Handy schlägt Mitmach-Internet: In fast allen Haushalten, in denen Kinder leben, gibt es einen Rechner mit Internetanschluss. Doch Teenager verschicken lieber SMS als zu bloggen. Das zeigen zwei Studien des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest.
Teenager plaudern gerne – im realen Leben und auch im Internet.
Das ist eines der Ergebnisse aus der jährlich erscheinenden
Studie „Jugend, Information, Multimedia“, kurz JIM, die
das Nutzungsverhalten der zwölf- bis 19jährigen betrachtet.
2006 gingen demnach etwa zwei Drittel der Teenager mehrmals in der
Woche online, Jungen (73 Prozent) waren dabei häufiger im Netz
unterwegs als Mädchen (65 Prozent).
Online wollen die Teens Kontakt zu ihren Freunden halten oder ihren
Bekanntenkreis erweitern. Besonders beliebt für digitale Gespräche
sind Instant Messanger wie ICQ oder MSN: Über die Hälfte
aller Jugendlichen (58 Prozent), die einen Internetzugang haben,
schreibt hier mehrmals pro Woche. Online-Chats sind weniger verbreitet.
Zwar geben 53 Prozent der Befragten an, gelegentlich mal einen Chatraum
zu besuchen, aber nur die Hälfte davon chattet regelmäßig.
In der Beliebtheitsskala folgt auf den virtuellen Plausch die Information:
Etwa ein Drittel der Teenager sucht regelmäßig nach Infos
für Schule und Beruf oder nach allgemeinen Nachrichten. Genauso
viele laden Musik aus dem Internet.
Handys sind beliebter als digitale Netzwerke
Weblogs und Online-Netzwerke wie Myspace und in Deutschland Studi-
bzw. SchülerVZ scheinen auf den ersten Blick dem Mitteilungsbedürfnis
der Jugendlichen entgegen zu kommen: Denn hier kann man per Mausklick
„Freunde“ finden, Kommentare schreiben, Fotos hochladen
und aller Welt zeigen, was für Musik und Filme man so mag –
ganz viel kommunizieren also. Tatsächlich übt laut der
JIM-Studie das Mitmach-Internet Web 2.0 auf die Jugendlichen jedoch
keinen allzu großen Reiz aus. Nur wenige führen ein eigenes
Weblog oder kommentieren in anderen Blogs, Jungen (10 Prozent) noch
eher als Mädchen (6 Prozent). Und beim Online-Anbieter MySpace
sind weniger Teenager unterwegs, als mancher annimmt: Nach Angaben
der Betreiber sind mehr als 80 Prozent der Nutzer älter als
18 Jahre.
Angesagt bei den Jugendlichen ist also eher die eine schnelle und
direkte Kommunikation, die dem Gespräch von Angesicht zu Angesicht
ähnelt. Dafür spricht auch, dass das Kommunikationsmedium
Nummer eins das Mobiltelfon ist: 94 Prozent der für die JIM-Studie
befragten Teenies besitzen ein eigenes Handy, über das sie
auch fleißig SMS verschicken und telefonieren. Mädchen
versenden dabei eher Kurznachrichten, während Jungen ihre Gesprächspartner
häufiger anrufen.
Die Großen chatten, die Kleinen spielen
Vor allem bei den ganz jungen Mediennutzern, bei Grundschülern
und jungen Teenagern, spielt das Handy eine größere Rolle
als der Computer: Laut der Studie „Kinder und Medien“ (KIM), die ebenfalls der Medienpädagogische
Forschungsverbund Südwest herausgibt, besitzt bereits über
ein Drittel der sechs- bis 13jährigen ein eigenes Handy. Der
Medienpädagoge Matthias Felling, der unter anderem für
das Informationsangebot Handysektor.de schreibt, vermutet: „Eltern
geben ihren Kindern häufig ein Handy mit, damit sie erreichbar
sind.“ Sehr häufig nutzen die Kinder ihr Mobiltelefon
nicht, nur 13 Prozent telefonieren jeden Tag, 24 Prozent ein- bis
mehrmals pro Woche.
Etwa 30 Prozent der Grundschüler und jungen Teenager, die
einen Rechner zu hause haben, sitzen täglich am PC. Während
die Großen sich zum Messanger-Chat verabreden, spielen die
Kleinen jedoch lieber Computerspiele. Weniger als die Hälfte
in dieser Altersgruppe geht mindestens einmal pro Woche online,
14 Prozent sind jeden Tag im Netz. Chaträume oder Foren besuchen
Grundschüler dabei nur selten – schließlich muss
man für das virtuelle Plaudern erstmal das Alphabet und die
Tastatur beherrschen, um bei der schnellen Kommunikation mithalten
zu können.
Sorgen, dass eine neue Generation von einsamen Sofasitzern heranwächst,
erscheinen angesichts der Studien-Ergebnisse unbegründet. Computer
und Internet sind für die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen
nur eine Beschäftigung unter vielen, eine weitere Möglichkeit,
sich mit anderen Menschen auszutauschen. Und besonders Jüngere
meinen, noch gut auf das weltweite Netz verzichten zu können.