand eine eigene Meinung hat und gut schreiben kann.

Will
Sagen:
Seht ihr Euch als "Sammelbecken" der Berliner
Stadtblogs, sozusagen als "Oberblog"?

Sebastian
(HSB)
: Hallo "Will Sagen", schön dass Du hier
bist! Wir wollen kein Oberblog sein! Es geht bei der Diskussion
darum, ob man die vielen Stadtteil- und Kiezblogs vernetzten kann, da
gibt es eine Menge Perlen.

Matthias
(HSB)
: Das Hauptstadtblog ist sicher ein Berliner Blog. Aber
nicht DAS Berliner Blog, auch wenn wir viele Leser haben.

Sebastian
(HSB)
: Wir vom HSB können ja immer nur einen kleinen
Ausschnitt zeigen.

Turner:
Wieso sind eigentlich so wenig Berliner im Hauptstadtblog?

Moderator:
Hier sind sicher "gebürtige" Berliner
gemeint.

Matthias (HSB):
Das hat sich so ergeben. Wir haben da nicht entsprechend gecastet. Es
dürfen auch Berliner mitschreiben, leider haben sich bislang
noch nicht so viele Berliner gemeldet. Wobei man sagen muss: Die
Themen und Inhalte werden nicht zentral festgelegt. Jeder darf
schreiben, worüber er möchte. Da sind die rund 20 Autoren
völlig frei, es gibt keine "Kontrolle".

huhu:
Gibts auch mal Streit bei euch im Team?

Sebastian
(HSB)
: Klar!

Matthias
(HSB)
: Als wir Anfang des Jahres den Relaunch diskutiert haben,
da gingen die Wogen hoch her. Es wollten ja viele Ansichten
berücksichtigt werden.

Kleene:
Kennt ihr Berlin-Blogger euch alle persönlich? Also trefft ihr
euch auch ab und zu "in echt"?

Matthias
(HSB)
: Da ist es schön zu sehen, wie wichtig den Autoren das
Hauptstadtblog ist. Über solche Themen diskutiren wir
gerne.

Sebastian (HSB):
Wir treffen uns etwa 1x Monat zu einem "Stammtisch", damit
wir uns auch beim Bier streiten können.

Moderator:
Und was besprecht ihr da so? Nur das Blog oder auch alles
andere?

Matthias (HSB):
Na, den allgemeinen Klatsch und Tratsch 🙂

Sebastian
(HSB)
: Schon auch einige Ideen, die längeren Vorlauf
brauchen.

Matthias (HSB):
Es ist eben ein gemütliches Zusammensein.

Will
Sagen:
Sprecht ihr die Beiträge denn gar nicht untereinander
ab, bevor sie veröffentlicht werden?

Matthias
(HSB)
: Nein. Es wird nicht abgestimmt. Allerdings lassen wir hin
und wieder einen anderen Autor drüberschauen. Vor allem wenn es
sich um kontroverse Themen handelt.
Aber
sonst ist, wie oben schon gesagt, jeder Autor frei.

Sebastian
(HSB)
: Rechtschreibung wird im Anschluss korrigiert 😉 Also in
den Beiträgen – nicht hier!

Matthias
(HSB)
: Oder Formatierungen. Da geht manchmal was in die Brüche,
aber das fixen wir dann.

Villi111:
Gab es schon mal Probleme mit Beiträgen von euch? Also
rechtliche Probleme?

Matthias
(HSB)
: Ich erhielt schon ein paar Anrufe, wo beispielsweise
Kommentatoren Aussagen gemacht haben, die nicht ganz glücklich
waren.

Sebastian (HSB):
Wir versuchen das aber im Allgemeinen schon im Vorfeld zu vermeiden,
was manchmal natürlich auch hinderlich sein kann.

Matthias
(HSB)
: Es kam auch schon ein Anwaltsbrief. Das war aber rund 2
Wochen nach dem Start des Hauptstadtblogs. Wir handhaben das ja auch
so, dass jeder Autor selbst für seine Inhalte haftet.

Sebastian
(HSB)
: Inzwischen sind aber eher manche Kommentare ein Problem,
weil da munter beleidigt wird und nach dem "Niggemeier-Urteil"
ist das ja nicht so ohne.

Matthias
(HSB)
: Da müssen wir dann schon manchmal gelbe und rote
Karten zeigen.

Moderator:
Nachfrage von Will Sagen:

Will
Sagen:
Haftet nicht letztlich der Betreiber der
Homepage?

Matthias
(HSB)
: Nein. Der Betreiber haftet nicht.
So
steht es zumindest in den Vereinbarungen, die der Betreiber mit den
einzelnen Autoren abgeschlossen hat.

Seena:
Lasst ihr auch externe Autoren zu? Oder muss man "Teil des
Teams" sein, um bei euch zu bloggen?

Sebastian
(HSB)
: Wir haben ab und zu schon "Gastbeiträge"
gehabt und wollen das auch verstärkt nutzen. Also, nur ran!

hugo:
Gibts bei euch einen richtigen "Chef" oder sind alle
gleich?

Sebastian (HSB): Ja, aber verrate ich
nicht!

Matthias (HSB): Wir versuchen das
Hauptstadtblog ziemlich basisdemokratisch zu gestalten. Das hat den
Vorteil, dass sich die Autoren stärker einbringen können
und am Ende stehen alle hinter einer Entscheidung.

Menelaos:
Wie viel Zeit steckt ihr jeder so in das Blog?

Matthias
(HSB)
: Ich denke, das sind schon einige Stunden die
Woche!

Sebastian (HSB): Ca. 5 Stunden die
Woche.
Manchmal auch weniger. Wir bloggen ja auch noch in unseren
eigenen Blogs.

Matthias (HSB): Aber allein so eine
Presseschau braucht ne gute Stunde.
Bis die Zeitungen ausgewertet
sind, die Themen sortiert und prägnant zusammengefasst, das
dauert.
Dann wollen die Diskussionen moderiert, neue Beiträge
geschrieben werden. Ganz schön anspruchsvoll für ein
Freizeitprojekt, das wir letztendlich deshalb
betreiben, weil es uns Spaß macht.

moppi:
Was interessiert euch neben dem Bloggen am meisten?

Sebastian
(HSB)
: Politik, Fußball…

Matthias (HSB):
Zum Interesse: Für mich ist es die Interaktion mit dem Leser,
die ich sehr spannend finde, und vor allem, wenn zusätzliche
Aspekte aufgeführt werden, die ich bisher noch nicht kannte.
Ach, die Frage heißt "neben dem Bloggen". 🙂 Nun, da
gibt es ja meine Dissertation über Credit Spreads!

Sebastian
(HSB)
: Kennst du nicht gell?

Moderator: Kannst du
Credit Spreads etwas ausführen :)?

Sebastian (HSB):
Bitte nicht!

Matthias (HSB): Wir können gerne mal
über meine Kapitalmarktstudie sprechen. Aber ich fürchte,
das würde etwas länger werden. Ich verweise mal auf meine
Homepage.

Will
Sagen:
Was macht ihr beruflich? (Also so etwa: Student,
Freelancer, Angestellter)

Sebastian
(HSB)
: Die Zustände wechseln. Ich beschäftige mich mit
eGovernment, eDemocracy und eParticipation.

Matthias (HSB):
Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für
Finanzierung und Investition und schreibe dort meine
Dissertation.

huhu: Hi ihr zwei!
Über welches Thema bloggt ihr am liebsten?

Matthias
(HSB)
: Ich finde öffentlichen Nahverkehr äußerst
spannend 🙂
Leider blogge ich dazu viel zu wenig.

Sebastian
(HSB)
: Ja, Matthias ist unser BVG-Blogger. Er müsste schon
eine Jahreskarte umsonst kriegen, eigentlich. Ich bin mehr
Allrounder, wie wir alle im HSB.

Matthias (HSB):
Andererseits interessiert sicherlich auch nicht soooo viele Leser,
warum die 485er S-Bahnen nicht nach Erkner fahren. 🙂

Sebastian
(HSB)
: Am liebsten schreibe ich – auch wenn´s pathetisch
klingt – über die schönen Dinge in Berlin.

Matthias
(HSB)
: Das hast du aber schön gesagt!

Lolli:
Was plant ihr noch so für das Blog?

Matthias (HSB):
Die letzte große Aktion war unser Relaunch, der sehr viel Zeit
und Energie gekostet hat. Jetzt wollen wir uns mal wieder aufs
Bloggen konzentrieren.

Sebastian (HSB): Aber wir haben
schon noch ein paar Ideen. Vieles sind auch technische Fragen. Z.B.
Content-Einbindung von anderen Seiten.

Matthias (HSB):
Aber für spannende Aktionen sind wir immer zu haben!

Sebastian
(HSB)
: Eine HSB-Lesung wollten wir schon immer mal
machen.

Matthias (HSB): Und eine Stadtralley!

hugo:
wo seht ihr das hsb in 10 jahren?

Matthias (HSB): Gibt
es dann noch Blogs?

Sebastian (HSB): Am
Blogger-Himmel!

Matthias (HSB): Letztendlich hängt
es immer von den Autoren ab. Von denen, die das Hauptstadtblog heute
machen und denen, die das Hauptstadtblog in 10 Jahren
machen.

Sebastian (HSB): auf den bermudas von meinem
mobilen endgerät in der sonnenbrille

Matthias (HSB):
Denn letztendlich entscheiden die Autoren durch ihre Beiträge,
welches "Gesicht" das Hauptstadtblog hat.

Will
Sagen:
Die Blogroll enthält ja nicht nur typische Kiez- und
Stadtteilblogs, wenn ich z. B. an wirres.net denke. Wäre
vielleicht eine gewisse Neuausrichtung, Richtungskorrektur oder
Bereinigung der Blogroll angebracht?

Matthias (HSB):
Die Blogroll enthält unsere subjektive Zusammenstellung von 25
Blogs, die den Autoren gefallen. Bei den Stammtischen überlegen
wir uns immer, wie wir aktualisieren wollen.
Kriterium ist: Das
Blog muss aus Berlin kommen.

Sebastian (HSB): Die
diskutierte "Vernetzung" der Stadtteilblogs sollte aus
meiner Sicht nicht über eine Blogroll gelöst
werden.

Moderator: So, das waren 60 Minuten
Blogsprechstunde. Vielen Dank an unsere Nutzer für die vielen
Fragen. Und ganz besonderen Dank an unsere Gäste Matthias
Schlecker und Sebastian Basedow. Das Protokoll dieses Chats können
Sie in Kürze auf den Seiten von politik-digital.de und bei den
Blogpiloten nachlesen. Das letzte Wort für heute haben unsere
Gäste, Matthias vielleicht zuerst:

Matthias (HSB):
Vielen Dank für den netten Plausch! Eine bonfortionöse
Erfindung, diese Chats!

Sebastian (HSB): Härtere
Strafen für Wiederholungstäter und Weltfrieden!

Matthias
(HSB)
: Bonfortionös ist ein typisches Berliner Wort.

Sebastian
(HSB)
: Danke!

Moderator: Das war unsere
Blogsprechstunde! Wir wünschen allen noch einen schönen
Abend!

Matthias (HSB): Winke Winke