Berlin und Potsdam sind die ersten Städte in Deutschland, in denen komplett von analoges auf digitales Fernsehen umgestellt wird. In der Region hat das digitale Zeitalter begonnen – die Zeit der Antennengucker wird schon bald passé sein.


Anfang November hat in Berlin und Potsdam das digitale Zeitalter begonnen. Als erste Städte in Deutschland soll dort nach und nach bis zur Berliner Funkausstellung Ende August 2003 das Antennen-Fernsehen komplett von analoge auf digitale Übertragung umgestellt werden, erklärt Hans Hege, Vorsitzender der
Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) das ehrgeizige Ziel.

Mit der digitalen Technik
DVB-T (Digital Video Broadcasting-Terrestrial) – Digitales Fernsehen über Antenne – können die Verbraucher in Zukunft bis zu 24 Programme via Antenne empfangen- das sogenannte
Überallfernsehen. Dafür ist aber ein Decoder notwendig, der im Fachhandel angeboten wird (Preise liegen zwischen 199 bis 500 Euro).

Der Zeitplan

Am 1. November werden zunächst die ersten beiden leistungsstarken Berliner TV-Kanäle digitalisiert (K 5 und 44) und bis Ende Februar 2003 mit den Programmen ARD, ORB, SFB/ B1, ZDF, ProSieben, RTL, RTL2 und Sat.1 belegt. Ab März 2003 stellen die bundesweiten privaten Programme in Berlin und Potsdam die analoge Verbreitung ein und sind dann nur noch digital empfangbar. Die öffentlich-rechtlichen Programme ARD, ORB, SFB1 und ZDF wechseln ab März 2003 digital auf andere leistungsstarke Kanäle, senden aber noch bis Sommer 2003 analog auf schwächeren Kanälen mit geringeren Reichweite parallel weiter. Im August 2003 wird in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg der vollständige Umstieg auf die Digital-TV vollzogen sein.

Situation in Berlin Brandenburg

Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg macht nur den Anfang. Bundesweit soll die digitale Technik bis 2010 den Standard der bisherigen guten alten Hausantennen-Übertragung ablösen. 1998 hatte die Bundesregierung beschlossen, bis dahin alle so genannten analogen Frequenzen abzuschalten. Die Umstellung erfolgt zunächst in Ballungsgebieten und wird dann schrittweise auf ganz Deutschland ausgeweitet (sog. “Insellösung). In Großstädten oder Ballungsräumen wie Berlin-Brandenburg ist die Zahl der „Antennengucker“ noch geringer als im Bundesdurchschnitt: Etwa 150 000 Haushalte – ca. sieben Prozent – nutzen hier ausschließlich Antennenempfang. Die weiteren Regionen werden voraussichtlich ab 2004 folgen.

Die DVB-T-Umstellung betrifft in erster Linie die Haushalte, die Fernsehen noch über Zimmer- oder Dachantenne empfangen. Dazu kommen noch die Antennennutzer mit Zweitgeräten in Haus und Wohnung bzw. im Garten- oder Wochenendhaus. Weil der Fernsehgenuss ein verankertes Grundrecht ist, können Empfänger von Sozialhilfe die Digital-Decoder oder Set-Top-Boxen zu günstigen Bedingungen leasen oder in Raten bezahlen. Die Kosten werden von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg zu drei Vierteln und den Sozialämtern zu einem Viertel getragen. Bedürftige Sozialhilfeempfänger können bereits beim zuständigen Sozialamt bereits einen Antrag stellen.

Allerdings gibt es in der praktischen Umstellung so einige Knackpunkte. Denn, obwohl der 1. November 2002 als Termin zur Einführung des terrestischen Digitalfernsehens lange vorher bekannt war, sind die Digital-Decoder vielerorts nicht im Fachhandel zu erhalten. Die Verkäufer entschuldigen sich mit „Lieferengpässen“. Immerhin hatten insgesamt 17 Hersteller angekündigt, etwa23 verschiedene Set-Top-Boxen anzubieten. Bislang fordert dieses „gut Ding“ also noch Weile. Für Fragen bietet die Medienanstalt gemeinsam mit den Sendebetreibern eine Hotline an: 01802-323999.

Bei Kabel- und Satelittenempfang bleibt zwar technisch alles beim Alten, aber nicht finanziell: Die Kabeltochter der Telekom hat nämlich die Gebühren in Berlin-Brandenburg zum 1.11. um knapp 40 Prozent erhöht.