Führt der Weg heim in den Schoß der Kirche künftig über das Internet? Auszuschließen ist es nicht, dachten sich die deutschen Bistümer und richteten im Sommer 2004 das Pilotprojekt
„kircheneintrittsstelle.de“ ein.
Der Vorsatz für das Portal ist deutlich: „Vorrangiges Ziel ist die Herstellung einer unkomplizierten Schnittstelle zwischen Menschen, die Interesse an der katholischen Kirche haben, und Mitarbeiter/innen der Kirche in der Nähe des Wohnortes dieser Menschen,“ erläutert Matthias Heidemann, Pastoralreferent des Bistums Osnabrück. Nur die kurzen Hinweise zu Anlässen und Motiven, aber auch die Auskünfte dazu, wie der (Wieder-)Eintritt eigentlich funktioniert, vermögen wahrhaft Interessierte kaum zu überzeugen.
Im Zentrum der Seite steht deshalb die Suche nach Ansprechpartnern. „Vielfach suchen Menschen, die ein Interesse an einem Wiedereintritt
haben, mit ihren Fragen nicht als erstes den Pfarrer in ihrem Ort auf, sondern verschaffen sich zunächst per eMail Informationen, bevor sie aus der Anonymität heraustreten.“
Mit Hilfe der Postleitzahl soll so der nächstgelegene Ansprechpartner gefunden werden. Eine an sich gute Idee, die jedoch durch den Pilotcharakter des Projekts derzeit nur sehr eingeschränkt funktioniert. Momentan ist die Ausbeute noch mager, denn „Nach einer Projektvorlage sind die soziologisch unterschiedlichen Räume der Metropole (Berlin) mit dem weitgehend ländlich strukturierten Bistum Osnabrück in die Pilotphase genommen worden“ erklärt der Pastoralreferent. „Die ‚Glaubensinformation der Jesuiten’ in München ist im Herbst 2004 als süddeutsche Adresse in den Postleitzahlensucher hinzugekommen. Wer hier nicht fündig wird, muss die Auskünfte weiterhin per eMail erfragen.
Durch die Arbeit in diesen Modellregionen sollten zunächst Erkenntnisse für eine angestrebte mögliche bundesweite Ausdehnung des Projektes gewonnen werden.“ Den Anstoß zur Einrichtung des Portals habe die Zahl der Wiedereintritte in die katholische Kirche gegeben, die sich von 1990 bis 2002 nahezu verdoppelt habe.
Eine Erfolgsprüfung konnte bislang noch nicht durchgeführt werden, denn durch das eingeschränkte Budget in der Startphase musste auf eine Logfile-Analyse verzichtet werden. Dies solle sich jedoch in der anstehenden Ausbauphase ändern, so Heidemann. Verwertbares Feedback gibt es bisher vornehmlich von Kirchen und Gemeinden, die noch nicht an das Portal angeschlossen sind. Heidemann ist überzeugt davon, dass vor allem die wissenschaftliche Fundierung, die das Projekt über die Betreuung durch Prof. Erich Garhammer (Lehrstuhl für Pastoraltheologie) von der Uni Würzburg erfährt, ihm die Arbeit erleichtert und auch die Chancen erhöht, das Projekt deutschlandweit durchzusetzen.
Wesentlich sei aber auch, den gesellschaftlichen Wandel innerhalb der kirchlichen Strukturen nachzuvollziehen. Insbesondere für Wiedereintritte und Konversionen müssten fachbezogene Strukturen geschaffen werden, um Interessenten nicht wieder zu verlieren. Heidemann wird lebhaft, wenn er solche Szenarien schildert: „Wenn eine Investmentbankerin Interesse am Eintritt in die katholische Kirche hat und einen Ansprechpartner sucht, lässt sie sich nicht mehr einfach mit einem Termin in zwei Wochen abspeisen. Eine schnelle Reaktion und Professionalität im Umgang ist das, was auch wir in diesen Fällen bieten müssen.“ Die ersten Schritte in diese Richtung werden bereits getan.
Bleibt noch, den Ausbau den Projektes voranzutreiben. Wie die Ausweitung des Portals aussehen soll und wann es dazu kommt, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Dazu müssen die einzelnen Bistümer davon überzeugt werden, dass ein gemeinschaftliches Vorgehen allen nützt. Den Bistümern ebenso wie den Interessenten, die nicht verschiedene Angebote auf das für sie geeignete durchforsten wollen, sondern eine zentrale Anlaufstelle suchen.
Die evangelische Kirche macht das Gegenteil vor: Nahezu alle Landeskirchen und Gemeinden führen eigene Hinweise zum (Wieder-)Eintritt auf ihren Homepages. Bei der Google-Suche findet man zu den Stichworten Kircheneintritt und evangelisch mehr als 12.000 Ergebnisse. Gebündelte Informationen sucht man hier jedoch vergeblich – selbst unter der URL www.kircheneintritt.de sind die Informationen und Kontaktdaten auf die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche beschränkt. Hier besteht deutlicher Nachbesserungsbedarf.
Menschen, die aus der Kirche austreten möchten, finden ebenfalls – zwar mit Bedauern, aber dennoch – auf vielen Gemeindeseiten der evangelischen Kirche Erläuterungen zum Vorgehen. Von der katholische Kirche werden sie derzeit noch nicht versorgt, doch die Anregung ist gegeben: „Ein guter Hinweis!“ meint Matthias Heidemann.