Mit der gleichen Technologie wie der neue „biometrische“ Reisepass werden die Tickets der Fußball WM versehen, mit einem Chip, der die persönlichen Daten seines Besitzers zuordnen kann. Dieses Verfahren wird im kommenden Jahr erstmalig im deutschen Fußball eingesetzt.
Das Organisationskomitee (OK) der FIFA hat entschieden, zur Fußball-WM 2006 bei den Tickets eine neue Technologie zu benutzen. Im Confederations-Cup dieses Jahres getestet, werden die Fußballtickets mit einem so genannten RFID- Chip (Radio Frequency Identification) versehen, der vor allem den Zugang der Fußballfans zu den Stadien regeln soll. Der RFID-Chip, bisher eher aus der Lebensmittelbranche bekannt, ist in der Lage, Daten zu speichern. Im konkreten Fall der Fußball-WM sind das die persönlichen Daten der Fans. Da etwa 95% der Zuschauer ihre Tickets über das Internet beantragen, werden dort auch die persönlichen Daten aufgenommen. Entgegen vieler Annahmen werden diese jedoch nicht direkt auf dem Chip gespeichert. Der Chip enthält nur die Identifikations-und die Spielnummer. Diese ID- Nummer wird beim Zutritt des Besuchers zum Stadion mit den, an anderer Stelle gespeicherten Daten, und der Spielnummer abgeglichen.
Eine eigentliche Neuheit ist die RFID-Technologie nicht. Andernorts, wie beispielsweise in Supermärkten, wird sie schon länger gebraucht. Der Chip ist fähig, unterschiedlich große Datenmengen zu speichern. Bekannt ist die Anwendung auch bei Skipässen, die einen RFID-Chip enthalten. Beim Passieren des Lesegeräts werden die Daten erkannt und gelesen. Doch in Anbetracht der Anwendung, eines Fußballspiels, stellen sich durchaus die Frage , ob die Nutzung dieser Technologie notwendig und angemessen ist.
Warum ist solche Technologie bei einem Fußballspiel notwendig, und was passiert mit den Daten?
Das Organisationskomitee (OK) der FIFA rechtfertigt den Einsatz des „Smart Labels“ mit der Notwendigkeit der Fälschungssicherheit. Niemand soll die Karten kopieren können. Bei Verlust können die Karten personenbezogen ersetzt werden. Auch der Schwarzhandel soll dadurch verhindert werden. Das „Ticketing“ hat darüber hinaus den Reiz der Innovation für das Organisationskomitee, da wie schon erwähnt, diese RFID-Technologie erstmalig beim Confed-Cup eingesetzt wurde.
Ein zentraler Punkt der Organisation dreht sich um die Sicherheit der WM. Mit personifizierten Tickets können Identitäten schnell bestimmt werden. Bei besonders bei „schwierigen“ Fangruppen kann sich dies im Problemfall als hilfreich erweisen.
Doch zugleich hat die FIFA eine Grauzone in der deutschen Rechtssprechung geschaffen. So ist es die Registrierung von Passnummern zu Identitätszwecken (§ 16 PaßG und § 3 AuswG ) eigentlich gar nicht zulässig.
Dazu kommt, dass die Frage nach dem Verbleib der Daten ungeklärt ist. Hier muss eine Kontrolle des Datenschutzbundes stattfinden, der die gesetzmäßige Löschen aller Daten gewährleistet. Der Verkauf von personenbezogen Daten an die Wirtschaft (aufgrund von Werbezwecken) wurde bei ca. 10% der Zuschauer zugelassen. Es sind also noch einige Fragen bezüglich des Umgangs mit der Technologie bzw. mit den so erhobenen personenbezogenen Daten ungeklärt.
So steht auch die Frage im Raum, ob die geschaffene Infrastruktur von nun an auch in der Bundesliga genutzt wird, um bei Fußballspielen generell eine Identifikation der Fußballfans vorzunehmen.
Das Organisationskomitee der FIFA richtet jedenfalls ab Februar ein
Ticket-Portal für die Fans ein. Grundsätzlich ermöglicht werden darin sowohl der Weiterverkauf von Eintrittskarten für die FIFA WM 2006 als auch die Übertragung von Tickets.
Ist die Fußball WM ein Vorbild für die Bundesliga?
Die Vorteile des „Ticketing“ für den Zuschauer sind übersichtlich: Fälschungssicherheit der Tickets, vielleicht auch die Wertlegung auf Sicherheitsaspekte. Doch dem entgegen steht das Argument der individuellen und persönlichen Freiheit. Man kann sich der Datenaufnahme nämlich nicht verwehren. Auch wenn es zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Möglichkeit gibt, alle Daten auszuwerten, ist es nicht auszuschließen, dass dies über kurz oder lang möglich sein wird. So kann gespeichert werden, was gern eingekauft wird, welche Freizeitbeschäftigung man ausübt, und wo man übers Wochenende hinfährt.
Das Problem liegt aber nicht an der Technologie. Im Gesundheitsbereich und in vielen anderen, auch schon genannten Bereichen ist RFID eine intelligente Lösung. Das Problem liegt in der Handhabung der gewonnenen Daten. Hier muss der Verbraucher erstens im Sinne der Informationsfreiheit entscheiden können, ob die Daten gespeichert werden dürfen, und zweitens erfahren, was mit den Daten geschieht. So muss diese Anwendung des RFID-Chip nicht notwendigerweise auch in der Bundesliga zum Einsatz kommen. Darüber sollte zumindest diskutiert werden.