War noch vor zwei Jahren Bandbreite ein magisches Wort unter den Telekommunikationsanbietern, ist es inzwischen erstaunlich ruhig geworden um das Geschäft mit den Mbits. Zahlreiche Technologien wurden als zukunftsweisend vorgestellt – neben den herkömmlichen Glasfaserkabel-Lösungen sollte Bandbreite nun auch durch DSL, mittels PMP-Richtfunk, über das Fernsehkabel, die Steckdose oder Satelliten bereitgestellt werden.

Von den vielen Neuerern, die sich auf dem Markt tummelten, sind nur wenige übriggeblieben, und auch von den Technologien, die scheinbar alle “kurz vor dem Marktstart” standen, sind einige immer noch nicht, die anderen bereits nicht mehr als ernstzunehmende Angebote anzusehen. Was bleibt, ist der Eindruck, dass die Telekom auch bei den Breitband-Angeboten den Markt beherrscht – und abseits von DSL derzeit immer noch kaum eine andere Technologie mithalten kann.

DSL fest in der Hand der Telekom

Die am weitesten fortgeschrittene Technologie auf dem jetzigen Markt scheint xDSL zu sein. Mit der Digital Subscriber Line (DSL) ist das Kupferkabel, das bis dato in erster Linie der Sprachübertragung diente, auch für die Datenübertragung optimiert worden. Es gibt dabei symmetrische und asymmetrische Varianten, in der die Datenübertragung entweder in beide Richtungen mit der gleichen Geschwindigkeit – symmetrisch – vorgenommen wird oder – in der asymmetrischen Variante – zum Nutzer hin (downstream) höhere Bandbreiten zur Verfügung stehen als in die Gegenrichtung (upstream).

Die bislang umgesetzten Varianten sind ADSL und SDSL. Daneben existieren technisch gesehen auch noch HDSL und VDSL, die aber in Deutschland keine Rolle spielen. ADSL (Asymmetric Digital Subscriber Line) bietet maximale Bandbreiten von 8 Mbit/s downstream und 756 kbit/s upstream. Durchgesetzt hat sich hier in erster Linie das von der Deutschen Telekom als
T-DSL angebotene ADSL mit derzeitigen Bandbreiten von 768 kbit/s downstream und 128 kbit/s upstream. Geschäftskunden bekommen bei der Telekom auf Wunsch auch höhere Downloadgeschwindigkeiten von 1,5 Mbit/s bis 6 Mbit/s. Höhere Bandbreiten auch upstream bieten mit ADSL zum Beispiel
QSC (1.536/256 kbit/s) oder
riodata (bis zu 8 Mbit/s downstream und 768 kbit/s upstream).

Für Unternehmen, die Videokonferenzen durchführen oder verschiedene Standorte miteinander vernetzen wollen, ist allerdings SDSL (Symmetric Digital Subscriber Line) mit gleicher Geschwindigkeit in beide Richtungen die bessere Alternative. Auch bei SDSL treten QSC (von 144 kbit/s bis 2,3 Mbit/s) und riodata (von 256 kbit/s bis 2,3 Mbit/s) mit skalierbaren Bandbreiten als Anbieter auf. Wie lange sich die konkurrierenden Unternehmen allerdings gegen den günstigen Preis von T-DSL noch durchsetzen können, ist fraglich.

Funkstille bei WLL

Ein großes Problem bei der Konkurrenz im Ortsnetz stellte von Anfang an das Monopol der Telekom über die Kupferleitungen dar. Daher galt die Überbrückung der sogenannten “letzten Meile” mittels Punkt-zu-Multipunk-Richtfunk (PMP) – auch als Wireless Local Loop (WLL) bekannt – als genialer Weg an dem rosaroten Konkurrenten vorbei. Im März 1999 hatte die
Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) ein erstes Ausschreibungsverfahren eröffnet, in dem WLL-Lizenzen für rund 250 Versorgungsbereiche in zwei unterschiedlichen Frequenzbereichen zur Disposition standen. Elf Unternehmen, darunter Broadnet, Callino, Deutsche Landtel, Firstmark, und Star One (jetzt
Star 21), waren erfolgreich und erhielten die Lizenzen mit der Auflage, innerhalb eines Jahres in jedem Lizenzgebiet mindestens eine Basisstation in Betrieb zu nehmen. In einer zweiten Ausschreibungsrunde wurden im Jahr 2000 weitere 162 Gebiete verteilt, für die sich in der ersten Runde niemand beworben hatte.

Bei der PMP-Richtfunktechnik können mit einer Basisstation in einem Radius von etwa 3,5 km mehrere Kunden angeschlossen werden – im Gegensatz zu dem bis dato eingesetzten Punkt-zu-Punkt-Richtfunk (PtP), der immer nur einen Kunden pro Basisstation versorgen kann. Mit dem Angebot einer symmetrischen Datenübertragung in skalierbaren Bandbreiten bis zu 8 Mbit/s war PMP aufgrund der hohen Anschlusskosten vor allem für Geschäftskunden interessant – vorausgesetzt sie konnten eine Sichtverbindung zur Basisstation aufweisen. Für die PMP-Anbieter war schnell klar, dass sie Gewinne erst einfahren konnten, wenn ausreichend Kunden an eine Basisstation angeschlossen waren – bei der relativ geringen Reichweite und der niedrigen Unternehmensdichte in ländlichen Gebieten kaum attraktiv. Die Konzentration erfolgte also auf Ballungsräume.

Der Aufbau der Basisstationen innerhalb der vorgeschriebenen Jahresfrist, ebenso wie der Ausbau eines funktionierenden “Backbones” zur deutschlandweiten Vernetzung der Basisstationen erwies sich als eine technische und finanzielle Herausforderung, der die meisten Unternehmen nicht gewachsen waren. Fast alle, die PMP-Richfunk zu ihrem Hauptgeschäft gemacht hatten, haben ihr Ende in einem Insolvenzverfahren gefunden oder sind aufgekauft worden. Auch für die wenigen WLL-Anbieter, die heute noch auf dem Markt sind –
Star 21,
mediascape und
airdata – sind die Zukunftsaussichten kritisch: WLL kann im Prinzip als gescheitert betrachtet werden.

Zukunftsmusik bei den Kabelbetreibern

Besser sind da schon die Aussichten für die Kabelnetzbetreiber, auch wenn bislang nur an wenigen Stellen Kunden von der Internetanbindung über das aufgerüstete Fernsehkabel profitieren können, so in
Nordrhein-Westfalen,
Hessen und weiteren einzelnen
Städten. Für den Rest der Republik ist der Einsatz des Kabels als breitbandige Internetverbindung noch offen.
Liberty Media war sich bezüglich des Kaufes des Kabelnetzes mit der Telekom schon handelseinig, wird allerdings durch ein anhängiges Kartellverfahren bislang noch daran gehindert. Sollte dem Kauf stattgegeben werden, wird wohl peu à peu auch in den übrigen Regionen Deutschlands die Umrüstung des Kabels vorgenommen werden.

Grundsätzlich ist die Technologie für das Surfen via Kabel verfügbar und auch standardisiert, allerdings muss jedes Kabel rückkanalfähig gemacht werden, um für eine Internetverbindung genutzt werden zu können. Das kostet und braucht auch seine Zeit, so dass Internet über das Fernsehkabel auch heute noch nicht einmal in den Regionen, in denen Kabelnetzbetreiber sich an die Umrüstung gemacht haben, flächendeckend zu haben ist. Dennoch dürfte diese Technologie weiterhin interessant bleiben. Die Installation ist mit einem Kabelmodem relativ einfach, und anschließend sind derzeit Bandbreiten zwischen 1 und 2 Mbit/s für den Download zu haben. Nachteilig ist bei der Kabeltechnologie, dass es sich um ein shared medium handelt, bei dem sich die angeschlossenen Empfänger die Bandbreite teilen müssen. Dies kann in Spitzenzeiten zu erheblich reduzierten Bandbreiten führen.

Kaum Bewegung bei Powerline und Satellit

Das gleiche Problem tritt beim Internetzugang über das Stromkabel auf. Powerline, also die Internetverbindung über die vorhandenen Elektroleitungen, steckt allerdings nach wie vor in den Kinderschuhen. Die Idee war genial: Durch die Nutzung der in jedem Haus vorhandenen elektrischen Leitungen sollten kaum Anschlusskosten entstehen – eine flächendeckende und kostengünstige Breitband-Anbindung schien in greifbare Nähe gerückt zu sein. Ganz so einfach sollte es jedoch nicht werden. Die Stromkabel, die die einzelnen Haushalte mit der Trafostation verbinden, sind meist heterogen und haben damit keine einheitlichen Übertragungseigenschaften. Bis heute fehlt ein einheitlicher Standard, der den Einsatz von Powerline flächendeckend möglich machen würde. Eine Lizensierung durch die RegTP steht ebenfalls noch aus.

In Pilotversuchen – auf dem Vormarsch sind hier vor allem die großen Energieunternehmen
EnBW,
RWE und
MVV – konnten Bandbreiten bis zu 2 Mbit/s angeboten werden – problematisch sind allerdings die Störeinflüsse, die durch starke Signale dicht beieinanderliegender Kabel auftreten. Der Anreiz zur Entwicklung einer weniger störanfälligen Technologie mit einheitlichen Standards ist nach wie vor groß, denn damit könnte auf einen Schlag eine riesige Zahl Kunden angebunden werden. Es wird aber wohl noch einige Zeit dauern, bis die Energieriesen soweit sind.

Ähnlich ruhig geht es um die Internetanbindung über Satellit zu. Zwar haben Strato mit S
ky-DSL und
EuropeOnline ein Angebot auf dem Markt, doch wie viele Kunden angeschlossen sind und was letztlich an Kosten auf den Nutzer zukommt, ist schwer ersichtlich. Die Zurückhaltung bezüglich dieser Form der Anbindung ist kaum verwunderlich, denn unabhängig von den undurchsichtigen Konditionen muss zusätzlich zur Satellitenanbindung noch ein herkömmlicher Internet-Anschluss für den Rückkanal vorhanden sein. Der Nutzer ist also gezwungen, Kunde bei zwei Unternehmen sein und doppelt zu zahlen, um breitbandig surfen zu können. Dass das Gros bei dem vorhandenen Anschluss bleibt, erscheint da nur logisch.

Wer also heute in Deutschland breitbandig surfen will hat – abgesehen von einigen wenigen Gebieten – nicht viel Auswahl. Während WLL und Satellit keine Zukunft zu haben scheinen, müssen Kabel und Powerline erst erwachsen werden, von UMTS gar nicht zu reden. Bis dahin wird sich der Poweruser wohl noch mit DSL begnügen müssen.

Erschienen am 24.01.2002