Am 22. Mai war Patrick Gensing, der Blogger von npd-blog.info und freie Journalist, zu Gast in der Blogsprechstunde von politik-digital.de in Kooperation mit den Blogpiloten. Was er zum Thema „NPD im Netz“ zu sagen hatte, ist hier im Chattranskript zu lesen.


Auch den medialen Umgang mit der NPD und den Szenenvergleich zwischen Ost und West diskutierte Patrick Gensing mit den Nutzern. Hier einige Fragen und Antworten aus dem Chat:
Werther: Wie soll man als nicht-journalistischer Blogger mit der NPD umgehen? Ignorieren oder bloßstellen?
Patrick Gensing: Niemand sollte die NPD und den Neonazismus ignorieren, also auch nicht die Blogger-Gemeinde, denke
ich. Blogger sollten sich eben auch ihrer Verantwortung bewusst sein, dass sie mit ihren Beiträgen die öffentliche Meinung beeinflussen. Und jeder Blogger ist ja auch irgendwo Journalist, wenn auch nicht Profi. Aber ein paar Grundsätze gibt es, die ja auch außerhalb des World Wide Web gelten: Keinen Unsinn verbreiten, sondern überlegen, was man schreibt und die richtigen Quellen aussuchen: Wer wirkt glaubwürdig? Wer veröffentlicht was aus welchem Interesse? Ist natürlich schwierig, klar. Aber ignorieren ist keine Lösung. So schade das ist!
fnord: Glauben Sie, dass es im Netz Angebote gibt, die für Nazis schwerer zu nutzen sind? Blogs von rechts sind bisher ja eher nicht bekannt. Auch ihre Versuche bei MySpace sind ja eher gescheitert. Macht es das so genannte „Web2.0" den Nazis schwerer, weil es weniger anonym ist?
Patrick Gensing: Ja, das kann gut sein. Es findet eine Qualitätskontrolle durch die Masse der User statt, diese können die wenigen Nazis schlecht beeinflussen. Außerdem fehlen ihnen fähige Leute, daher gibt es auch nur so wenige "gute" Angebote von Neonazis im World Wide Web.
local: Sollte man gegen rechte Inhalte im Internet rechtlich vorgehen? Ist die Grenze zwischen „verfassungsrechtlich noch ok" und „strafbar" da nicht ziemlich schmal?
Patrick Gensing: Es gibt Einträge, da gibt es keine „schmale Grenze", die sind so eindeutig verfassungsfeindlich und rassistisch, mehr geht eigentlich kaum. Die Strafermittler argumentieren dann, die Server stehen in den USA, man könne da nichts machen. Nun haben aber viele Anbieter auch Richtlinien gegen „Hate-crimes" oder ähnliches. Ich denke, da gibt es eine Handhabe, wenn man wirklich Interesse hätte. Auch finde ich es erstaunlich, dass man schon lange Computer online durchsucht und allen möglichen Schnickschnack anstellt, aber nicht in der Lage ist, einen Verfasser einer bekannten Neonazi-Seite aus Mecklenburg-Vorpommern die Urheberschaft nachzuweisen. Andererseits ist es auch ganz beruhigend, dass der Staat/die Ermittler das offenbar nicht können. Denn natürlich möchte ich mich nicht für Online-Durchsuchungen aussprechen. Auch Nazis haben Rechte, das sollte man nie vergessen.
bergedorf: Gibt es eigentlich auch Watchblogger für andere Parteien?
Patrick Gensing: Ich glaube nicht. Wie gesagt: Das wundert mich auch. Denn es wäre doch auch für Leute an der SPD-Basis spannend, die eigene Parteiführung zu beobachten. Aber es geht natürlich auch einfacher, wenn man einen klaren Gegner hat, so wie eben die NPD. Es gibt aber Abgeordnetenwatch, was sich ja als ein Instrument den Bürgern anbietet, um die Politiker und Abgeordneten genau zu beobachten und an ihren Wahlversprechen zu messen.
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