Sven Karge ist Leiter des Fachbereiches Content beim Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. (eco) und Organisator des 5. Deutschen Anti-Spam-Kongresses am 5. September in Köln. Im Interview mit politik-digital.de spricht Karge über den mühsamen Kampf gegen weltweite Belästigungs-E-Mails.

 

politik-digital.de: Der Kongress in diesem Jahr steht unter
dem Motto „Ist das Internet noch zu retten“. Klingt
pessimistisch: Ist Internetnutzung ohne Spam überhaupt noch
denkbar?

Sven Karge, ecoSven
Karge:
Spam ist wie Grippe. Wenn Sie die haben, dann gehen
Sie in die Apotheke, kaufen sich Medikamente, legen sich drei Tage
hin, dann ist es wieder weg und dann kommt es mal wieder. Auf lange
Sicht kriegen wir alle das Problem ohne technische Lösungen,
also ohne, dass wir Spamfilter davor schalten, nicht weg. Man muss
bedenken, dass Spam 25 Prozent des E-Mail-Verkehrs ausmacht. Da
kommen Sie ohne technische Lösungen überhaupt nicht zurande.

Ihr Verband eco hat das europaweite Projekt „SpotSpam“
angestoßen. Was steckt dahinter?

Uns mangelt es gar nicht an der Rechtslage, sondern an der Rechtsdurchsetzung.
Spam ist ein internationales Problem. Deswegen haben wir mit „SpotSpam“
eine europäische Datenbank eingerichtet, damit zuständige
Behörden in ganz Europa darauf zugreifen und sich austauschen
können. Wir wollen quasi verhindern, dass die Holländer
und die Deutschen parallel an einer Sache arbeiten und jeder erfindet
das Rad neu. Stattdessen können sie sehen, wer welche Informationen
hat und sich gegenseitig helfen. Die Datenbank dient dazu, die Rechtsdurchsetzung
für die zuständigen Behörden zu erleichtern.

Woher kam der Gedanke zum Gipfel?

Vor fünf Jahren hatte ich die Idee, wir machen hier den ersten
Deutschen Anti-Spam-Kongress und jetzt geht ein Ruck durch die IT-Branche
und wir finden hier Lösungen, wir vernetzen uns hier international.
Ich habe mir echt gedacht, da tun sich die technischen Köpfe
global einfach zusammen und dann tauscht man sich auch mit den Behörden
aus und dann koordiniert alles und das kriegt man doch einfach hin:
Das war ziemlich naiv von mir.

Warum ist es so schwer, das Problem Spam in den Griff zu
bekommen?

Das Geschäft lohnt sich einfach! So wie sich Geldfälschung
lohnt und Betrug, lohnt sich auch Spam und deshalb wird es auch
immer welche geben, die da mitmachen. Aber alternativ zu sagen,
dann lassen wir es doch einfach, geht schon mal gar nicht, denn
dann können wir die E-Mail vergessen. Dann können wir
alle wieder zu Fax und reiner Post zurückkehren. Auch mit den
Anstrengungen, die heute unternommen werden: Dass wir Spam voll
und ganz eliminieren, dass wird einfach nicht klappen, denn Sie
werden auch Mord und Totschlag trotz Gesetzen nicht verhindern können.
Aber wir müssen darauf achten, dass wir das Spam-Ausmaß
ständig eindämmen.