Wie aktiv sind die Parteien zu den Berliner Abgeordnetenhauswahlen 2006? Ein Überblick über die Wahlkampf-Aktivitäten im Netz.

 

 

SPD Berlin

Resümee: Viel rot in den Bildern und Grafiken, dazu schwarze Schrift auf weißem Hintergrund, kein Umbra (Beige) wie es der Bundesverband seit einem Jahr verwendet. Die Webadresse des Landesverbandes www.spd-berlin.de führt automatisch auf das Kampagnenportal www.berlinwahl.spd.de, ferner gibt es eine externe Seite des Spitzenkandidaten. Im Design wirken die Seiten in sich geschlossen und an die Kampagnenlinie angepasst, das Bild-Text-Verhältnis ist angemessen. Fazit: Rundherum professionell.

Portal des Landesverbandes:
www.spd-berlin.de

Automatische Weiterleitung auf das Kampagnenportal www.berlinwahl.spd.de



Kampagnenseiten:

www.berlinwahl.spd.de

Bezugnahme auf die „Marke“ Berlin im Titel der Seite. Ansonsten: Übersichtliches Layout und gutes Bild-Textverhältnis. Verweis auf die eigene Seite des Spitzenkandidaten.

Website des Spitzenkandidaten:
www.klaus-wowereit.de

Intro mit großem Foto, nach amerikanischem Vorbild . Ansonsten entspricht die Seite der Kampagnenlinie, sprich viel rot auf weiß.

Blog- und Chatfaktor: Keine Blogs und keine Chats auf den hier betrachteten Seiten.

Fun-Faktor: Seriöser Hauptstadtstyle.

 

PDS Berlin



Resümee: Hier wird bewusst auf die Marke Berlin gesetzt. Ansonsten ungewohnt aber angenehm viel Bildmaterial auf den bekannten Farben weiß, schwarz, rot.

Portal des Landesverbandes:
www.pds-berlin.de,
www.linkspartei-berlin.de

Die Seite des Landesverbandes erweckt zunächst den Eindruck, gleichzeitig auch Kampagnenportal zu sein. Erst nach genauerem Suchen stellt der Surfer fest, dass es darüber hinaus noch eigene Kampagnenseiten gibt. Gemäß guter linker Tradition geht der Spitzenkandidat ziemlich unter, Verweise auf einen eigenen Bereich für den Spitzenkandidaten oder den Link auf eine externe Kandidatenseite sucht man zunächst vergeblich.

Kampagnenseiten:
www.bewegt-berlin.de

Offensichtlicher Adressat ist hier die Generation Internet, sprich junge Leute. Deutlicher Verweis auf ein Weblog. Ansonsten auch hier: Trashig-cooles Design und das obligatorische Spiel mit der Marke Berlin. Auch hier ist das Bild-Text-Verhältnis angenehm.

Website des Spitzenkandidaten:
www.harald-wolf.net

Den Verweis auf den Seiten des Landesverbandes sucht man lange vergeblich, eine Google-Suche führt den interessierten Nutzer aber schließlich doch ans Ziel. Großes Foto im Intro, nach amerikanischem Vorbild.

Blog- und Chatfaktor: Weblog auf dem Kampagnenportal. Ansonsten auch hier wieder vordergründig nur das gute alte Kontaktformular, zum Beispiel auf der Seite des Spitzenkandidaten.

Fun-Faktor: Diverse Fun-Elemente sind über das Kampagnenportal erreichbar.


CDU Berlin

Resümee: Design der Seiten entspricht der offiziellen Parteilinie, auch hier wird auf die Marke Berlin gesetzt. Im Zentrum stehen die Seiten des Landesverbandes und des Spitzenkandidaten, die Kampagnenseiten enthalten den selben Inhalt wie die des Spitzenkandidaten, es gibt also offenbar kein eigenes Kampagnenportal. Die Seiten sind stark an amerikanische Trends angelehnt: Großformatige Fotos, heroische Posen des Spitzenkandidaten und klare Bezugnahme auf den politischen Gegner.

Portal des Landesverbandes:
www.cdu-lv-berlin.de

Klassischer CDU-Style mit Orange als dominierender Farbe, seriös-professionelles Design. Ansonsten muss man hier allerdings die Frage stellen: Hat das verschwommene Foto von Bundeskanzlerin Merkel, das dem Surfenden etwa drei Wochen vor der Wahl gleich zuoberst auf der Startseite entgegenblickte, einen tieferen Sinn?

Kampagnenseiten:
www.berlin-kann-mehr.de

Im Fokus stehen klar die Seiten des Landesverbandes, die Kampagnenseiten muss man regelrecht suchen. Das Portal www.berlin-kann-mehr.de enthält offenbar dieselben Inhalte, wie die Seite des Spitzenkandidaten.

Website des Spitzenkandidaten:
www.friedbert-pflueger.de

Die Kandidatur Pflügers gegen den beliebten Regierenden Bürgermeister Wowereit gilt als mutig, von der eher ungünstigen Perspektive auf der Seite des Spitzenkandidaten findet sich jedoch erwartungsgemäß keine Spur.Neben einem großen Foto zeigen drei kleinere Bilder den Privatmann Pflüger (wie er seiner Partnerin etwas zeigt und erklärt), den Staatsmann Pflüger im Gespräch mit der Bundeskanzlerin und den Vordenker Pflüger im Gespräch mit Alt-Bundespräsident von Weizsäcker – im Ganzen sehr amerikanisch.

Blog- und Chatfaktor: Wenig überraschend, dass es auf den offiziellen Parteiseiten keine Weblogs oder Chatverweise gibt. Allerdings vorhanden: Das gute alte Kontaktformular.

Fun-Faktor: Seriöser Style.

 

Bündnis 90/Die Grünen Berlin

Resümee: Dass das Logo der Partei noch von den Wurzeln der Partei zeugt, ist sicherlich nicht im Verantwortungsbereich der Webredaktion gelegen. Grün ist hier die dominante Farbe und auch hier wird auf die Marke Berlin gesetzt. Ansonsten mutet die Präsenz der Berliner Grünen im Netz eher etwas ausrutscherartig an: Diverse kleinere Layoutschwächen, unübersichtliche Seitenführung, leicht überfrachteter Gesamteindruck aber professionell gestaltete Grafikelemente.

Portal des Landesverbandes:
www.gruene-berlin.de,
www.berlingruen.de

Viel Grün, viel Bilder mit Bildwechsler, dadurch wirkt die Seite etwas überfrachtet. Die Seite weißt insgesamt zahlreiche Rubriken und Unterrubriken auf. Content-Management-Systeme bieten immer die Gefahr der Überfrachtung, insbesondere, wenn sie lange in Gebrauch sind und nicht regelmäßig entrümpelt werden. Wahlaufrufe auch in Fremdsprachen. Die Startseite ist endlos lang, obschon bald kein Inhalt mehr kommt. Insgesamt kann das gewohnte Niveau grüner Webseiten hier nicht erreicht werden.

Kampagnenseiten: Großes Fragezeichen. Entweder gibt es keine, oder sie haben sich gut versteckt: Weder auf den Seiten des Landesverbandes oder der Seite der Spitzenkandidatin, noch eine Suchmaschinensuche ergab einen Hinweis. Minus-Minus.

Website des Spitzenkandidaten:
www.eichstaedt-bohlig.de

Gemäß grünen Traditionen findet man den Link zur Spitzenkandidaten Franziska Eichstädt-Bohlig erst bei genauerem Hinsehen auf der Seite des Landesverbandes. Auch hier ist die Startseite endlos lang, obschon der Inhalt weit oben endet. Die gezeigten Fotos zeugen von dem offensichtlich eigens für die Wahl stattgefundenen Foto-Shooting. Fazit: Nüchtern, distanziert und – wie der Blazer der Spitzenkandidatin – eher grau als grün.

Blog- und Chatfaktor: Keine.

Fun-Faktor: E-Cards aber sonst eher seriös als lustig.

FDP Berlin

Resümee: Wenn man die Seiten der FDP in einem Satz beschreiben sollte, würde dieser auf jeden Fall an sehr exponierter Stelle die Adjektive gelb und blau aufweisen. Fast alles ist hier gelb oder blau – Hintergründe, Schrift, Grafiken. Sogar in den Brillenbügeln des Spitzenkandidaten spiegelt sich die gelbe Farbe wieder. Auch hier wird deutlich auf die Marke „Berlin“ gesetzt, beispielsweise mit dem Claim „Aus Liebe zur Stadt“.

Portal des Landesverbandes:
www.fdp-berlin.de

Gelb auf Blau, Blau auf Gelb, gewohntes FDP-Design mit großem Hinweis auf das Kampagnenportal www.ausliebezurstadt.de. Ansonsten allerlei Links, Rubriken und Verweise.

Kampagnenseiten:
www.ausliebezurstadt.de

Zwei Adjektive reichen auch hier, um die Seite zu beschreiben: Gelb und Blau. „Zeit für Macher. FDP Berlin“ lautet der Claim der Seite, die neben den beiden Farben ein großes Foto von Spitzenkandidat Martin Lindner enthält. Ansonsten die üblichen Rubriken in schlanker Weise.

Website des Spitzenkandidaten:
www.ausliebezurstadt.de

Seinen Namen als Domain hat sich Spitzenkandidat Martin Lindner offenbar gesichert, zum Einstellen von Inhalten hat es dann aber doch nicht gereicht: Die Vorstellung des Kandidaten ist integriert in das Kampagnenportal, hier wird jedoch auf Privatisierung verzichtet, im Vordergrund steht klar der Politiker Lindner.

Blog- und Chatfaktor: No Blogs, No Chats.

Fun-Faktor: Spaßwahlkampf auch hier Fehlanzeige: Quitschgelbe, himmelblau-akzentuierte Seriosität.

WASG Berlin

Resümee: Auch die WASG setzt auf die Marke „Berlin“ in Bild und Titel. Die Farbe der Kampagne ist orange, das Design der Seiten ist einheitlich und professionell. Die Spitzenkandidatin Lucy Redler ist klar die Unique-Selling-Proposition. Wie zu erwarten ist hier die Diskussionsfreudigkeit mit dem User größer als bei den etablierten Parteien.

Portal des Landesverbandes:
www.wasg-berlin.de

Professionelles nüchternes Design. Die Seite bietet die üblichen Informationen und weißt auf der Startseite gemäß linker Tradition keine Kandidatenfotos auf.

Kampagnenseiten:
www.waehlt-wasg.de

Die Startseite öffnet direkt mit einem großen Foto von Spitzenkandidatin Lucy Redler und verweist auf einen Video-Podcast mit ihr. Die Seite ist auch ansonsten voll mit dem (leider immergleichen) Kampagnenfoto von Redler und – auch nicht ganz untypisch für linke Parteien – etwas textlastig.

Website des Spitzenkandidaten:
www.lucy-redler.de

Auch hier wiederholen sich die immergleichen zwei Fotomotive der jungen Spitzenkandidatin. Obschon auch auf dieser Seite die Farbe orange dominiert, ist ein deutlicher qualitativer Unterschied zu den professionell gemachten Seiten der Kampagne und des Landesverbandes zu erkennen.

Blog- und Chatfaktor: Nur die üblichen Kontaktformulare.

Fun-Faktor: Auch hier nichts mit lustig. Hier geht es ebenfalls um die seriöse Ansprache der Wählerschaft.


Zur Analyse der Wahlkampfseiten in den Landtagswahlen Mecklenburg-Vorpommern 2006.

Update (8.9.2006): Methodisches Vorgehen

Die hier begutachteten Internetseiten wurden stets nach dem selben

Prinzip lokalisiert: Eine Google-Suche mit dem Namen des

Parteilandesverbands bildete die Grundlage. Zunächst wurden die Seiten des Landesverbandes betrachtet. Falls es von dort aus keinen direkt sichtbaren Verweis auf die Kampagnenseiten gab, wurde der Slogan der Kampagne in Google gesucht. Gleiches galt auch die Seiten der Spitzenkandidaten: In den meisten Fällen verwiesen die Parteiseiten direkt auf die externen Seiten der Spitzenkandidaten. Wo dies nicht der Fall war, erfolgte eine eigene Google-Suche nach dem Namen des Spitzenkandidaten. Diese Vorgehensweise entspricht einer Suche politisch interessierter Surfer. Es kann letztlich nicht ausgeschlossen werden, dass auf diese Weise Seiten, die hier eigentlich begutachtet hätten werden müssen, durch dieses Raster gefallen sind. Die Autorin bittet dies zu entschuldigen und rät allen Verantwortlichen für diese Seiten: Nicht ärgern, Linkführung überprüfen und optimieren – JETZT!