In den USA gibt es viele Netzkampagnen für den Krieg. Anders im deutschen Netz: Nur die Junge Union hat eine virtuelle Petition verfasst.

Am 20. März startete die militärische Offensive der USA im Irak, begleitet von weltweiten Protestaktionen der Friedensbewegung. Wie auch schon bei ihren Widerstandsbekundungen im Vorfeld des Krieges, nutzten die Aktivsten das Internet zur
Koordinierung.

Reine
Netzkampagnen wie der Virtual March in den USA, initiiert von
MoveOn.org, bei dem massenhaft Faxe, Telefonanrufe und eMails zeitweise die Leitungen des Weißen Haus und Senats blockierten, gibt es in Deutschland bisher jedoch nicht.

Amerikanische Kriegsbefürworter im Netz

Aber nicht nur die Friedensbewegung entdeckte das Internet für ihre Zwecke, auch Befürworter des Krieges gegen den Irak organisieren sich im Netz. Die amerikanische Organisation „
Students for War“ sammelt auf ihrer
Webseite Unterschriften für die Soldaten im Krieg, die später dem Weißen Haus übergeben werden sollen. Zusätzlich bietet die Seite ein Forum und zahlreiche Links zu anderen Befürworter-Gruppen, sowie drei Flugblätter im pdf-Format zum Ausdrucken.

Studenten der
Brandeis University verweisen auf die Aktion
„DearAbbyNet“. Organisiert vom U.S. Department of Defense und dem U.S. Department of the Navy’s
LifeLines2000 Services Network, in Zusammenarbeit mit
SPAWAR Systems Center Charleston besteht die Möglichkeit eine Sympathiebekundung per eMail an die Soldaten zu schicken. Die Macher der Seite scheinen die Bedenken ihrer Besucher zu ahnen, weisen sie doch fürsorglich daraufhin, dass selbstverständlich nicht jeder Soldat an der Front über einen Internetzugang verfüge, jedoch die Vorgesetzten die eMails zuverlässig weiterleiten würden. Auch sei aus Sicherheitsgründen auf eine vollständige Adressangabe des Absenders zu verzichten.

Ziel der vielen Webseiten ist es, die Kriegsanhänger besser zu vernetzen, um so ihrer Botschaft in der Medienberichterstattung besseres Gehör zu verschaffen.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins
spiegel-online gehen viele der neu gegründeten Webseiten auf Initiative der Republikanischen Partei und konservativer
Think Tanks zurück, die wiederum von der Rüstungsindustrie finanziert seien.

Deutsche Kriegsbefürworter im Netz

In Deutschland gibt es einzig die Aktion „
Saddam entwaffnen“ der Jungen Union (JU). Anhänger des Irakkurses von Bush können sich in einer virtuellen Unterschriftenliste eintragen. Über 650 Personen sind dem Aufruf bis dato gefolgt. Bereits in den ersten Stunden nach dem Laden der Seite konnten laut einem Bericht in der hauseigenen Netzzeitung
die.entscheidung über 100 Unterschriften gezählt werden. Allerdings besitzt die Aktion lediglich symbolhaften Charakter. Philipp Missfelder, Bundesvorsitzender der JU, sieht als Ziel der virtuellen Petition, die öffentliche Aufmerksamkeit überhaupt auf die Bush-Unterstützer zu lenken. „Die Aktion steht für sich und soll unseren Mitgliedern sowie allen interessierten Bürgern die Möglichkeit bieten, ihre Meinung zu äußern.“

Der Bundesvorsitzende kündigt weitere Aktionen an: „Nach Beendigung der militärischen Maßnahmen soll es eine Hilfsaktion für Flüchtlinge geben. Dazu muss jedoch abgewartet werden, wie groß der Flüchtlingsstrom sein wird.“ Der Spendenaufruf soll online erfolgen.

Nach Informationen des Bundesvorsitzenden gibt es in Deutschland keine weiteren Aktionen in dieser Richtung. „Die Junge Union Deutschland ist der einzige politische Nachwuchsverband, der sich zu so einer klaren Meinungsäußerung entschlossen hat.“

Tatsächlich scheint die JU der einzige Anhänger des durch Bush vertretenen Irakkurses zu sein, der sich zu einer Webaktion entschlossen hat. Die Eingabe einschlägiger URLs wie gegen-saddam.de, fuer-den-krieg.de, unterstuetzt-bush.de, etc. führt jedenfalls ins Leere.

Erschienen am 27.3.2003