Am 19. September wird in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt. Ist der elektronische Wahlkampf im Netz auf der Höhe

der Zeit? Ein Surftrip durch die wichtigsten Partei- und Kampagnenseiten.

Zwei Millionen Wahlberechtigte Brandenburger wählen am 19. September ihre Landesvertreter für die nächsten fünf Jahre. Insgesamt 15 Parteien stellen sich im flächenmäßig größten Bundesland Ostdeutschlands zur Wahl. Drei von den 15 Parteien kämpfen um die Spitze – SPD, CDU und PDS liefern sich ein heisses Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Sozialdemokraten können sich dabei ihren Koalitionspartner aus PDS und CDU aussuchen.

Beim Kampf zwischen Grünen, FDP und DVU um den Einzug ins Parlament, werden den Grünen die besten Chancen ausgerechnet die 5%-Hürde zu überspringen. Die kleinen Parteien, wie etwa die Familienpartei, werden voraussichtlich keine Rolle spielen. Politik-digital.de hat die Webauftritte der Brandenburger Parteien genauer unter die Lupe genommen.

"Brandenburg kann mehr" – die CDU auch



Über eine Textnavigation und eine unsortierte Reihe von Mini-Bannern erschließt sich die Seite der
CDU Brandenburg. Wer nicht zuerst die 11 Werbebanner besichtigt, sondern sich schnell und gezielt informieren will, bekommt Probleme: Unter der Rubrik Themen ist das Wahlprogramm nicht zu finden. Auch die Eingabe von "Wahlprogramm" in die Suchmaske liefert kein sinnvolles Ergebnis, denn siegesgewiss präsentiert die CDU bereits ein "Regierungsprogramm".

Die Banner der Startseite führen häufig zu Bröschüren, die für das Internet im PDF-Format hinterlegt sind. Nur wenige Inhalte sind im HTML-Format abrufbar. Das Surfen wird so recht umständlich. Der Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU aus dem Jahr 1999 ist zwar als HTML-Datei vorhanden, das 40 Seiten lange Dokument ist jedoch nicht verlinkt. Mühsam muss der Besucher zwischen Inhaltsverzeichnis und gesuchtem Abschnitt hin- und herscrollen.

Unter dem Navigationspunkt "Themen" finden sich Stellungnahmen und Reden. Eine thematische Ordnung lässt sich nicht erkennen. Auf der Suche nach bestimmten Themen müssen zehn Seiten mit Links durchforstet werden. Die Unterkategorie "Reden" enthält auch zehn Tage vor der Wahl keinen Inhalt.

Die Wahlkampfkommunikation der Union Brandenburg ist abgesehen vom obligatorischen Kontaktformular eine Einbahnstraße.Neben dem E-Mail-Kontakt gibt es keine Möglichkeit für die Besucher, sich einzubringen oder ihre Meinung zu sagen. Eine wahlkampfunab-hängige Ausnahme bietet die Aktion
www.buerokratieabbau-brandenburg.de. Die Union verspricht die garantierte Berücksichtigung der über das Kontaktformular abgeschickten Vorschläge.

Die Möglichkeit, dem Wähler die Wahlwerbespots zeitunabhängig im Netz zu präsentieren wird nicht genutzt – anders als bei den Sozialdemokraten, der FDP oder der DVU.

SPD: Jedem Kandidaten seine Domain



Die
Brandenburger SPD verzichtet wie die Union auf eine eigene Wahlkampfseite und empfängt den Surfer direkt auf der SPD-roten Hauptseite des Landesverbandes. Die Seitengestaltung lehnt sich eng an das Corporate Design der Bundes-SPD an. Viele Designelemente wurden übernommen.

Die Navigation der Hauptseite gestaltet sich so übersichtlich, dass die gewünschten Informationen leicht zu finden sind. Dabei vernachlässigt die Site die grafische Auflockerung – einige Texte wurden weitgehend unaufbereitet in die Vorlagen eingearbeitet. Ähnlich wie bei der CDU verweisen einige Banner am Seitenrand auf besonders interessante Angebote. Diese sind größtenteils im HTML-Format abrufbar. Innovative Ideen finden sich auf der SPD-Seite kaum – die Möglichkeiten interaktiver Kommunikation bleiben ungenutzt. Neben dem obligatorische Kontakt via E-Mail präsentieren die Sozialdemokraten keinerlei weitergehender Kommunikationsangebote im Netz.

Jeder Direktkandidat besitzt seine eigene Domain. Die Gestaltung der Kandidatenseiten ist meist individuell und daher abwechslungsreich. Allerdings fehlen einigen dieser Sites ausführlichere Inhalte.

PDS: Der Super-Ossi aus der Castingtoilette



Als Antwort auf Starsearch und Superstar sucht die
Partei des demokratischen Sozialismus mit ihrer Castingtoilette auf Brandenburgs Plätzen und Märkten den Super-Ossi. Dort dürfen sich die Brandenburger von der Seele reden, was ihnen in ihrem Heimatland nicht gefällt und was sie verbessern würden. Die Ergebnisse präsentiert die PDS auf ihrer Wahlkampfseite, wo die Nutzer für ihren Super-Ossi-Favoriten voten dürfen. Im Bereich Multimedia und Unterhaltung hat die PDS von allen Parteien das größte Angebot. Sie bieten als einzige Partei eine Flash-Animation und eine Powerpoint-Präsentation.

Der ernstere Hauptteil der Webseite präsentiert sich in einem zurückhaltenden Design. Eher wähnt man sich auf den Seiten einer Online-Zeitung als auf einer Wahlkampfseite. Lediglich der Top-Banner sticht hervor. Politische Positionen können zusammengefasst im Wahlprogramm-PDF heruntergeladen oder unter der Rubrik "Aktuelle Argumente" einzeln abgerufen werden. Die PDS stellt nicht nur ihre eigenen Pressemitteilungen ins Netz, sondern auch Artikel aus der Presse über den PDS-Wahlkampf. Als einzige Partei thematisiert sie die Wahlkampagne an sich – das Wahlkampfquartier stellt sich und seine Arbeit vor.

Als einzige Partei erkennt und bedient die PDS den Spieltrieb der potentiellen Wähler. Das landespolitische Quiz der Sozialisten beinhaltet allerdings nur eine Frage, die täglich aktualisiert wird. Ob der Nutzer richtig geantwortet hat, erfährt er erst am folgenden Tag. So können Nutzer an die Seite gebunden werden – ein ausbaufähiger Versuch.

Grüne News per SMS

Die Grünen streben einen Stimmenanteil von sieben Prozent an. Dazu haben sie unter anderem einen SMS-Service eingerichtet. Interessierte können sich Wahlkampfnews direkt auf ihr Handy schicken lassen – ein Unikat unter den Parteiwebsites.



Der Slogan "Sieben Gründe, Grün zu wählen" führt den Besucher direkt zum thematischen Teil der Site. Der gesamte Webauftritt ist sehr am Programm der Partei ausgerichtet – die Kandidaten spielen keine herausragende Rolle. Die Informationen sind reichlich vorhanden und klar gegliedert. Die Qualität einiger Fotos und Grafiken lässt zu wünschen übrig. Werbespots – Fehlanzeige.

Der Link "Ich rede mit" verspricht Interaktion, doch leider führt er nur zum Forum der Bundestagsfraktion. Immerhin – die Grünen bieten als einzige Partei überhaupt die Möglichkeit eines Forums. Dass dort gepostete Nachrichten Einfluss auf die Prolitik in Brandenburg haben bleibt zu bezweifeln.

FDP: neue-kraft-fuer-brandenburg.de

Die FDP will die Prozent-Vorgabe der Grünen noch toppen: Acht Prozent wollen die Freien Demokraten in Brandenburg erreichen.




Die Liberalen haben wie die PDS eine Site eigens für den Wahlkampf eingerichtet. Sie befindet sich unter der URL www.neue-kraft-fuer-brandenburg.de. Auch die Domain www.fdp-brandenburg.de leitet alle Besucher weiter zur Kampagnenseite. Der reguläre FDP-Auftritt ist mit einem Klick zu erreichen.

Die Site enthält alle Standards eines Wahlkampfauftritts. Darüber hinaus stellt die FDP einen tabellarischen Vergleich der Programme aller Parteien zur Verfügung. Die Positionen der FDP werden thematisch geordnet mit Zitaten aus den Wahlprogrammen der Konkurrenz verglichen. Zur Betrachtung des FDP-Wahlprogramms haben die Besucher die Wahl zwischen einer verlinkten HTML-Datei und einem PDF. Die Radio- und TV-Spots zur Wahl stehen zum Download zur Verfügung.

Das Etikett "Spaßpartei" hat die FDP im Netz jedoch klar an die PDS abgegeben.

DVU: Du bist das Volk

"An alle, die so richtig sauer sind" auf "Sauereien wie Hartz IV" richtet sich die Deutsch Volksunion DVU. Sie ruft auf ihrer Wahlkamfseite alle Nichtwähler zur wütenden Protestwahl auf: "Für jeden von der DVU aber, der zusätzlich in den Landtag reinkommt, fliegt einer der bisherigen etablierten Politiker raus. Das tut Polit-Bonzen weh." schreibt ihr Landesführer Schuldt. Das eigene Programm bleibt eher im Hintergrund. Interessierte können sich Plakate und Wahlwerbespots herunterladen.